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Der Dunkle Turm 6 - Susannah

Titel: Der Dunkle Turm 6 - Susannah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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sein, aber alle waren sie… anders. Die Welt hatte sich weiterbewegt. Susannah kam es so vor, als wäre ihr New York, das von 1964, ein Baseballteam aus der Provinz gewesen. Dies hier war die Major League.
    Sie blieb unmittelbar hinter der Drehtür stehen, zog die geschnitzte Schildkröte aus der Tasche und orientierte sich erst einmal in der Hotelhalle. Zur Linken lag der Salonbereich. Dort saßen zwei Frauen, die sich unterhielten, und Susannah starrte sie einen Augenblick lang an, weil sie kaum glauben konnte, wie viel Bein die beiden unter dem Saum ihrer Röcke (welcher Röcke, haha?) sehen ließen. Und sie waren auch keine Teenager oder College-Häschen; sie waren Frauen, die mindestens in den Dreißigern waren (sie konnten natürlich auch in den Sechzigern sein, wer konnte schon wissen, was für medizinische Fortschritte es in den vergangenen fünfunddreißig Jahren gegeben hatte).
    Rechts neben dem Eingang befand sich eine Geschenkboutique. Irgendwo im Schatten dahinter klimperte ein Klavier etwas wohltuend Vertrautes – »Night and Day« –, und Susannah wusste sofort, was sie erwartet hätte, wenn sie diesem Geräusch gefolgt wäre: jede Menge Ledersessel, viele Flaschen und blank polierte Gläser und ein Gentleman in weißer Jacke, der ihr bereitwillig einen Drink serviert hätte, auch wenn es erst früher Nachmittag war. All das empfand sie als entschiedene Erleichterung.
    Unmittelbar vor ihr lag die Rezeption, hinter deren Theke die exotischste Frau stand, die Susannah in ihrem ganzen Leben zu sehen bekommen hatte. Sie schien zu etwa gleichen Teilen weiße, schwarze und chinesische Vorfahren gehabt zu haben. Im Jahr 1964 wäre eine Frau dieser Art – und wäre sie noch so schön gewesen – zweifellos als Mischling bezeichnet worden. Hier war sie in ein höchst elegantes Kostüm gesteckt und an die Rezeption eines großen First-Class-Hotels gestellt worden. Der Dunkle Turm mochte zunehmend einsturzgefährdet sein, dachte Susannah, und die Welt mochte sich weiterbewegen, aber diese Schönheit am Hotelempfang war Beweis genug dafür (falls einer nötig war), dass nicht alles einstürzte oder sich in die falsche Richtung entwickelte. Die Frau sprach gerade mit einem Gast, der sich über die Videogebühr, was immer das sein mochte, auf seiner Rechnung beschwerte.
    Schon gut, das ist eben die Zukunft, sagte Susannah sich wieder. Reine Science-Fiction – wie die Stadt Lud. Am besten nicht groß darüber nachdenken.
    Mir ist egal, was oder wann das hier ist, sagte Mia. Ich will zu einem Telefon. Ich muss mich um meinen kleinen Kerl kümmern.
    Susannah ging an einem Plakat vorbei, das auf einer Staffelei stand, kehrte dann aber noch einmal um und sah es sich genauer an.
     
    AM 1. JULI 1999 WIRD DAS
    NEW YORK PLAZA-PARK HYATT
    ZUM HOTEL REGAL U.N. PLAZA
    WIEDER EIN GROSSARTIGES PROJEKT VON
    SOMBRA/NORTH CENTRAL!!
     
    Sombra wie bei den Turtle-Bay-Luxuseigentumswohnungen, dachte Susannah, die anscheinend nie gebaut wurden, weil dort jetzt dieser Büroturm mit der schwarzen Glasfassade steht. Und North Central wie in North Central Positronics. Interessant.
    Sie spürte ein plötzliches schmerzhaftes Stechen im Kopf. Stechen? Teufel, das war ein Blitzstrahl. Er ließ ihr die Augen tränen. Und sie wusste, wer ihn geschickt hatte. Mia, die kein Interesse an der Sombra Corporation, North Central Positronics oder dem Dunklen Turm selbst hatte, wurde allmählich ungeduldig. Susannah wusste, dass sie das würde ändern müssen – oder es zumindest versuchen. Mia war blindlings auf ihren kleinen Kerl fixiert, aber wenn sie ihn wirklich behalten wollte, würde sie ihr Blickfeld vielleicht etwas erweitern müssen.
    Die wird sich auf jedem verdammten Schritt vom Weg wehren, sagte Detta. Ihre Stimme klang scharfsinnig und taff und unbekümmert. Das weißt du auch, was?
    Sie wusste es.
    Susannah wartete, bis der Mann mit dem Problem der Empfangsdame erklärt hatte, er habe diesen Ab-achtzehn-Film zwar aus Versehen abgerufen, aber trotzdem nichts dagegen, dafür zu bezahlen, wenn er nur nicht auf seiner Zimmerrechnung erscheine, und trat dann selbst an die Theke. Das Herz schlug ihr bis zum Hals.
    »Ich glaube, mein Freund Mathiessen van Wyck hat hier ein Zimmer für mich gebucht«, sagte Susannah. Sie merkte, dass die Empfangsdame die Flecken auf ihrer Bluse mit wohlerzogener Missbilligung betrachtete, und lachte betreten. »Ich kann’s kaum erwarten, zu duschen und mich umzuziehen. Ich habe einen kleinen Unfall

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