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Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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stocken.
    Roland nickte. »Sollte er dann noch immer zögern, erklärt Ihr ihm, dass Chevin von Chayven sagt, dass er mitkommen muss. Sie reden ziemlich schlicht, hab ich Recht?«
    »Klar«, sagte Dinky. »Aber, Mister … Ihr könnt keinen Rod wieder freilassen, wenn er hier oben war und Sie gesehen hat. Sie ahnen nicht, wie schwatzhaft diese Kerle sind!«
    »Bringt einen mit«, sagte Roland, »und wir werden sehen, was es zu sehen gibt. Ich habe das, was mein Ka-Mai Eddie als ›ein Gefühl‹ bezeichnet. Ihr kennt solche inneren Gefühle?«
    Ted und Dinky nickten.
    »Bewahrheitet es sich, gut. Tut’s das nicht … dann könnt ihr euch darauf verlassen, dass der Bursche niemandem erzählt, was er hier gesehen hat.«
    »Sie würden ihn umlegen, wenn Ihr Gefühl sich als falsch erweist?«, fragte Ted.
    Roland nickte.
    Ted lachte bitter. »Natürlich würden Sie das tun. Das erinnert mich an die Episode in Huckleberry Finn, wo Huck einen Flussdampfer in die Luft fliegen sieht. Er läuft mit dieser Neuigkeit zu Miss Watson und der Witwe Douglas, und als eine von ihnen fragt, ob jemand umgekommen sei, antwortet Huck völlig selbstsicher: ›Nein, Ma’am, bloß ein Nigger.‹ In diesem Fall können wir sagen: ›Nur ein Rod. Der große Revolvermann hatte da so ein Gefühl, aber es hat sich nicht bewahrheitet.‹«
    Roland bedachte ihn mit einem Lächeln, das unnatürlich viele Zähne sehen ließ. Eddie, der dieses Lächeln von früher kannte, war froh, dass es nicht ihm galt. Roland sagte: »Ich dachte, Ihr wüsstet, was auf dem Spiel steht, Sai Ted. Oder habe ich da etwas missverstanden?«
    Ted erwiderte seinen Blick einige Sekunden lang, dann sah er zu Boden. Seine Lippen bewegten sich lautlos.
    Dinky schien inzwischen ein stummes Palaver mit Stanley gehalten zu haben. Jetzt sagte er: »Wenn Sie also einen Rod haben wollen, besorgen wir Ihnen einen. Das ist kein großes Problem. Das Problem könnte lediglich darin bestehen, überhaupt hierher zu gelangen. Sollten wir’s nicht schaffen …«
    Roland wartete geduldig darauf, dass der junge Mann seinen Satz zu Ende brachte. Als er das nicht tat, fragte der Revolvermann: »Was sollen wir tun, falls ihrs nicht schafft?«
    Ted zuckte die Achseln. Mit dieser Geste imitierte er Dinkys Schulterzucken so perfekt, dass es schon komisch wirkte. »Das Beste, was ihr könnt«, sagte er. »In den Katakomben lagern auch Waffen. Dutzende der elektrischen Piranhas, die sie Schnaatze nennen. Eine Anzahl von Gewehren – das Modell AR-15 der U.S. Army –, die manche von den niederen Männern Schnellschießer nennen, wie ich gehört habe. Da sind auch noch andere Dinge, von denen wir aber nichts Bestimmtes wissen.«
    »Dazu gehört auch eine Art Science-Fiction-Strahler wie aus einem Film«, sagte Dinky. »Ich glaube, dass er dazu dient, Dinge irgendwie aufzulösen, aber ich bin entweder zu dämlich, um ihn einzuschalten, oder die Batterie ist leer.« Er wandte sich an den Weißhaarigen. »Die fünf Minuten sind längst vorbei. Wir sollten schleunigst ein Brikett nachlegen und abdampfen, Tedster. Komm, wir machen die Fliege!«
    »Gut. Also, wir kommen morgen wieder. Vielleicht habt ihr bis dahin ja einen Plan.«
    »Ihr nicht?«, fragte Eddie überrascht.
    »Mein Plan war, von hier zu fliehen, junger Mann. Was mir damals schrecklich clever erschienen ist. Ich bin bis ins Frühjahr 1960 geflüchtet. Dort haben sie mich mit etwas Unterstützung durch die Mutter meines jungen Freundes Bobby geschnappt und hierher zurückgebracht. Aber jetzt müssen wir wirklich …«
    »Noch eine Minute, wenn’s beliebt«, sagte Roland und trat auf Stanley zu. Stanley hielt den Kopf gesenkt, aber seine stoppelbärtigen Wangen röteten sich abermals. Und …
    Er zittert, dachte Susannah. Wie ein Waldtier, das seinen ersten Menschen sieht.
    Stanley schien etwa Mitte dreißig zu sein, konnte aber auch älter sein; sein Gesicht wies die sorglose Glätte auf, die Susannah mit bestimmten geistigen Defekten in Verbindung brachte. Ted und Dinky hatten beide Pickel, während bei Stanley keine zu sehen waren. Roland legte ihm beide Hände auf die Unterarme und betrachtete ihn ernsthaft. Anfangs fiel der Blick des Revolvermanns nur auf die schwarze Lockenpracht auf Stanleys gesenktem Kopf.
    Dinky wollte etwas sagen. Ted brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen.
    »Willst du mir nicht ins Gesicht sehen?«, fragte Roland. Er sprach mit einer Sanftheit, die Susannah noch selten in seiner Stimme gehört hatte.

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