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Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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ausdruckslosen Augen gesickert waren.
    »Und das Beste daran ist«, hatte Pimli hinzugefügt, »dass du nach NBA-Begriffen praktisch ewig spielen könntest. Beispielsweise, hör mich wohl an, war der berühmteste Spieler in meiner alten Heimat (obwohl ich ihn nie selbst habe spielen sehen; er hat erst nach meiner Zeit richtig Karriere gemacht) ein Kerl namens Michael Jordan, und der …«
    »Was wäre er, wenn er ein Taheen wäre?«, hatte Finli ihn unterbrochen. Das war ein Spiel, das sie oft spielten – vor allem, wenn sie einen über den Durst getrunken hatten.
    »Ein Wiesel, glaub ich, und ein verdammt gut aussehendes dazu«, hatte Pimli gesagt, und zwar in einem überraschten Ton, der Finli komisch erschienen war. Er hatte wieder vor Lachen gebrüllt, bis ihm Tränen aus den Augen schossen.
    »Aber«, hatte Pimli fortgefahren, »seine Karriere war nach kaum fünfzehn Jahren vorbei – inklusive einer Auszeit und mehrerer Come-back-Versuche. Wie lange könntest du ein Spiel spielen, bei dem du nicht mehr tun müsstest, als ungefähr eine Stunde lang auf einem Platz, der nicht größer als ein Campa-Feld ist, hin und her zu rennen, Fin?«
    Finli o’ Tego, damals über dreihundert Jahre alt, hatte die Achseln gezuckt und mit einer Hand in Richtung Horizont geschnippt. Delah. Unendlich viele Jahre lang.
    Und wie lange existierte der Blaue Himmel – Devar-Toi für die neueren Insassen, Algul Siento für die Taheen und die Rods –, wie lange stand dieses Gefängnis schon hier? Ebenfalls delah. Aber wenn Finli Recht hatte (und Pimlis Herz sagte ihm, dass er fast sicher Recht hatte), dann war delah fast vorüber. Und was konnte er, einst Paul Prentiss aus Rahway, New Jersey, und jetzt Pimli Prentiss vom Algul Siento, dagegen tun?
    Seinen Job konnte er tun, sonst nichts.
    Seinen beschissenen Job.
     
     
    2
     
    »Also«, sagte Pimli, indem er in einem der beiden Ohrensessel am Fenster Platz nahm, »ihr habt eine Wartungsdrohne gefunden. Wo?«
    »In der Nähe der Stelle, wo Gleis 97 den Rangierbahnhof verlässt«, sagte Finli. »Das Gleis steht noch unter Strom – zumindest seine Stromschiene –, was Erklärung genug sein dürfte. Als wir bereits auf der Rückfahrt waren, hast du dich dann gemeldet und gesagt, dass es noch einen zweiten Alarm gegeben hat.«
    »Ja. Und was habt ihr gefunden?«
    »Nichts«, sagte Finli. »Dieses Mal nichts. Vermutlich eine Fehlfunktion, vielleicht von dem ersten Alarm ausgelöst.« Er zuckte die Achseln, als wollte er bestätigen, was sie beide wussten: Alles ging zum Teufel. Und je näher sie sich dem Ende zubewegten, desto mehr beschleunigte sich dieser Verfall.
    »Du hast dich mit deinen Leuten aber trotzdem gründlich umgesehen, oder?«
    »Natürlich. Keine Eindringlinge.«
    Allerdings dachten die beiden nur an Eindringlinge, die Menschen, Taheen, Can-Toi oder Maschinen waren. Niemand von Finlis Leuten hatte nach oben gesehen, und wenn, dann hätte vermutlich trotzdem keiner Mordred wahrgenommen: eine Spinne, die jetzt ungefähr so groß wie ein mittelgroßer Hund war und im tiefen Schatten der Stahlkonstruktion des Bahnhofsdachs in einer kleinen Hängematte aus Spinnengewebe hockte.
    »Willst du die Telemetrie wegen des zweiten Alarms noch mal kontrollieren?«
    »Auch deshalb«, sagte Finli. »Aber vor allem, weil mir diese Sache irgendwie hei-tei-tei vorkommt.« Das war ein Ausdruck, den er aus einem der vielen Kriminalromane von der anderen Seite hatte – er hatte an Krimis einen Narren gefressen – und bei jeder sich bietenden Gelegenheit benutzte.
    »In welcher Beziehung hei-tei-tei?«
    Finli schüttelte nur den Kopf. Er konnte es nicht sagen. »Aber die Telemetrie lügt nicht. Zumindest hat man mir das mal beigebracht.«
    »Du zweifelst daran?«
    Finli zögerte, weil ihm klar war, dass er sich wieder auf dünnem Eis bewegte – das taten sie beide –, beschloss dann aber, darauf zu pfeifen. »Wir leben in Endzeiten, Boss. Ich zweifle an fast allem.«
    »Gilt das auch für deine Dienstpflichten, Finli o’ Tego?«
    Finli schüttelte, ohne zu zögern, den Kopf. Nein, für seine Dienstpflichten galt das nicht. So war es bei ihnen allen, auch bei dem ehemaligen Paul Prentiss aus Rahway. Pimli konnte sich an irgendeinen alten Soldaten erinnern – vielleicht »Dugout« Doug McArthur –, der einmal gesagt hatte: »Wenn ich eines Tages die Augen schließe, meine Herren, wird mein letzter Gedanke dem Korps gelten. Und dem Korps. Und dem Korps.« Pimlis eigener letzter Gedanke

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