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Der Dunkle Turm 6 - Susannah

Titel: Der Dunkle Turm 6 - Susannah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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auf dem Standfuß des Mikrofons, aber stattdessen war dort NORTH CENTRAL POSITRONICS eingeprägt. Also schien jemand ihre Visualisierungstechnik zu steuern, was sie äußerst beängstigend fand.
    Auf dem Kontrollpult unmittelbar hinter dem Mikrofon befand sich eine halbkreisförmige dreifarbige Anzeige, unter der SUSANNAH-MIO stand. Eine Nadel bewegte sich aus dem grünen ins gelbe Feld. Jenseits des gelben Segments wurde die Anzeige rot, und dort war in Schwarz ein einzelnes Wort eingedruckt: GEFAHR .
    Susannah griff nach dem Mikrofon, sah keine Möglichkeit, es zu benutzen, schloss erneut die Augen und stellte sich einen Kippschalter wie den mit WACHEN und SCHLAFEN bezeichneten Schalter vor, nur dass er diesmal seitlich an dem Mikrofon saß. Als sie die Augen wieder öffnete, war der Schalter da. Sie betätigte ihn.
    »Eddie«, sagte sie. Sie kam sich etwas lächerlich vor, sprach aber trotzdem weiter. »Eddie, wenn du mich hörst, mit mir ist alles in Ordnung, zumindest momentan. Ich bin mit Mia in New York. Heute ist der erste Juni 1999, und ich werde versuchen, ihr zu helfen, das Baby zu bekommen. Ich sehe keine andere Möglichkeit. Zumindest muss ich mich selbst von ihm befreien. Eddie, pass gut auf dich auf. Ich…« Ihr stiegen Tränen auf. »Ich liebe dich, Süßer. Ganz arg.«
    Die Tränen liefen ihr über die Wangen. Sie wollte sie schon abwischen, hielt dann aber inne. Hatte sie etwa nicht das Recht dazu, um ihren Mann zu weinen? So viel Recht wie jede andere Frau auch?
    Sie wartete auf eine Antwort, weil sie wusste, dass sie sich eine vorgaukeln konnte, widerstand dem Drang dazu dann aber. Das war jetzt nicht die richtige Situation, um mit Eddies Stimme gedeihliche Selbstgespräche zu führen.
    Plötzlich hatte sie ein doppeltes Bild vor Augen. Sie sah den Dogan als das Phantasiegebilde, das er tatsächlich war. Außerhalb seiner Mauern lag nicht das wüste Land östlich des Flusses Whye, sondern die New Yorker Second Avenue mit ihrem lebhaften Verkehr.
    Mia hatte die Augen geöffnet. Sie fühlte sich wieder gut – dank meiner, Schätzchen, dank meiner – und wollte weiterziehen.
    Susannah ging zurück.
     
     
    4
     
    Im Frühsommer 1999 saß eine Schwarze (die sich selbst noch immer als Negerin bezeichnet hätte) in New York City auf einer Parkbank. Eine schwarze Frau, die ihre Reisetaschen – ihre Gunna – um sich herum verteilt hatte. Eine von ihnen leuchtete in verblasstem Rot. NICHTS ALS TREFFER BEI MID-TOWN-BAHNEN war auf sie aufgedruckt. Drüben auf der anderen Seite war sie rosa gewesen. Rosenfarben.
    Mia stand auf. Aber Susannah kam nach vorn und zwang sie dazu, sich wieder hinzusetzen.
    Warum tust du das?, fragte Mia überrascht.
    Das weiß ich nicht, keine Ahnung. Aber ich schlage vor, dass wir etwas palavern. Wie wär’s, wenn du mir als Erstes erzählen würdest, wohin du eigentlich willst?
    Ich brauche ein Telefung. Jemand wird anrufen.
    Telefon, sagte Susannah. Du hast übrigens Blut auf deiner Bluse, Schätzchen. Und zwar Margaret Eisenharts Blut, und früher oder später wird irgendjemand es als Blut erkennen. Was machst du dann?
    Die Antwort darauf kam wortlos: ein Schwall lächelnder Verachtung. Das machte Susannah zornig. Vor fünf Minuten – oder vielleicht vor einer Viertelstunde, es war schwierig, auf die Zeit zu achten, wenn man sich amüsierte – hatte diese Entführerschlampe noch um Hilfe geschrien. Und nachdem sie die bekommen hatte, hatte sie für ihre Retterin nur ein verächtliches innerliches Lächeln übrig. Noch schlimmer wurde alles dadurch, dass das Miststück Recht hatte: Sie konnte vermutlich den ganzen Tag lang durch die Innenstadt spazieren, ohne dass jemand sie fragte, ob das auf ihrer Bluse angetrocknetes Blut sei oder sie sich vielleicht nur mit Tiramisu bekleckert habe.
    Also gut, sagte sie, aber wo willst du dein ganzes Zeug verstauen, selbst wenn niemand dich wegen der Blutflecken anredet? Dann fiel ihr eine weitere Frage ein, auf die sie vermutlich gleich hätte kommen sollen.
    Mia, weißt du überhaupt, was ein Telefon ist? Und erzähl mir bloß nicht, dass es dort, wo du herkommst, welche gibt.
    Keine Antwort. Nur eine Art wachsames Schweigen. Aber sie hatte das Lächeln vom Gesicht der Schlampe gewischt; wenigstens das hatte sie geschafft.
    Du hast Freunde, nicht wahr? Oder du bildest dir zumindest ein, Freunde zu haben. Leute, mit denen du hinter meinem Rücken geredet hast. Leute, die dir helfen werden. Das glaubst du wenigstens.
    Hilfst du mir

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