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Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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war.
    Ein Wohnwagengespann passierte den Unfallort, ohne langsamer zu werden, dann rasten zwei schwere Motorräder in Gegenrichtung vorbei. Und Roland hatte eine eigenartig überzeugende Idee: Die Zeit war nicht stehen geblieben, aber sie waren vorläufig nur verschwommen sichtbar. So wurden sie von dem Balken beschützt, der nicht mehr angegriffen wurde und ihnen deshalb helfen konnte, zumindest ein wenig.
     
     
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    Erklär’s ihm noch mal. Es darf kein Missverständnis geben. Und kein Schwachwerden, wie er zuvor schwach geworden ist.
    Er beugte sich hinunter und brachte sein Gesicht so dicht an das von King heran, dass sie sich fast mit der Nase berührten. »Diesmal singst du, bis das Lied zu Ende ist, und schreibst, bis die Geschichte aus ist. Hast du wirklich und wahrhaftig verstanden?«
    »Und sie lebten glücklich und zufrieden bis an ihr seliges Ende«, sagte King verträumt. »Ich wollte, ich könnte das schreiben.«
    »Ich auch.« Das wünschte er sich – mehr als irgendetwas anderes. Trotz seines Kummers kamen noch keine Tränen; seine Augen fühlten sich wie heiße Steine in seinem Kopf an. Vielleicht würden die Tränen später kommen, wenn die Wahrheit dessen, was hier geschehen war, Gelegenheit gehabt hatte, etwas einzusinken.
    »Ich tue, was du sagst, Revolvermann. Unabhängig davon, wie die Geschichte sich entwickelt, wenn die Seiten dünn werden.« Auch Kings Stimme wurde jetzt dünn. Roland glaubte, dass der Mann bald das Bewusstsein verlor. »Tut mir Leid um deine Freunde, tut mir aufrichtig Leid.«
    »Danke«, sagte Roland, der weiter gegen den Drang ankämpfen musste, die Hände um den Hals des Schriftstellers zu legen, um ihn zu erwürgen. Er wollte aufstehen, aber King sagte etwas, was ihn innehalten ließ.
    »Hast du auf ihr Lied gehört, wie ich’s dir gesagt habe? Auf Susannahs Song?«
    »Ich … ja.«
    Jetzt zwang King sich dazu, sich auf einem Ellbogen aufzurichten, und obwohl seine Kräfte sichtlich nachließen, kam seine Stimme trocken und stark. »Sie braucht dich. Und du brauchst sie. Lass mich jetzt hier allein. Spar dir deinen Hass für die auf, die ihn mehr verdienen. Ich habe dein Ka nicht mehr gemacht, als ich Gan oder die Welt geschaffen habe, und das wissen wir beide. Lass deine Narretei – und deinen Kummer – hinter dir, und tu eben das, was du auch von mir verlangst.« King erhob die Stimme zu einem rauen Schrei; er ließ die Hand nach vorn schießen und umklammerte Roland damit erstaunlich kräftig am Handgelenk. »Bring die Arbeit zu Ende!«
    Als Roland zu antworten versuchte, brachte er zunächst kein Wort heraus. Er musste sich räuspern und noch mal ansetzen. »Schlaft jetzt, Sai – schlaft und vergesst alle hier bis auf den Mann, der euch angefahren hat.«
    King schloss die Augen. »Alle hier vergessen bis auf den Mann, der mich angefahren hat.«
    »Ihr wart spazieren, und er hat Euch angefahren.«
    »Spazieren … und er hat mich angefahren.«
    »Sonst war niemand hier. Nicht ich, nicht Jake, nicht die Frau.«
    »Sonst niemand«, bestätigte King. »Nur er und ich. Wird er das auch sagen?«
    »Yar. Ihr werdet sehr bald tief schlafen. Später werdet Ihr wahrscheinlich Schmerzen haben, aber im Augenblick fühlt Ihr keine.«
    »Jetzt keine Schmerzen. Tief schlafen.« Kings verdrehter Leib ruhte schlaff auf den Tannennadeln.
    »Aber bevor Ihr schlaft, müsst Ihr mir noch einmal zuhören«, sagte Roland.
    »Ich höre.«
    »Vielleicht kommt eine Frau zu Euch, um … Wartet! Träumt Ihr manchmal von Liebe mit Männern?«
    »Fragt Ihr, ob ich schwul bin? Vielleicht ein latenter Homosexueller?« Kings Stimme klang amüsiert.
    »Das weiß ich nicht.« Roland machte eine Pause. »Ich denke schon.«
    »Die Antwort lautet Nein«, sagte King. »Manchmal träume ich von Liebe mit Frauen. Etwas weniger, seit ich älter bin … und jetzt wahrscheinlich längere Zeit nicht mehr. Dieser Scheißkerl hat mich echt schwer erwischt.«
    Nicht so sehr wie meinen Sohn, dachte Roland erbittert, sagte aber nichts.
    »Wenn Ihr nur von Liebe mit Frauen träumt, kommt also vielleicht eine Frau zu Euch.«
    »Sagt Ihr das?« Kings Stimme klang leicht interessiert.
    »Ja. Und wenn sie kommt, wird es eine sehr schöne Frau sein. Vielleicht spricht sie mit Euch über die Leichtigkeit und das Vergnügen der Lichtung. Sie nennt sich vielleicht Morphia, Tochter des Schlafes, oder Selena, Tochter des Mondes. Sie bietet Euch vielleicht ihren Arm und verspricht, Euch hinzuführen. Ihr müsst sie

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