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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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sagte der Schriftsteller mit schwacher, besorgter Stimme.
    »Von wegen! Ihr Bein ist sechs- bis siebenmal gebrochen, würd ich sagen.« Nachdem Smith jetzt Zeit gehabt hatte, sich zu beruhigen, sich vielleicht sogar eine Story zurechtzulegen, klang seine Stimme nicht nur ruhig, sondern fast heiter.
    »Sie bauen einen echt auf«, sagte King. Die sichtbare Hälfte seines Gesichts war sehr blass, aber die Blutung aus der Platzwunde auf der Stirn war beinahe zum Stehen gekommen. »Haben Sie eine Zigarette für mich?«
    »Nee«, sagte Smith mit demselben unheimlich fröhlichen Ton. »Hab’s Rauchen aufgegeben.«
    Obwohl Rolands Gabe zur Fühlungnahme nicht sonderlich ausgeprägt war, spürte er doch, dass das nicht stimmte. Aber Smith hatte nur noch drei Zigaretten und wollte sie sich nicht mit diesem Mann teilen, der sich bestimmt genügend Zigaretten leisten konnte, um seinen ganzen Van damit zu füllen. Außerdem glaubte Smith …
    »Außerdem solltn Leute, die ’nen Unfall hattn, nich rauchn«, sagte Smith tugendhaft.
    Der Schriftsteller nickte. »Krieg ohnehin kaum Luft«, murmelte er dann.
    »’scheinlich ein, zwei Rippen gebrochen. Ich heiße Bryan Smith. Ich hab Sie angefahrn. Sorry.« Er streckte ihm die Hand hin, die King dann unglaublicherweise auch schüttelte.
    »So was is mir noch nie passiert«, sagte Smith. »Ich hab nie auch nur ’nen Strafzettel für Falschparken gekriegt.«
    Auch wenn King das vielleicht als Lüge erkannte, zog er es vor, sich nicht dazu zu äußern. Ihn bewegte etwas anderes. »Mr. Smith … Bryan … war hier nicht noch jemand?«
    Unter den Bäumen versteifte Roland sich.
    Smith schien tatsächlich darüber nachzudenken. Er griff in seine Tasche, holte einen Mars-Schokoriegel heraus und wickelte ihn aus. Dann schüttelte er den Kopf. »Bloß Sie und ich. Aber ich hab vom Laden aus den Rettungsdienst angerufn. Die haben gesagt, dass jemand ganz in der Nähe is. Dass jemand ganz schnell kommt. Machn Sie sich man bloß keine Sorgen.«
    »Sie wissen, wer ich bin.«
    »Gott, yeah!«, sagte Bryan Smith schmunzelnd. Er biss von dem Schokoriegel ab und sprach mit vollem Mund weiter. »Hab Sie gleich erkannt. Hab alle Ihre Filme gesehn. Am besten hat mir der mit dem Bernhardiner gefalln. Wie hat der Hund gleich wieder geheißn?«
    »Cujo«, sagte King. Das war ein Wort, das Roland kannte, weil Susan Delgado ihn manchmal so genannt hatte. In Mejis bedeutete Cujo nichts anderes als »Süßer«.
    »Genau! Der war Klasse! Verdammt unheimlich! Nur gut, dass der kleine Junge am Leben bleibt!«
    »Im Buch stirbt er.« Dann schloss King die Augen und lehnte sich wartend zurück.
    Smith nahm wieder einen Bissen, diesmal einen noch riesigeren. »Der mit dem Clown hat mir auch gefalln! Echt cool!«
    King antwortete nichts darauf. Die Augen blieben geschlossen, aber Roland fand, dass die Brust des Schriftstellers sich kraftvoll und regelmäßig hob und senkte. Das war gut.
    Dann kam ein großer Wagen herangeröhrt, kurvte auf den Seitenstreifen und hielt dicht vor Smiths Van. Die neue Motorkutsche war ungefähr so groß wie ein Leichenwagen, aber orange statt schwarz und mit Blinkleuchten ausgerüstet. Roland war nicht unzufrieden, als er sie über die Spuren des Pick-ups des Krämers fahren sah, bevor sie zum Stehen kam.
    Roland erwartete fast, einen Roboter aussteigen zu sehen, aber es war ein Mann. Dieser griff noch einmal in den Wagen, um eine schwarze Arzttasche herauszuholen. Mit der Gewissheit, dass hier alles zum Besten stand, kehrte Roland zu der Stelle zurück, wo er Jake niedergelegt hatte, und bewegte sich dabei mit all seiner früheren unbewussten Geschmeidigkeit: Er ließ nicht einen einzigen Zweig knacken, scheuchte nicht einen einzigen Vogel auf.
     
     

8
     
    Würde es euch überraschen – nach allem, was wir gemeinsam gesehen, und nach all den Geheimnissen, die wir erfahren haben –, dass Mrs. Tassenbaum an diesem Nachmittag gegen Viertel nach fünf mit Chip McAvoys altem Pick-up in die Einfahrt eines Hauses abbog, das wir schon einmal besucht haben? Vermutlich nicht, denn das Ka ist ein Rad, und alles, was es kann, ist, sich zu drehen. Bei unserem letzten Besuch im Jahr 1977 waren Haus und Bootshaus am Keywadin Pond weiß gestrichen und mit Grün abgesetzt gewesen. Die Tassenbaums, in deren Besitz das Anwesen im Jahr 1994 übergegangen war, hatten das Haus geschmackvoll cremeweiß streichen lassen (nicht farbig abgesetzt; nach Irene Tassenbaums Ansicht waren farbige Akzente

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