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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Tod war.« Er war umhergewandert. Er hatte Nahrung gefunden, er hatte ein Pferd gefunden (Lippy) und war weitergezogen. Er war allen möglichen Nomadenstämmen begegnet: manche freundlich, manche nicht, manche weitgehend normal, manche Muties. Allmählich hatte er sich etwas vom hiesigen Kauderwelsch angeeignet und ein wenig Mittweltgeschichte aufgeschnappt; jedenfalls wusste er vom Turm und den Balken. Einmal hatte er versucht, das Ödland zu durchqueren, sagte er, hatte es aber mit der Angst zu tun bekommen und war umgekehrt, weil er alle möglichen Geschwüre und unheimlichen Ausschläge bekam.
    »Ich hab einen Furunkel am Hintern gekriegt, der hat mir den Rest gegeben«, sagte er. »Das muss jetzt sechs bis acht Jahre her sein. Lippy und ich haben uns gesagt: Hol’s der Teufel, weiter wollen wir nicht. Danach habe ich diesen Ort gefunden, der Westring heißt, und dann hat Stotter-Bill mich gefunden. Er versteht sich auf Erste Hilfe und hat den Furunkel an meinem Hintern aufgeschnitten.«
    Roland wollte wissen, ob Joe den Vorbeizug des Scharlachroten Königs gesehen habe, als der wahnsinnige Herrscher seine letzte Pilgerfahrt zum Dunklen Turm unternommen habe. Joe sagte, den habe er nicht gesehen, aber vor einem halben Jahr sei ein schrecklicher Sturm ausgebrochen (»ein richtiger Kaventsmann«), der ihn in seinen Keller getrieben habe. Dort unten war – Generator hin oder her – der Strom ausgefallen, und während er angstschlotternd in einer Ecke hockte, hatte er plötzlich das Gefühl gehabt, irgendein schreckliches Wesen sei ganz in der Nähe und könne jeden Augenblick Fühlung mit seinem Verstand aufnehmen, um dann seinen Gedanken bis in sein Versteck zu folgen.
    »Wisst ihr, wie ich mir da vorgekommen bin?«, sagte er.
    Roland und Susannah schüttelten den Kopf. Das tat auch Oy, der sie perfekt imitierte.
    »Wie ein Imbiss«, sagte Joe. »Ein potenzieller Imbiss.«
    Dieser Teil seiner Geschichte ist wahr, dachte Susannah. Er kann ihn ein bisschen umgestellt haben, aber im Prinzip stimmt alles. Und wenn sie Grund zu dieser Annahme hatte, dann kam das nur daher, dass die Vorstellung, der Scharlachrote König reise in seinem eigenen transportablen Sturm, ihr schrecklich plausibel erschien.
    »Was habt Ihr gemacht?«, fragte Roland.
    »Ich bin eingeschlafen«, sagte er. »Das ist eine Gabe, die ich schon immer hatte, genau wie Stimmen imitieren – obwohl ich bei meinen Auftritten auf berühmte Stimmen verzichte, weil die in der Provinz nicht ankommen. Außer man ist mindestens Rich Little. Seltsam, aber wahr. Ich kann praktisch überall und jederzeit auf Befehl schlafen, und das habe ich auch da unten im Keller gemacht. Als ich dann aufgewacht bin, hat das Licht wieder gebrannt, und der … der Was-auch-immer war fort. Ich weiß natürlich vom Scharlachroten König, ich treffe manchmal noch Leute – meistens Nomaden wie ihr drei –, und sie sprechen von ihm. Meistens machen sie dabei das Zeichen gegen den bösen Blick und spucken zur Sicherheit durch die Finger. – Ihr glaubt, dass er’s war, stimmt’s? Ihr glaubt, dass der Scharlachrote König auf dem Weg zum Turm tatsächlich an der Odd’s Lane vorbeigekommen ist.« Und bevor sie antworten konnten, fuhr der Alte fort: »Nun, warum nicht? Schließlich ist die Tower Road hier die Hauptdurchgangsstraße. Sie führt geradewegs hin.«
    Du weißt, dass er’s war, dachte Susannah. Welches Spielchen spielst du hier, Joe?
    Der dünne Schrei, der ganz entschieden nicht vom Wind kam, war wieder zu hören. Sie glaubte jedoch nicht mehr, dass er von Mordred stammte. Er schien eher aus dem Keller zu kommen, in den Joe gegangen war, um sich vor dem Scharlachroten König zu verstecken … wie er zumindest behauptet hatte. Wer war jetzt dort unten? Und hielt er sich versteckt, wie Joe es getan hatte, oder war er ein Gefangener?
    »Das war kein schlechtes Leben«, sagte Joe gerade. »Nicht das Leben, mit dem ich gerechnet hatte, ganz und gar nicht, aber dazu hab ich eine Erklärung – Leute, die genau das Leben führen, das sie erwartet haben, sind auffällig oft die, die Schlaftabletten nehmen oder sich den Lauf einer Schusswaffe in den Mund stecken und den Abzug betätigen.«
    Roland schien immer noch einer anderen Sache hinterherzuhängen, jedenfalls sagte er: »Ihr wart ein Hofnarr, und die Gäste in diesen Wirtshäusern waren Euer Hof.«
    Joe lächelte, wobei er eine Menge weißer Zähne sehen ließ. Susannah runzelte die Stirn. Hatte sie diese Zähne zuvor

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