Der Dunkle Turm 6 - Susannah
aufzurichten, schaffte es nicht, sank zurück. »Nein, Sie haben gesagt, ich darf ihn aufziehen! O bitte… auch wenn’s nur für eine kleine Weile ist, ich bitte Sie…«
Dann brachen die bisher schlimmsten Wehen über Susannah herein – rollten über beide hinweg, begruben sie unter sich. Sie schrien gemeinsam auf, und Susannah brauchte Scowther nicht zu hören, der ihr befahl, sie solle pressen, jetzt PRESSEN!
»Es kommt, Doktor!«, rief die Krankenschwester in aufgebrachter Ekstase.
Susannah schloss die Augen, und während sie spürte, dass der Schmerz aus ihr hinauszufließen begann – wie Wasser, das wirbelnd durch einen dunklen Ausguss abfloss –, fühlte sie auch das tiefste Leid, das sie je empfunden hatte. Es war nämlich Mia, in die das Baby floss: die letzten verbleibenden Zeilen der lebenden Botschaft, zu deren Übermittlung Susannahs Körper irgendwie veranlasst worden war. Es endete nun. Was auch als Nächstes geschehen würde, dieser Teil ging zu Ende, und Susannah Dean stieß einen Schrei aus, in dem sich Bedauern und Erleichterung mischten – einen Schrei, der im Grunde einem Song glich.
Und auf den Flügeln dieses Songs kam Mordred Deschain, Sohn des Roland (und eines anderen, o könnt ihr Discordia sagen) auf die Welt.
VORSÄNGER: Commala-come-kass!
The child has come at last!
Sing your song, O sing it well,
The child has come to pass.
CHOR: Commala-come-kass,
The worst has come to pass.
The Tower trembles on its ground;
The child has come at last.
Koda
S EITEN AUS DEM T AGEBUCH EINES S CHRIFTSTELLERS
12. Juli 1977
Mann, es tut gut, wieder in Bridgton zu sein. In »Nanatown«, wie Joe noch heute sagt, behandeln sie uns immer gut, aber Owen hat fast unaufhörlich Theater gemacht. Seit wir wieder zu Hause sind, geht es besser mit ihm. Wir haben nur einmal gehalten, um in Waterville im Silent Woman zu essen (ich habe dort schon besser gegessen, muss ich hinzufügen).
Jedenfalls habe ich ein mir selbst gegebenes Versprechen gehalten und sofort nach meiner Rückkehr eine große Suche nach dieser Dunkler-Turm -Story begonnen. Ich hatte schon fast aufgegeben, als ich die Seiten in der hintersten Garagenecke unter einem Karton mit Tabs alten Katalogen entdeckt habe. Dort hinten war beim »Frühjahrstauwetter« viel Wasser heruntergetropft, und diese komischen blauen Seiten riechen jetzt ganz moderig, aber der Text ist einwandfrei lesbar. Nachdem ich ihn durchgelesen hatte, habe ich mich hingesetzt und das Material über die Zwischenstation (an der der Revolvermann dem Jungen Jake begegnet) um einen kleinen Abschnitt ergänzt. Ich dachte, es könnte irgendwie Spaß machen, eine Wasserpumpe einzufügen, die mit Atomenergie betrieben wird, und hab’s deshalb sofort gemacht. Im Allgemeinen ist die Arbeit an einer alten Story ungefähr so appetitanregend, als äße man ein Sandwich aus schimmligem Brot, aber die Sache hier fühlte sich ganz natürlich an… als schlüpfe man in einen alten Schuh.
Wovon sollte diese Story eigentlich genau handeln?
Das weiß ich nicht mehr, nur noch, dass sie mir vor langer, langer Zeit eingefallen ist. Auf der Rückfahrt aus dem Norden, als meine ganze Familie ein Nickerchen machte, bin ich zufällig ins Nachdenken darüber gekommen, wie David und ich damals aus Tante Ethelyns Haus weggelaufen sind. Wir wollten nach Connecticut zurück, glaube ich. Die »Wachsenen« (d. h. Erwachsenen) erwischten uns natürlich und steckten uns in die Scheune, wo wir Holz sägen mussten. Strafkommando, so nannte es Onkel Oren. Anscheinend ist mir dort draußen etwas Beängstigendes zugestoßen, aber der Teufel soll mich holen, wenn ich noch weiß, was es war, außer dass es rot war. Jedenfalls dachte ich mir danach einen Helden – einen magischen Revolvermann – aus, der mich davor beschützen sollte. Auch Magnetismus oder Energiestrahlen spielten dabei eine Rolle. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das der Ursprung dieser Story war, aber es bleibt merkwürdig, wie verschwommen alles erscheint. Nun ja, wer erinnert sich an all die hässlichen kleinen Winkel seiner Kindheit? Wer will sich an sie erinnern?
Sonst passiert nicht viel. Joe und Naomi machen den Spielplatz unsicher, und Tabbys Planung für ihre Englandreise ist ziemlich abgeschlossen. Mann, diese Story über den Revolvermann will mir nicht mehr aus dem Kopf!
Kann euch sagen, was der olle Roland braucht: ein paar echte
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