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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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lang erprobt hatte. Seine Tagesleistung hatte sich geradezu verblüffend erhöht, vor allem nachdem er sich einen wiegenden Seemannsgang angewöhnt hatte, der verhinderte, dass sich auf den geflochtenen Schuhoberflächen Schnee ansammelte.
    »Fernsehen«, sagte Susannah. »Als Teenager habe ich mir oft die Serie Sergeant Preston angesehen. Sergeant Preston hatte zwar keinen Billy-Bumbler, der ihm Gesellschaft geleistet hat, aber dafür hatte er seinen treuen Hund King. Jedenfalls habe ich einfach die Augen zugemacht und mich zu erinnern versucht, wie die Schneeschuhe dieses Kerls ausgesehen haben.« Sie zeigte auf die, die Roland trug. »Besser krieg ich’s nicht hin.«
    »Sie sind sehr gut geworden«, sagte er, und die Aufrichtigkeit, die sie aus diesem schlichten Kompliment heraushörte, ließ ein Kribbeln durch sie hindurchlaufen. Das war nicht unbedingt das Gefühl, das Roland (oder irgendein anderer Mann, was das anging) in ihr hervorrufen sollte, aber irgendwie konnte sie nicht aus ihrer Haut. Sie fragte sich, ob das angeboren oder anerzogen war, wusste gleichzeitig aber nicht recht, ob sie’s überhaupt wissen wollte.
    »Sie sind in Ordnung, solange sie nicht auseinander fallen«, sagte sie. Genau das hatten nämlich die beiden ersten Ausführungen getan.
    »Ich merke nichts davon, dass die Lederstreifen sich ablösen«, sagte er. »Sie dehnen sich vielleicht etwas, aber das ist auch schon alles.«
    Als sie jetzt die weite freie Fläche überquerten, hielt dieses dritte Paar Schneeschuhe noch immer, und weil Susannah auf diese Weise das Gefühl hatte, auch einen Beitrag geleistet zu haben, konnte sie sich ohne allzu große Schuldgefühle von Roland ziehen lassen. Manchmal fragte sie sich, was wohl mit Mordred sein mochte, und als sie seit ungefähr zehn Tagen in den Weißen Landen unterwegs waren, nahm sie eines Abends ihren Mut zusammen und forderte Roland auf, ihr zu erzählen, was er alles von ihm wusste. Dazu hatte sie seine Mitteilung veranlasst, sie brauchten jetzt nicht mehr abwechselnd zu wachen, zumindest in nächster Zeit nicht; sie könnten beruhigt beide zehn Stunden lang durchschlafen, wenn ihr Körper das brauchte. Oy würde sie schon wecken, falls das nötig war.
    Roland, der mit um die Knie geschlungenen Armen und locker gefalteten Händen dasaß, seufzte und starrte fast eine volle Minute lang stumm ins Feuer. Sie hatte sich schon beinahe damit abgefunden, dass er nicht antworten würde, da sagte er auf einmal: »Er folgt uns nach wie vor, bleibt aber immer weiter zurück. Kämpft darum, etwas zu essen zu bekommen, kämpft darum, an uns dranzubleiben, kämpft vor allem darum, es warm zu haben.«
    »Um es warm zu haben?« Das konnte Susannah kaum glauben. Sie waren auf allen Seiten von Bäumen umgeben.
    »Er hat keine Zündhölzer und auch nichts von diesem Stern-O. Ich glaube, dass er eines Abends – das muss ziemlich am Anfang gewesen sein – auf eines unserer Feuer gestoßen ist und unter der Asche etwas Glut entdeckt hat, die er anschließend ein paar Tage lang mitführen konnte, um abends Feuer machen zu können. Auf diese Weise haben schon die alten Höhlenbewohner auf ihren Wanderungen Feuer mitgenommen, wie ich einmal gelernt habe.«
    Susannah nickte. Sie hatte im Naturkundeunterricht an der Highschool ungefähr das Gleiche gehört, obwohl ihre Lehrerin hatte zugeben müssen, dass viel von dem Wissen über den Alltag der Steinzeitmenschen nicht auf gesicherten Erkenntnissen, sondern nur auf fundierten Vermutungen basiere. Da Susannah sich fragte, ob auch Rolands Antwort auf Vermutungen basierte, erkundigte sie sich danach.
    »Das sind keine Vermutungen, aber ich kann’s auch nicht richtig erklären. Wenn es etwas mit Fühlungnahme zu tun hat, Susannah, ist sie jedenfalls nicht mit Jakes Art zu vergleichen. Nicht mit Sehen oder Hören, nicht einmal mit Träumen. Allerdings … glaubst du nicht auch, dass wir manchmal Träume haben, an die wir uns beim Aufwachen nicht mehr erinnern können?«
    »Ja.« Sie überlegte kurz, ob sie ihm von schnellen Augenbewegungen und den REM-Schlafversuchen erzählen sollte, von denen sie in der Illustrierten Look gelesen hatte, gelangte aber zu dem Schluss, dass das alles zu kompliziert werden würde. Sie begnügte sich mit der Feststellung, dass man bestimmt Nacht für Nacht von Dingen träume, an die man sich morgens nicht mehr erinnern könne.
    »Vielleicht sehe und höre ich ihn in solchen Träumen«, meinte Roland. »Ich weiß nur, dass er darum

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