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Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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»Willst du’s nicht tun, Stanley, Sohn des Stanley. Sheemie, der einst war?«
    Susannah merkte, wie ihr die Kinnlade herunterklappte. Neben ihr grunzte Eddie wie jemand, dem man einen Magenhaken verpasst hatte. Sie dachte: Aber Roland ist alt … so alt! Wenn das wirklich der Saloonjunge ist, den er in Mejis gekannt hat – den mit dem Esel und der rosa sombrera –, dann muss auch er …
    Der Mann hob langsam den Kopf. Die Tränen liefen ihm übers Gesicht.
    »Der gute alte Will Dearborn«, sagte er. Seine Stimme war heiser und schwankte in der Tonhöhe derart stark, wie es eine Stimme tat, die lange brachgelegen hatte. »Tut mir schrecklich Leid, Sai. Würdest du deinen Revolver ziehen und mich erschießen, ich würd’s verstehen. Das täte ich.«
    »Wieso sagst du das, Sheemie?«, fragte Roland mit derselben sanften Stimme wie zuvor.
    Stanleys Tränen flossen nun noch schneller. »Du hast mir das Leben gerettet. Arthur und Richard auch, aber vor allem du, der gute alte Will Dearborn, der in Wirklichkeit Roland von Gilead war. Aber ich hab Susan sterben lassen! Sie, die du geliebt hast! Und die auch ich geliebt habe!«
    Das Gesicht des Mannes war wie von Schmerzen verzerrt. Er wollte sich aus Rolands Griff befreien, aber Roland hielt ihn fest.
    »Nichts davon war deine Schuld, Sheemie.«
    »Ich hätte für sie sterben müssen!«, rief Stanley aus. »Ich hätte an ihrer Stelle sterben sollen! Ich bin dumm! Blöd, wie alle immer gesagt haben!« Er schlug sich ins Gesicht, erst auf die eine Seite, dann auf die andere, sodass rote Abdrücke zurückblieben. Bevor er das noch einmal tun konnte, griff Roland die Hand und zwang sie wieder nach unten.
    »’s war Rhea, die den Schaden angerichtet hat«, sagte Roland.
    Stanley – der vor einer Äone Sheemie gewesen war – sah in Rolands Gesicht und erforschte dessen Blick.
    »Aye«, sagte Roland und nickte, »’s war die vom Cöos … und ich ebenso. Ich hätte bei ihr bleiben sollen. Wenn jemand in dieser Sache schuldlos war, Sheemie – Stanley –, dann warst es du.«
    »Sagst du das, Revolvermann? Wahrhaftig-wahr?«
    Roland nickte. »Wir können darüber palavern, so lange wie du willst, und auch über jene alten Zeiten, aber nicht jetzt. Im Augenblick drängt die Zeit. Du musst mit deinen Freunden gehen, und ich werde bei meinen bleiben.«
    Sheemie sah ihn noch einen Augenblick länger an, und Susannah erkannte in ihm jetzt den Jungen, der in einem längst untergegangenen Saloon namens Travellers Rest geschäftig hin und her geeilt war, leere Bierkrüge eingesammelt, sie in den Spülbottich unter dem Wildfang genannten zweiköpfigen Elch hatte gleiten lassen und einem gelegentlichen Rempler von Coral Thorin oder den noch boshafteren Tritten ausgewichen war, die oft von einer alternden Hure namens Pettie das Trampel kamen. Sie konnte den Jungen sehen, der beinahe dafür umgebracht worden war, dass er Schnaps auf die Stiefel eines harten Burschen namens Roy Depape verschüttet hatte. Es war Cuthbert gewesen, der Sheemie in jener Nacht das Leben gerettet hatte … aber es war Roland gewesen – jener, den die Einwohner der Stadt als Will Dearborn kannten –, der sie alle gerettet hatte.
    Sheemie schlang Roland die Arme um den Hals und drückte ihn an sich. Roland lächelte und streichelte mit seiner verkrüppelten Rechten das lockige Haar. Ein lautes, trompetendes Schluchzen entrang sich Sheemies Kehle. In den Augenwinkeln des Revolvermanns konnte Susannah Tränen erkennen.
    »Aye«, sagte Roland, der mit fast unhörbar leiser Stimme sprach. »Ich hab immer gewusst, dass du was Besonderes bist; Bert und Alain haben’s auch gewusst. Und hier finden wir einander wieder: eine glückliche Begegnung weiter den Pfad entlang. Dies ist eine glückliche Begegnung, Sheemie, Sohn des Stanley. In der Tat. In der Tat.«

Kapitel VI
    D ER H ERR DES B LAUEN H IMMELS
    1
     
    Pimli Prentiss, Herr über den Algul Siento, war auf der Toilette, als Finli (in manchen Kreisen auch als »das Wiesel« bekannt) an die Tür klopfte. Prentiss begutachtete seinen Teint im Licht der unbarmherzigen Leuchtstoffröhre über dem Waschbecken. Im Vergrößerungsspiegel wirkte die Haut wie eine gräuliche, mit Kratern durchsetzte Ebene – nicht viel anders als die Oberfläche des Ödlandes, von dem der Algul auf allen Seiten umgeben war. Der Pickel, auf den er sich gegenwärtig konzentrierte, sah wie ein ausbrechender Vulkan aus.
    »Wer ist’s für mich?«, brüllte Prentiss, obwohl er sich das

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