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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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beiden Füßen ab. Unter einem davon befindet sich unglücklicherweise das Gaspedal. Der Van beschleunigt stark und rast auf die Hügelkuppe zu. In diesem Augenblick, in seiner Erregung und seinem Zorn, hat Bryan völlig vergessen, wo er ist (auf der Route 7 in der Gemarkung Lovell) und was er tun sollte (einen fast zwei Tonnen schweren Van fahren). Er ist nur noch darauf fixiert, Bullet das Fleischpaket aus den Fängen zu reißen.
    »Her damit!«, brüllt er und zerrt daran. Bullet, der nun noch eifriger mit dem Schwanz wedelt (für ihn geht es jetzt nicht mehr nur um einen Leckerbissen, sondern auch um ein Spiel), zerrt in Gegenrichtung. Das Einwickelpapier zerreißt hörbar. Der Van ist jetzt ganz von der Straße abgekommen. Vor ihm liegt, von schönem Nachmittagslicht angestrahlt, ein Wäldchen mit alten Tannen: ein Dunst aus Grün und Gold. Bryan denkt nur an das Fleisch. Er hat keine Lust, Hamburger mit Hundesabber dran zu essen, das könnt ihr glauben.
    »Her damit!«, schreit er wieder, ohne den Mann zu sehen, auf den sein Van zuhält, ohne den Pick-up zu sehen, der eben hinter dem Mann zum Stehen gekommen ist, ohne zu sehen, wie die Beifahrertür dieses Pick-ups aufgestoßen wird und ein schlaksiger, langmähniger Cowboytyp aus dem Wagen springt, wobei ein Revolver mit großem gelblichen Holzgriff aus dem Holster an seiner Hüfte auf den Erdboden knallt; Bryan Smiths Welt hat sich jetzt auf einen sehr ungezogenen Hund und ein Pfund Hackfleisch verengt. Im Gerangel um das Fleisch erblühen auf dem Fleischerpapier – Tätowierungen gleich – Blutrosen.
     
     

19
     
    »Das ist er!«, rief der Junge namens Jake, aber darauf war Irene Tassenbaum nicht angewiesen. Stephen King trug Jeans, ein baumwollenes Arbeitshemd und eine Baseballmütze. Er war schon ziemlich weit von der Kreuzung zwischen Warrington’s Road und Route 7 entfernt, hatte ungefähr ein Viertel der Steigung zurückgelegt.
    Sie trat die Kupplung, schaltete in den Zweiten hinunter wie ein Rallyefahrer, der die karierte Zielflagge vor sich sah, und hielt ruckartig auf die andere Straßenseite zu, indem sie das Lenkrad mit beiden Händen nach links drehte. Chip McAvoys Pick-up schwankte, aber er überschlug sich nicht. Sie sah Metall in der Sonne blinken. Ein entgegenkommender Wagen erreichte die Kuppe des Hügels, den King gerade hinaufmarschierte. Sie hörte den an der Tür sitzenden Mann rufen: »Hinter ihm halten!«
    Sie tat wie geheißen, obwohl sie jetzt sehen konnte, dass der entgegenkommende Minivan über den rechten Seitenstreifen rumpelte und sie wahrscheinlich rammen würde.
    Ganz zu schweigen davon, dass er Stephen King zwischen den beiden Fahrzeugen zerquetschen würde.
    Die Beifahrertür flog auf, dann verließ der Mann namens Roland halb fallend, halb springend das Fahrerhaus.
    Danach lief alles sehr, sehr schnell ab.

Kapitel II

V ES ’-K A G AN
1
     
    Was geschah, war tödlich einfach: Rolands schlimme Hüfte ließ ihn im Stich. Er sank mit einem Schrei, in dem sich Wut, Schmerz und Verzweiflung mischten, auf die Knie. Dann verdunkelte sich für ihn das Sonnenlicht, weil Jake über ihn hinwegsetzte, ohne auch nur aus dem Tritt zu geraten. Im Fahrerhaus kläffte Oy wie wild: »Ake-Ake! Ake-Ake!«
    »Jake, nein!«, rief Roland. Er sah alles mit schrecklicher Klarheit. Der Junge fasste den Schriftsteller um die Mitte, als der blaue Wagen – weder Pick-up noch Personenwagen, sondern eine Kreuzung zwischen beiden – mit röhrender, dissonanter Musik auf sie zuraste. Jake drehte King nach links und schützte ihn mit seinem Körper, sodass er es war, der nun von dem Minivan erfasst wurde. Hinter dem Revolvermann, der mit in der Erde vergrabenen blutenden Händen auf den Knien lag, kreischte die Frau aus dem Laden auf.
    »JAKE, NEIN!«, brüllte Roland nochmals, aber das kam zu spät. Der Junge, den er als seinen Sohn betrachtete, verschwand unter dem blauen Fahrzeug. Der Revolvermann sah eine erhobene kleine Hand – würde sie nie vergessen –, und dann war auch sie fort. King, der erst von Jake und dann vom Gewicht des Wagens hinter Jake gerammt wurde, wurde an den Rand des Tannenwäldchens geschleudert – drei Meter vom Aufprallpunkt entfernt. Er landete auf der rechten Seite und schlug sich den Kopf so heftig an einem Felsbrocken an, dass die Baseballmütze wegflog. Dann wälzte er sich auf die Seite, als wollte er aufstehen. Vielleicht wollte er auch gar nichts; seine Augen waren schockierte Nullen.
    Der Fahrer riss das

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