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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Lenkrad herum, sodass der Wagen links an Roland vorbeirollte, ihn um eine Handbreit verfehlte und ihm nur Staub ins Gesicht schleuderte, statt ihn zu überfahren. Unterdessen wurde er langsamer, weil der Fahrer jetzt, wo es zu spät war, anscheinend bremste. Die Flanke des Vans schrammte den Kühlergrill des Pick-ups entlang, wodurch der Wagen noch langsamer wurde, aber er richtete trotzdem weiteren Schaden an. Bevor er ganz zum Stehen kam, fuhr er den auf dem Boden liegenden King nochmals an. Roland hörte das Knacken, mit dem ein Knochen brach. Dann folgte ein Schmerzensschrei des Schriftstellers. Und nun wusste Roland endgültig über die Schmerzen in seiner Hüfte Bescheid, nicht wahr? Sie waren nie von Gelenkstarre, zumindest nicht ausschließlich von Gelenkstarre gekommen. Sie waren Vorboten von Kings Verletzung gewesen.
    Er rappelte sich auf und nahm dabei nur am Rande wahr, dass die eigenen Schmerzen wie weggeblasen waren. Er starrte Stephen Kings unnatürlich verdrehten Körper unter dem linken Vorderrad des blauen Fahrzeugs an und dachte mit unreflektierter Wildheit: Gut! Wenn hier jemand sterben muss, dann sollst du das sein! Zum Teufel mit dem Nabel von Gan, zum Teufel mit den Geschichten, die daraus hervorkommen, zum Teufel mit dem Turm, du sollst es sein, nicht mein Junge!
    Der Bumbler flitzte an Roland vorbei zu der Stelle, wo Jake so hinter dem Van auf dem Rücken lag, dass bläulicher Auspuffqualm ihm in die offenen Augen geblasen wurde. Oy zögerte keinen Augenblick; er packte die Oriza-Tasche, die noch über Jakes Schulter hing, mit den Zähnen und zog den Jungen von dem Wagen weg: Zentimeter für Zentimeter, wobei seine kurzen kräftigen Beine kleine Staubwolken aufwirbelten. Aus Jakes Ohren und Mundwinkeln strömte Blut. Die Absätze seiner Kurzstiefel hinterließen eine Doppelspur im Erdreich und den dürren braunen Tannennadeln.
    Roland stolperte zu Jake hinüber und sank neben ihm auf die Knie. Sein erster Gedanke war, dass Jake vielleicht doch nicht so schwer verletzt war. Die Gliedmaßen des Jungen waren gerade, allen Göttern sei Dank, und die über den Nasensattel und eine bartlose Wange verlaufende Spur bestand nicht aus Blut, wie Roland zunächst vermutet hatte, sondern aus mit Rost versetztem Öl. Er blutete aus den Ohren, ja, auch aus dem Mund, aber letztere Blutung konnte auch daher kommen, dass er sich auf die Zunge gebissen hatte oder …
    »Geh und kümmere dich um den Schriftsteller«, sagte Jake. Seine Stimme klang ruhig, überhaupt nicht durch Schmerzen eingeschnürt. Sie hätten nach einem Tag der Wanderung an einem kleinen Kochfeuer sitzen und auf das warten können, was Eddie gern als Futter bezeichnete … oder, wenn ihm besonders humorvoll zumute war (was oft vorkam), als »Fodder«.
    »Der Schriftsteller kann warten«, sagte Roland knapp, indem er dachte: Mir ist ein Wunder geschenkt worden. Eines, das die Kombination aus dem elastischen, noch unfertigen Körper eines jungen mit dem weichen Erdboden, der unter ihm nachgegeben hat, als das Truckomobil dieses Hundesohns ihn überrollte, ermöglicht hat.
    »Nein«, sagte Jake. »Das kann er nicht.« Und als er sich bewegte, um sich aufzusetzen, spannte sein Hemd sich etwas mehr über seinem Oberkörper, und da sah Roland, wie grausig der Brustkorb des Jungen eingedrückt war. Aus Jakes Mund quoll ein neuerlicher Blutstrom, und als er wieder sprechen wollte, musste er stattdessen husten. Rolands Herz schien sich in seiner Brust wie ein Lappen zu verdrehen, und er fragte sich einen Moment lang, wie es bei diesem Anblick überhaupt noch weiterschlagen konnte.
    Oy stieß einen Klagelaut aus, Jakes halb geheulten Namen, einen Laut, von dem Roland auf beiden Armen eine Gänsehaut bekam.
    »Nicht reden«, sagte Roland. »Vielleicht hast du dir etwas gebrochen. Die eine oder andere Rippe.«
    Jake drehte den Kopf zur Seite. Er spuckte einen Mund voll Blut aus – ein Teil davon lief wie Kautabak über seine Backe – und fasste Roland am Handgelenk. Sein Griff war so kräftig wie seine Stimme, jedes Wort klar verständlich.
    »Alles ist gebrochen. Ich sterbe – das weiß ich, weil ich das schon mal gemacht habe.« Als Nächstes sagte er genau das, woran Roland kurz vor der Abfahrt von Cara Laughs gedacht hatte: »Wenn das Ka es so will, lass es geschehen. Kümmre dich um den Mann, den zu retten wir hergekommen sind!«
    Es war unmöglich, dem Befehl in Blick und Stimme des Jungen nicht zu gehorchen. Jetzt war es geschehen, das Ka der

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