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Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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und warf sich gen Himmel in eine Y-Pose. Dann stieß sie einen gellend lauten Schrei aus. Er enthielt keine Worte, konnte auch keine enthalten. Im Augenblick unserer größten Triumphe finden wir nie Worte.
     
     
    4
     
    Roland hatte darauf bestanden, dass sie ein riesiges Frühstück zu sich nahmen, und Susannahs Einwand, kaltes Cornedbeef schmecke wie klumpiger Fleischbrei, ließ ihn unbeeindruckt. Als seine schicke goldene Taschenuhr zwei Uhr nachmittags anzeigte – mit anderen Worten zu der Zeit, als das stetige kalte Nieseln allmählich in Schneeregen überging –, war sie dann froh darüber. Sie hatte niemals schwerer gearbeitet, und dieser Arbeitstag war noch nicht zu Ende. Roland war die ganze Zeit neben ihr, arbeitete trotz seines sich verschlimmernden Hustens ebenso unermüdlich. Sie hatte Zeit (während ihres kurzen, aber absurd köstlichen Mittagsmahls aus scharf angebratenen Hirschsteaks), darüber nachzudenken, wie eigenartig er war, wie bemerkenswert. Nach all dieser Zeit, all diesen Abenteuern, hatte sie ihn noch immer nicht ganz ergründet. Nicht einmal andeutungsweise. Sie hatte ihn lachen und weinen sehen, töten und tanzen; sie hatte ihn schlafen und im Schutz von Büschen mit heruntergelassener Hose und nacktem Hintern auf einem Baumstamm, den er als Stamm der Erleichterung bezeichnete, hocken sehen. Sie hatte nie mit ihm geschlafen, wie eine Frau mit einem Mann schlief, aber sie glaubte, ihn unter sämtlichen anderen Umständen erlebt zu haben, aber trotzdem … Roland blieb unergründlich.
    »Dein Husten klingt irgendwie immer mehr nach Lungenentzündung«, bemerkte Susannah, kurz nachdem der Regen eingesetzt hatte. Unterdessen waren sie bei dem Teil ihrer Tagesarbeit, den Roland als Aven-car bezeichnete: das erlegte Wild abtransportieren und Vorbereitungen für die Weiterverarbeitung treffen.
    »Mach dir deswegen keine Sorgen«, sagte Roland. »Ich habe alles, was ich brauche, um es zu kurieren.«
    »Wirklich?«, fragte sie zweifelnd.
    »Yar. Und diese hier, die ich nie verloren habe.« Er griff in eine seiner Taschen und zeigte ihr eine Hand voll Aspirintabletten. Sie fand, dass sein Gesichtsausdruck dabei wahrhaft Ehrfurcht erkennen ließ, aber wer mochte ihm das verdenken? Möglicherweise verdankte er diesem Mittel, das er Astin nannte, sogar sein Leben. Astin und Cheflet.
    Sie hievten ihre Beute auf die Ladefläche von Ho Fats Luxustaxi und transportierten sie zum Bach hinunter. Insgesamt waren es drei Fuhren. Nachdem sie die Tiere aufeinander gestapelt hatten, stellte Roland den abgetrennten Kopf des Jährlings so auf den Stapel, dass er sie mit seinen glasigen Augen anstarrte.
    »Was willst du mit dem?«, fragte Susannah mit einer Spur Detta in der Stimme.
    »Wir werden alle Gehirne brauchen, die wir bekommen können«, sagte Roland und hustete wieder trocken in seine geballte Faust. »Es ist eine schmutzige Art und Weise, die Arbeit zu erledigen, aber sie funktioniert und geht schnell.«
     
     
    5
     
    Nachdem sie ihre Beute am Ufer des eiskalten Bachs aufgestapelt hatten (»Wenigstens brauchen wir uns keine Sorgen wegen der Fliegen zu machen«, sagte Roland), machte der Revolvermann sich daran, Feuerholz zu sammeln. Susannah freute sich jetzt zwar auf ein Feuer, empfand dabei aber nicht mehr das schreckliche Bedürfnis wie in der Nacht zuvor. Sie hatte schwer geschuftet und fühlte sich zumindest vorerst behaglich warm. Sie versuchte, sich an ihre tiefe Verzweiflung, an jenes Gefühl zu erinnern, die Kälte krieche ihr in die Knochen und verwandle sie in Glas, aber das gelang ihr nicht. Weil der Körper die Eigenart hat, selbst die schlimmsten Dinge zu vergessen, vermutete sie, und ohne Mitwirkung des Körpers besitzt das Gehirn sozusagen nur noch verblasste Schnappschüsse als Erinnerung.
    Bevor Roland richtig damit anfing, Feuerholz zu sammeln, suchte er das Ufer des eiskalten Bachs ab und grub schließlich einen faustgroßen Stein aus. Er gab ihn Susannah, die einen Daumen über die milchige, vom Wasser polierte Oberfläche gleiten ließ. »Quarz?«, fragte sie, aber das war es wohl nicht. Nicht ganz.
    »Dieses Wort kenne ich nicht, Susannah. Wir nennen diesen Stein Chert. Er lässt sich zu primitiven, aber sehr nützlichen Werkzeugen verarbeiten: Beile, Messer, Spieße, Schaber. Heute brauchen wir Schaber. Und mindestens einen Hammer.«
    »Was wir abschaben werden, ist klar, aber was werden wir hämmern?«
    »Das zeige ich dir dann, aber kommst du erst noch einen Augenblick zu

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