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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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achtunddreißigsten (der nichts anderes als zweimal neunzehn war, wie ihr wohl seht), wollte er keinen weiteren mehr sehen. Dieser enthielt nämlich den verkohlten Pfahl, an den Susan Delgado gefesselt gewesen war. Er betrat den Raum nicht, betrachtete aber das Gesicht an der Wand. So viel war er ihr schuldig. Roland, ich liebe dich!, hatte Susan Delgado geschrien, und er wusste, dass das stimmte, denn es war nur ihre Liebe, die sie erkennbar machte. Aber Liebe hin oder her, letztlich war sie doch verbrannt worden.
    Dies ist eine Todesstätte, dachte er, und nicht nur hier. Alle diese Räume. Jedes Stockwerk.
    Ja, Revolvermann, flüsterte die Stimme des Turms. Aber nur, weil dein Leben sie dazu gemacht hat.
    Ab dem achtunddreißigsten Stock stieg Roland die Treppen eiliger hinauf.
     
     

7
     
    Von außen hatte Roland die Höhe des Turms auf ungefähr hundertachtzig Meter geschätzt. Aber als er einen Blick in den hundertsten, in den zweihundertsten Raum warf, wurde ihm klar, dass er schon achtmal hundertachtzig Meter hinaufgestiegen sein musste. Bald würde er einen Punkt erreichen, den seine Freunde von der Amerika-Seite als eine Meile bezeichnet hätten. Das waren mehr Stockwerke, als es geben konnte – kein Turm konnte eine Meile hoch sein –, aber dennoch stieg er weiter, erhöhte sogar sein Tempo, bis er fast rannte, und ermüdete trotzdem nie. Einmal kam er auf die Idee, er werde das Obergeschoss nie erreichen, weil der Dunkle Turm ebenso unendlich hoch wie zeitlich ewig sei. Aber nachdem er einen Augenblick darüber nachgedacht hatte, verwarf er diesen Gedanken wieder, erzählte der Turm doch sein Leben, und obwohl dieses Leben gewiss lang gewesen war, war es keineswegs ewig gewesen. Und wie es einen Anfang gehabt hatte (durch die Zedernholzklammer mit der blauen Seidenschleife bezeichnet), würde es auch ein Ende haben.
    Vermutlich sogar bald.
    Das Licht, das er hinter seinen Augen ahnte, war jetzt heller, schien weniger blau zu sein. Er kam an einem Raum mit Zoltan, dem zahmen Raben aus der Hütte des Grenzbewohners, vorbei. Er kam an einem Raum vorbei, der die atombetriebene Pumpe aus der Zwischenstation enthielt. Er stieg weitere Stufen hinauf, blieb kurz an der Tür eines Raums stehen, in dem ein verendeter Monsterhummer lag, und merkte, dass das Licht, das er ahnte, viel heller und überhaupt nicht mehr blau war.
    Es war …
    Er wusste ziemlich sicher, dass es …
    Es war Sonnenlicht. Die Abenddämmerung mochte schon vorüber sein; der Alte Stern und die Alte Mutter mochten auf den Dunklen Turm herabscheinen, aber Roland war sich ziemlich sicher, dass er Sonnenschein sah – oder spürte.
    Er stieg weiter, ohne einen Blick in weitere Räume zu werfen, ohne sich die Mühe zu machen, ihre Düfte aus der Vergangenheit zu riechen. Das Treppenhaus wurde enger, bis er mit den Schultern fast dessen gekrümmte Steinflanken berührte. Kein Lied mehr, außer der Wind galt als Lied, nur jenen hörte er nämlich seufzen.
    Er kam an einer letzten offenen Tür vorbei. Auf dem Fußboden der winzigen Kammer dahinter lag ein Zeichenblock, von dem ein Gesicht wegradiert worden war. Auf dem Papier waren nur zwei rote Augen zurückgeblieben, die ihn anfunkelten.
    Ich habe die Gegenwart erreicht. Ich habe das Jetzt erreicht.
    Ja, und hier gab es Sonnenlicht, Commala-Sonnenlicht, das in seinen Augen auf ihn wartete. Es brannte heiß und scharf auf seine Haut herab. Auch die Windgeräusche waren lauter, wirkten ebenfalls rau. Unversöhnlich. Roland sah zur Fortsetzung der Wendeltreppe auf; dort würden seine Schultern die Mauern berühren, weil die Passage nicht breiter als ein Sarg war. Noch neunzehn Stufen, dann war der Raum im Obergeschoss des Dunklen Turms sein.
    »Ich komme!«, rief er. »Wenn ihr mich hört, so hört mich wohl an! Ich komme!«
    Er nahm die Stufen eine nach der anderen, stieg sie mit durchgedrücktem Rücken und hoch erhobenem Kopf hinauf. Die anderen Räume hatten offen vor seinem Blick gelegen. Der letzte Raum war mit einer Tür aus Geisterholz verschlossen, in die ein einzelnes Wort eingeschnitzt war. Dieses Wort lautete:
     
    ROLAND
     
    Er packte den Türknopf. In das Metall war eine Wildrose eingraviert, die sich um einen Revolver wand, einen der großen Sechsschüsser, die er von seinem Vater geerbt und nun auf ewig verloren hatte.
    Trotzdem werden sie wieder dir gehören, flüsterten die Stimme des Turms und die Stimme der Rosen, die jetzt eins waren.
    Wie meint ihr das?
    Darauf bekam er

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