Der Dunkle Turm 7 - Der Turm
habt Ihr vorhin selbst gesagt, und wir spüren es alle. Wissen die Brecher, wie sie ernährt werden? Was man ihnen gibt, um ihre Fähigkeiten zu steigern?«
Ted setzte sich abrupt auf einen Felsbrocken und starrte auf das glänzende Gespinst aus Bahngleisen hinunter. »Jesus«, sagte er. »Es hat mit den Kindern zu tun, für die der Bahnhof eine Durchgangsstation ist, stimmt’s?«
»Ja.«
»Niemand weiß es, ich auch nicht«, fuhr Ted ebenso nachdrücklich fort. »Wir bekommen täglich Dutzende von Pillen. Wir kriegen morgens, mittags und abends welche. Manche sind Vitamine. Andere sollen uns zweifellos gefügig halten. Ich habe einigen Erfolg damit gehabt, diese in meinem Körper zu neutralisieren – und auch bei Dinky und Stanley. Aber … damit diese Neutralisierung wirkt, Revolvermann, muss man sie selbst wollen. Sie verstehen, was ich meine?«
Roland nickte.
»Ich habe seit langem vermutet, dass sie uns auch eine Art … ich weiß nicht … eine Art Gehirndoping geben … aber bei so vielen Pillen lässt sich unmöglich feststellen, welche das sein könnte. Welche uns zu Kannibalen oder Vampiren oder zu beiden macht.« Er hielt inne und starrte dabei auf den unfassbaren Sonnenstrahl hinunter. Dann streckte er die Hände aus. Dinky ergriff eine, Stanley die andere.
»Passt auf!«, sagte Dinky. »Jetzt kommt was Gutes.«
Ted schloss die Augen. Das taten auch die beiden anderen. Vorläufig war nichts zu sehen außer drei Männern, die über die dunkle Wüste zu dem Sonnenstrahl à la Cecil B. DeMille hinübersahen … und sie sahen ihn, das wusste Roland. Selbst mit geschlossenen Augen.
Der Sonnenstrahl erlosch. Etwa zehn Sekunden lang war es im Devar-Toi ebenso dunkel wie in der Wüste, auf dem Bahnhof Donnerschlag oder den Hängen unter der Steek-Tete. Dann flammte jenes absurd goldene Licht wieder auf. Dinky stieß einen rauen (aber nicht unzufriedenen) Seufzer aus, ließ Teds Hand los und trat von ihm weg. Im nächsten Augenblick ließ Ted auch Stanleys Hand los und wandte sich an Roland.
»Ihr wart das?«, fragte der Revolvermann.
»Wir drei gemeinsam«, sagte Ted, »aber vor allem Stanley. Er ist ein äußerst starker Sender. Zu den wenigen Dingen, die Prentiss und die niederen Männer und die Taheen wirklich in Panik geraten lassen, gehören Ausfälle ihrer künstlichen Sonne. Das passiert in letzter Zeit nämlich häufiger, und das nicht nur, weil wir uns daran zu schaffen machen. Die Maschinerie …« Er hob die Schultern. »Sie geht dem Ende entgegen.«
»Wie alles andere«, sagte Eddie.
Ted wandte sich ihm zu, ohne zu lächeln. »Aber nicht schnell genug, Mr. Dean. Dieses Herumfummeln an den beiden letzten Balken muss aufhören, muss sehr bald aufhören, sonst ist’s zu spät. Dinky, Stanley und ich sind bereit, euch zu helfen, selbst wenn das bedeuten sollte, dass die anderen Brecher dabei alle umgebracht werden.«
»Klar«, sagte Dinky trübe lächelnd. »Wenns der Reverend Jim Jones konnte, warum nicht auch wir.«
Ted warf ihm einen tadelnden Blick zu, bevor er sich wieder an Rolands Ka-Tet wandte. »Vielleicht kommt es ja nicht dazu. Aber falls doch …« Er stand ruckartig auf und packte Roland am Arm. »Sind wir etwa Kannibalen?«, fragte er mit scharfer, sich fast überschlagender Stimme. »Haben wir die von den Grünkitteln aus dem Grenzland entführten Kinder gefressen?«
Roland schwieg.
Ted wandte sich an Eddie. »Ich will’s wissen.«
Eddie gab keine Antwort.
»Madam-Sai?«, sagte Ted zu der Frau, die auf Eddies Hüfte saß. »Wir sind bereit, Ihnen zu helfen. Wollen Sie mir nicht helfen, indem Sie meine Frage beantworten?«
»Würde das Wissen etwas ändern?«, lautete Susannahs Gegenfrage.
Ted starrte sie noch einen Augenblick an, dann wandte er sich Jake zu. »Du könntest wirklich der Zwilling meines jungen Freundes sein«, sagte er. »Weißt du das, mein Junge?«
»Nein, aber es wundert mich nicht«, sagte Jake. »So funktionieren die Dinge hier drüben offenbar. Alles … äh … passt irgendwie zusammen.«
»Willst du mir nicht erzählen, was ich wissen möchte? Bobby würde das tun.«
Damit du dich lebendig verzehren kannst?, dachte Jake. Nicht sie, sondern dich selbst auffressen?
Er schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht Bobby«, sagte er. »Auch wenn ich ihm noch so sehr ähnlich sehe.«
Ted nickte seufzend. »Ihr haltet zusammen, was mich auch nicht groß wundern sollte. Schließlich seid ihr ein Ka-Tet.«
»Wir müssen los«, sagte Dinky auf einmal zu
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