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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Susannah, während sie nach dem zweiten Teller die restliche Soße mit einem Stück Brot auftunkte. »Ich weiß nicht mal, ob ich momentan noch von diesem Stuhl hier runterkomme.«
    »Na ja, schon in Ordnung«, sagte Joe sichtbar enttäuscht, »vielleicht später. Ich hätte da Schokoladepudding und einen mit Karamell.«
    Roland hob seine Serviette, um einen Rülpser zu dämpfen, und sagte dann: »Ich könnte noch einen kleinen Klecks von beiden vertragen, glaube ich.«
    »Na ja, ich wohl auch, wenn ich’s mir recht überlege«, gab Susannah zu. Wie viele Äonen waren vergangen, seit sie den letzten Karamellpudding gegessen hatte?
    Nach dem Pudding erbot Susannah sich, Joe beim Abwasch zu helfen, was dieser aber dankend ablehnte, indem er sagte, er werde die Töpfe und Teller einfach in den Geschirrspüler stellen, um sie vorzuspülen, und das Gerät »den ganzen Klimbim« später abwaschen lassen. Er erschien ihr jetzt munterer, während Roland und er zwischen Esstisch und Küche hin- und hergingen, weniger auf seinen Stock angewiesen. Susannah vermutete, dass der klitzekleine Schuss Rum (oder vielleicht auch mehrere, die bis zur Nachspeise einen ziemlich großen ergeben hatten) etwas damit zu tun haben könnte.
    Joe goss Kaffee ein, und die drei (vier, wenn man Oy mitzählte) machten es sich im Wohnzimmer bequem. Draußen wurde es dunkel, und der Wind heulte nun auch lauter als zuvor. Mordred ist irgendwo dort draußen, in einem Schneeloch oder Wäldchen zusammengekauert, dachte sie und musste wieder einen Anflug von Mitleid mit ihm unterdrücken. Das wäre leichter gewesen, wenn sie nicht gewusst hätte, dass er – ob mordlüstern oder nicht – noch ein Kind sein musste.
    »Erzählt uns, wie Ihr hierher gekommen seid, Joe«, forderte Roland den Alten auf.
    Joe grinste. »Das ist eine haarsträubende Geschichte«, sagte er, »aber wenn ihr sie wirklich hören wollt, hab ich nix dagegen, sie zu erzähln.« Sein Grinsen milderte sich zu einem wehmütigen Lächeln ab. »Es ist schön, mal wieder mit Leuten reden zu können. Als Zuhörerin ist Lippy schon in Ordnung, aber leider antwortet sie nie was.«
    Er habe als Lehrer angefangen, berichtete Joe, aber bald entdeckt, dass das kein Beruf für ihn war. Er mochte Kinder zwar – hatte sie sogar ziemlich gern –, verabscheute jedoch den ganzen bürokratischen Scheiß und die Art und Weise, wie das System offenbar sicherstellen sollte, dass kein viereckiger Pflock den Rundungsprozess überstand. Also gab er nach nur drei Jahren den Lehrerberuf auf und wechselte ins Showgeschäft.
    »Habt Ihr gesungen oder getanzt?«, wollte Roland wissen.
    »Weder noch«, sagte Joe. »Ich bin mit dem alten Stand-up auf Tournee gegangen.«
    »Stand-up?«
    »Er meint, dass er ein Komiker war«, sagte Susannah. »Er hat Witze erzählt.«
    »Richtig!«, bestätigte Joe fröhlich. »Und manche Leute haben sie sogar für komisch gehalten. Aber die waren natürlich in der Minderheit.«
    Er fand einen Impresario, der mit seiner früheren Firma, einem Discountladen für Herrenbekleidung, Pleite gemacht hatte. Eines habe zum anderen geführt, sagte er, auch ein Engagement habe zum anderen geführt. Nach einiger Zeit trat er in zweit- und drittklassigen Nachtclubs in ganz Amerika auf, war mit einem verbeulten, aber zuverlässigen Ford-Pick-up unterwegs und fuhr dorthin, wo Shantz, sein Impresario, ihn hinschickte. An Wochenenden arbeitete er fast nie; an Wochenenden wollten selbst die drittklassigen Clubs lieber Rock-Bands buchen.
    Das war in den späten Sechziger- und frühen Siebzigerjahren, und damals hatte es keinen Mangel an »aktuellem Material« gegeben, wie Joe es nannte: Hippies und Yippies, BH-Verbrennerinnen und Black Panthers, Filmstars und wie immer Politiker – aber er selbst war immer mehr der traditionelle Komiker gewesen, der Witze erzählte. Sollten Mort Sahl und George Carlin sich auf die aktuelle Masche verlegen, wenn sie wollten; Joe Collins würde bei Weil wir gerade von meiner Schwiegermutter reden … und Viele Leute halten unsere polnischen Freunde für dumm, aber da will ich Ihnen mal was von diesem irischen Mädchen erzählen, das ich neulich kennen gelernt habe … bleiben.
    Während seiner Erzählung kam es zu einer seltsamen (und – zumindest für Susannah – ziemlich ergreifenden) Verwandlung. Joes Mittwelt-Akzent mit all dem yar und nay und wenns beliebt wurde kaum merklich zu einem Akzent, den sie nur als Klugscheißer-Amerikanisch bestimmen konnte. Sie

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