Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
Schulbücher heruntergefallen war. Er ging die Fifth Avenue hinunter, weg von der Dreiundvierzigsten, wo der Junge heute hatte sterben sollen. Er hatte den Kopf geneigt und die Lippen so fest zusammengepreßt, daß es schien, als hätte er überhaupt keinen Mund, sondern nur die Narbe einer längst verheilten Verletzung über dem Kinn. Nachdem er den Engpaß an der Ecke hinter sich gelassen hatte, wurde er nicht langsamer, sondern schritt noch schneller, überquerte die Zweiundvierzigste, Einundvierzigste, Vierzigste. Irgendwo in der Mitte des nächsten Blocks kam er an dem Haus vorbei, in dem der Junge wohnte. Er sah es kaum an, obwohl er dem Jungen seit mindestens drei Wochen an jedem Schultag von dort aus gefolgt war, von dem Gebäude bis zur Ecke der Fifth, dreieinhalb Blocks weiter, der Ecke, die er schlicht und einfach als Stoß-Ecke betrachtete.
    Das Mädchen, das er angerempelt hatte, schrie hinter ihm her, aber Jack Mort bemerkte es gar nicht. Ein Amateurschmetterlingssammler hätte einem gewöhnlichen Schmetterling ebensowenig Aufmerksamkeit geschenkt.
    Auf seine Weise war Jack ein Amateurschmetterlingssammler.
    Er war erfolgreicher Wirtschaftsprüfer von Beruf.
    Stoßen war nur sein Hobby.
     
     

4
     
    Der Revolvermann kehrte in den hinteren Teil des Verstandes dieses Mannes zurück, und dort wurde er ohnmächtig. Wenn es eine Erleichterung gab, dann schlicht und einfach die, daß dieser Mann nicht der Mann in Schwarz war, nicht Walter.
    Der Rest war völliges Entsetzen… und völlige Erkenntnis.
    Von seinem Körper getrennt, war sein Verstand – sein Ka – gesund wie eh und je, aber das plötzliche Wissen traf ihn wie ein Hammerschlag auf die Schläfe.
    Nicht, als er nach vorne kam, sondern als er sicher war, daß der Junge gerettet war, und sich wieder zurückzog. Er sah die Verbindung zwischen diesem Mann und Odetta, die zu fantastisch und dennoch zu gräßlich passend war, als daß sie ein Zufall hätte sein können, und er begriff endlich, was das wirkliche Auserwählen der Drei sein könnte, und wer sie sein mochten.
    Der dritte war nicht dieser Mann, dieser Mörder; der dritte, den Walter genannt hatte, war der Tod gewesen.
    Der Tod… aber nicht für dich. Das hatte Walter gesagt, selbst am Ende noch schlau wie der Satan. Eine Anwaltsantwort… so nahe an der Wahrheit, daß sich die Wahrheit in ihrem Schatten verstecken konnte. Nicht Tod für ihn; er wurde zum Tod.
    Der Gefangene, die Herrin.
    Der dritte war der Tod.
    Plötzlich war er von der Gewißheit erfüllt, daß er selbst der dritte war.
     
     

5
     
    Roland kam wie ein Projektil nach vorne, als hirnloses Geschoß, das darauf programmiert war, den Körper, in dem er sich befand, in dem Augenblick auf den Mann in Schwarz zu werfen, als er ihn sah.
    Gedanken daran, was geschehen könnte, wenn er den Mann in Schwarz daran hinderte, Jake zu töten, kamen ihm erst viel später – das mögliche Paradoxon, der Bruch in Zeit und Raum, der alles auslöschen konnte, was geschehen war, nachdem er in dem Rasthaus eingetroffen war… denn wenn er Jake in dieser Welt rettete, konnte in der anderen sicherlich kein Jake auf ihn warten, und alles, was danach geschehen war, würde sich verändern.
    Welche Veränderungen? Es war unmöglich, auch nur Spekulationen darüber anzustellen. Daß eine davon das Ende seiner Suche sein konnte, daran dachte der Revolvermann überhaupt nie. Und solche verspäteten Spekulationen waren sicherlich auch müßig; wenn er den Mann in Schwarz gesehen hätte, hätte ihn nichts, weder Paradoxon noch vorherbestimmter Lauf des Schicksals, daran hindern können, einfach den Kopf dieses Körpers, in dem er sich befand, zu senken und Walters Brust damit zu rammen. Roland hätte ebensowenig etwas daran ändern können, wie eine Kugel den Finger beeinflussen kann, der abdrückt und sie auf ihren Kurs bringt.
    Wenn er alles zum Teufel schickte, dann zum Teufel damit.
    Er sondierte hastig die Leute, die an der Kreuzung standen, und betrachtete jedes Gesicht (auch die Gesichter der Frauen, um sicherzugehen, daß keine dabei war, die nur so tat , als wäre sie eine Frau).
    Walter war nicht da.
    Er entspannte sich allmählich, wie ein um den Abzug gekrümmter Finger sich im letzten Augenblick entspannen mochte. Nein, Walter war nicht in der Nähe des Jungen, und der Revolvermann war irgendwie sicher, daß dies nicht die richtige Zeit war. Nicht ganz. Diese Zeit war nahe – zwei Wochen entfernt, eine, vielleicht nur einen einzigen

Weitere Kostenlose Bücher