Der Dunkle Turm 7 - Der Turm
drückte die Wartungsöffnung mit einem schlanken Bein auf und zwängte sich hindurch. Dass er sich regelrecht hindurchquetschen musste, wunderte ihn nicht; er war inzwischen erheblich gewachsen.
Er kletterte das Tragseil hinauf
(klitzekleine Spinne erkletterte den Wasserstrahl)
bis zu der Tür, durch die – wie seine Sinne ihm sagten – Walter die Aufzugkabine betreten und auf ihre letzte Fahrt geschickt hatte. Zwanzig Minuten später (und noch immer aufgekratzt von all dem wundervollen Blut; eimerweise davon, so war’s ihm vorgekommen) erreichte er eine Stelle, wo Walters Fährte sich teilte. Das hätte ihn verwirren können, schließlich war er noch immer sehr ein Kind, aber hier wurde Walters Fährte durch die Witterung und das Gefühl der anderen überlagert, und Mordred schlug diese Richtung ein, sodass er jetzt nicht mehr der Fährte des Zauberers, sondern Roland und seinem Ka-Tet folgte. Walter musste ihnen einige Zeit gefolgt, dann aber umgekehrt sein, um Mordred zu suchen. Um sein Schicksal zu finden.
Wieder zwanzig Minuten später erreichte der kleine Bursche eine Tür, die mit keinem Wort, sondern einem Sigul bezeichnet war, das er auch mühelos deuten konnte:
Die Frage war, ob er sie gleich öffnen oder lieber noch etwas warten sollte. Kindliche Ungeduld forderte das Erstere, zunehmende Vorsicht das Letztere. Im Augenblick war er satt und brauchte nicht noch mehr Nahrung, vor allem nicht, wenn er sich für einige Zeit in sein Hume-Ich zurückverwandelte. Außerdem konnten Roland und seine Freunde noch dicht hinter dieser Tür sein. Was war, wenn sie ihre Waffen zogen, sobald sie seiner ansichtig wurden? Sie waren höllisch schnell, und Mordred konnte durch Schüsse getötet werden. Das hatten alle seine Instinkte warnend gerufen, als Walter seine Waffe gezogen hatte.
Er konnte warten; fühlte kein tiefes Bedürfnis außer der Ungeduld eines Kindes, das alles haben wollte, und zwar sofort. Jedenfalls litt er nicht unter der brennenden Intensität von Walters Hass. Seine eigenen Gefühle waren komplexer, mit einem Anflug von Traurigkeit und Einsamkeit und – ja, er tat gut daran, sich das einzugestehen – Liebe. Mordred war es danach, erst einmal eine Zeit lang seine Melancholie zu genießen. Jenseits dieser Tür würde es reichlich Nahrung geben, dessen war er sich sicher, also würde er wieder essen können. Und wachsen. Und beobachten. Er würde seinen Vater und seine Schwester-Mutter und seine Ka-Brüder, Eddie und Jake, beobachten. Er würde beobachten, wie sie abends ihr Lager aufschlugen und Feuer machten und sich in einem Kreis darum versammelten. Er würde sie von seinem Platz aus beobachten, der außerhalb war. Vielleicht würden sie ihn spüren, unbehaglich in die Dunkelheit starren und sich fragen, wie es wohl sein mochte, dort draußen zu sein.
Er näherte sich der Tür, richtete sich vor ihr auf und betastete sie fragend. Wirklich zu schade, dass es kein Guckloch gab. Aber wahrscheinlich würde es ungefährlich sein, jetzt hindurchzugehen. Was hatte Walter gesagt? Dass Rolands Ka-Tet die Brecher freilassen wollte, wer immer das sein mochte (das wäre in Walters Verstand zu finden gewesen, aber er hatte sich nicht die Mühe gemacht, danach zu suchen).
Wo sie rauskommen, erwartet sie reichlich Beschäftigung – den Empfang dürften sie etwas heiß finden!
Waren Roland und seine Kinder etwa auf der anderen Seite umgekommen? In einen Hinterhalt geraten? Mordred glaubte, dass er es irgendwie gewusst hätte, wenn das geschehen wäre. Dass er es in seinem Verstand wie ein Balkenbeben gespürt hätte.
Jedenfalls würde er noch etwas zuwarten, bevor er durch die Tür mit dem Wolke-und-Blitz-Sigul kroch. Und wenn er hindurch war? Nun, dann würde er sie aufspüren. Und ihr Palaver belauschen. Und sie beobachten, sowohl wenn sie wach waren als auch wenn sie schliefen. Vor allem würde er den einen beobachten, den Walter als Mordreds Weißen Vater bezeichnet hatte. Jetzt sein einziger richtiger Vater, wenn Walter mit seiner Behauptung, der Scharlachrote König sei dem Wahnsinn verfallen, Recht gehabt hatte.
Und im Augenblick?
Jetzt kann ich ein Weilchen schlafen.
Die Spinne lief die Wand dieses Orts hinauf, der voller großer hängender Objekte war, und webte ein Netz. Aber es war das Baby – nackt und jetzt augenscheinlich ein volles Jahr alt –, das darin schlief, mit dem Kopf nach unten und hoch über irgendwelchen Raubtieren, die auf Beutesuche vorbeikommen
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