Der Dunkle Turm 7 - Der Turm
gesagt?«
»Er hat mich aufgefordert, zurückzukommen und Sie abzuholen, ›wenn die Sache hier erledigt ist‹. Genau so hat er’s ausgedrückt. Und er hat hinzugefügt: ›Sagen Sie meinem Vater, dass ich ihn liebe.‹«
Roland brachte nur einen erstickten, jämmerlichen Laut heraus, der tief aus der Kehle kam. Er dachte daran, wie es in Fedic gewesen war, nachdem sie durch die Tür gegangen waren. Heil, Vater, hatte Jake gesagt, und Roland hatte ihn auch damals in die Arme geschlossen. Nur hatte er dabei das Herz des Jungen schlagen gespürt. Er hätte alles dafür gegeben, es wieder schlagen fühlen zu können.
»Er hat noch mehr gesagt«, fuhr sie fort, »aber haben wir jetzt überhaupt Zeit dafür – vor allem, wo ich’s Ihnen doch auch später erzählen kann?«
Roland verstand sofort, was sie meinte. Die Geschichte, die Bryan Smith und Stephen King erzählen würden, war sehr einfach. Darin war kein Platz für einen schlaksigen, von langer Wanderung staubigen Mann mit einem großen Revolver, auch nicht für eine ergrauende Frau und erst recht nicht für einen toten Jungen, der eine Tasche mit scharfkantigen Tellern über der Schulter trug und im Bund seiner Jeans eine Maschinenpistole stecken hatte.
Die einzige Frage war, ob die Frau überhaupt zurückkommen würde, um ihn abzuholen. Sie war nicht der erste Mensch, den er dazu bewogen hatte, Dinge zu tun, die jener normalerweise vielleicht nicht getan hätte, aber Roland wusste, dass sich das ändern konnte, sobald sie fort war. Ihr ein feierliches Versprechen abzunehmen – Schwört Ihr, mich wieder abzuholen, Sai? Schwört Ihr’s beim stehen gebliebenen Herzen dieses Jungen? – wäre sinnlos gewesen. Sie konnte hier jedes Wort davon meinen und ihre Meinung ändern, sobald sie über den nächsten Hügel gefahren war.
Aber als er Gelegenheit gehabt hatte, den Ladenbesitzer, dem der Pick-up gehörte, seinen Wagen selbst fahren zu lassen, hatte er’s nicht getan. Und er hatte sie auch nicht gegen den alten Mann ausgetauscht, der den Rasen des Schriftstellers gemäht hatte.
»Später genügt«, sagte er. »Aber du musst jetzt fort. Und solltest du aus irgendeinem Grund nicht zurückkommen können oder wollen, nehme ich dir das nicht übel.«
»Wohin würden Sie denn allein wollen?«, fragte sie ihn. »Wüssten Sie überhaupt, wohin Sie müssen? Das hier ist nicht Ihre Welt, oder doch?«
Roland ignorierte die Frage. »Wenn hier noch Leute sind, wenn du zurückkommst – Friedenswächter, Gesetzeshüter, Blauröcke, was weiß ich –, fährst du, ohne anzuhalten, einfach weiter. Komm eine halbe Stunde darauf zurück. Sind dann noch immer Leute da, fahr wieder weiter. Und so fort, bis endlich niemand mehr hier ist.«
»Wird denen mein Hin-und-her-Fahren nicht auffallen?«
»Das weiß ich nicht«, sagte er. »Wird’s das?«
Sie überlegte, dann lächelte sie leicht. »Den Gesetzeshütern in diesem Teil der Welt? Vermutlich nicht.«
Er nickte, akzeptierte ihre Einschätzung. »Halte also an, wenn es dir als sicher erscheint. Du wirst mich nicht sehen, aber ich werde dich sehen. Ich warte bis Einbruch der Dunkelheit. Bist du bis dahin nicht zurück, breche ich auf.«
»Ich hole Sie ab, allerdings komme ich dann nicht mit diesem armseligen Pick-up«, sagte sie. »Dann fahre ich einen Mercedes.« Das sagte sie mit einem gewissen Stolz.
Roland hatte keine Ahnung, was ein März-Hedes war, aber er nickte, als hätte er eine. »Also los. Wir reden miteinander, wenn du zurückkommst.«
Falls du zurückkommst, dachte er.
»Ich glaube, den wollen Sie wieder«, sagte sie und steckte ihm den Revolver ins Holster zurück.
»Danke-sai.«
»Bitte sehr.«
Er beobachtete, wie sie zu dem alten Pick-up zurückging (den sie seiner Meinung nach trotz ihrer herabsetzenden Worte fast zu lieben gelernt hatte) und sich am Lenkrad hochzog. Und als sie das tat, erkannte er, dass er etwas brauchte, das vielleicht auf der Ladefläche des Wagens liegen würde. »Brrr!«
Mrs. Tassenbaum hatte bereits nach dem Zündschlüssel gegriffen. Jetzt nahm sie die Hand weg und sah Roland an. Er ließ Jake sanft auf die Erde sinken, in der er bald ruhen würde (dieser Gedanke hatte ihn dazu bewogen, sie aufzuhalten) und stand auf. Er verzog das Gesicht und legte die Hand auf die Hüfte, allerdings nur aus alter Gewohnheit. Die Schmerzen waren weg.
»Was?«, fragte sie, als er an den Wagen trat. »Wenn ich nicht bald fahre …«
Roland nickte. »Ja, ich weiß.«
Er warf einen
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