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Der Dunkle Turm 6 - Susannah

Titel: Der Dunkle Turm 6 - Susannah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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sicher, dass die Antwort Ja lauten würde. Sie dachte: Dad-a-chuck, dad-a-Tröte, keine Sorge, Mädchen, du hast jetzt die Schildkröte! Das war ein so alberner Reim, dass sie beinahe laut gelacht hätte.
    Und zu Mia sagte sie: Überlass die Sache mir.
    Welche Sache? Ich verstehe nicht, was…
    Ich weiß, dass du nichts verstehst. Überlass deshalb alles mir. Einverstanden?
    Sie wartete Mias Antwort nicht ab. Sie wandte sich wieder dem Geschäftsmann zu, lächelte strahlend und hielt dabei die Schildkröte so, dass er sie gut sehen konnte. Sie ließ sie von links nach rechts schweben und beobachtete, wie er ihr mit den Augen folgte, ohne dabei den Kopf mit der eindrucksvollen weißen Mähne im Geringsten zu bewegen.
    »Wie heißen Sie, Sai?«, fragte Susannah.
    »Mathiessen van Wyck«, antwortete der Mann. Seine Augen rollten langsam in den Höhlen, während er die Schildkröte anstarrte. »Ich bin zweiter Sekretär des schwedischen UN-Botschafters. Meine Frau hat sich einen Liebhaber genommen. Das macht mich traurig. Meine Verdauung ist wieder regelmäßig, der Tee, den die Hotelmasseuse mir empfohlen hat, wirkt gut, und das macht mich glücklich.« Eine Pause, dann: »Ihre Skölpadda, die macht mich glücklich.«
    Susannah war fasziniert. Hätte er es getan, wenn sie diesen Mann aufgefordert hätte, die Hosen herunterzulassen und den frisch regulierten Darm auf dem Gehsteig zu entleeren? Natürlich hätte er’s getan.
    Sie sah sich schnell um und stellte fest, dass niemand in ihrer unmittelbaren Nähe war. Das war zwar gut so, aber sie hielt es trotzdem für angebracht, diese Sache so schnell wie möglich zu erledigen. Jake hatte mit seinem Schlüssel immerhin eine hübsche kleine Menschenmenge angelockt. Sie hatte nicht den Wunsch, ihn zu imitieren, solange es sich vermeiden ließ.
    »Mathiessen«, begann sie, »Sie haben davon gesprochen…«
    »Mats«, sagte er.
    »Wie bitte?«
    »Nennen Sie mich bitte Mats. Das ist mir lieber.«
    »Also gut, Mats, Sie haben davon gesprochen…«
    »Sprechen Sie Schwedisch?«
    »Nein«, sagte sie.
    »Dann reden wir eben weiter Englisch.«
    »Ja, mir wär’s lieber, wenn…«
    »Ich habe eine ziemlich wichtige Position«, sagte Mats, ohne die Schildkröte aus den Augen zu lassen. »Ich habe mit vielen wichtigen Leuten zu tun. Ich gehe auf Cocktailpartys, zu denen attraktive Frauen ›im kleinen Schwarzen‹ kommen.«
    »Das ist bestimmt sehr aufregend für Sie. Mats, ich möchte, dass Sie jetzt die Klappe halten und sie nur aufmachen, wenn Sie gefragt sind. Tun Sie das?«
    Mats schloss den Mund. Er machte dabei sogar eine komische kleine Bewegung, so als würde er einen Reißverschluss vor den Lippen zuziehen, ließ aber die Schildkröte weiterhin nicht aus den Augen.
    »Sie haben ein Hotel erwähnt. Wohnen Sie in einem Hotel?«
    »Jah, ich wohne im New York Plaza-Park Hyatt an der Ecke First und Forty-sixth. Aber ich ziehe bald in die Eigentumswohnung um, die ich…«
    Mats schien zu merken, dass er wieder zu viel redete, und hielt den Mund.
    Susannah überlegte angestrengt, wobei sie die Schildkröte vor ihrer Brust hielt, damit ihr neuer Freund sie sehr wohl sehen konnte.
    »Mats, hör mir gut zu, okay?«
    »Ich horche, um zu hören, Mistress-Sai, und höre, um zu gehorchen.« Das Gesagte – zumal es in Mats’ niedlichem skandinavischem Akzent herauskam – bewirkte einen hässlichen kleinen Schock bei ihr.
    »Besitzt du eine Kreditkarte?«
    Mats lächelte stolz. »Ich habe viele davon. Ich habe American Express, Mastercard und Visa. Ich habe die EuroGold-Card. Ich habe…«
    »Gut, das ist gut. Ich möchte, dass du ins…« Für einen Augenblick war ihr Verstand wie leer gefegt, aber dann fiel ihr der Name wieder ein. »… dass du ins Hotel Plaza-Park gehst und dort ein Zimmer nimmst. Buche es für eine Woche. Wenn gefragt wird, für wen es ist, sagst du, dass es für eine Bekannte ist, für eine alte Freundin.« Dann fiel ihr eine mögliche Unannehmlichkeit ein. Das hier war New York, der Norden, im Jahr 1999, und wenn man auch gern glaubte, dass sich alles in die richtige Richtung weiterentwickelte, war es besser, sich zu vergewissern. »Werden sie Unannehmlichkeiten machen, weil ich eine Negerin bin?«
    »Nein, natürlich nicht.« Er wirkte überrascht.
    »Also, du nimmst das Zimmer unter deinem Namen und sagst an der Rezeption, dass eine Frau namens Susannah Mia Dean darin wohnen wird. Hast du das verstanden?«
    »Jah, Susannah Mia Dean.«
    Was noch? Natürlich Geld.

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