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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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nichts Kluges daran, eine Handvoll Tinnef zu stehlen«, fauchte sie.
    »Bist du je erwischt worden?«
    »Nein…«
    Er breitete die Arme aus, als wollte er sagen: Da hast du es.
    »Demnach waren die Drawers ein böser Ort für Detta Walker?« fragte Eddie. »Ist das richtig? Es scheint nämlich nicht unbedingt richtig zu sein.«
    »Gut und schlecht zugleich. Es waren mächtige Orte, an denen sie sich… neu erfinden konnte, so könnte man es wohl ausdrücken… aber sie waren auch verlorene Orte. Und das hat alles nichts mit Rolands Phantomjungen zu tun, oder?«
    »Vielleicht nicht«, sagte Roland. »Wir kennen auch Drawers in meiner Welt, weißt du. Auch für uns war es ein Slangausdruck, aber der Sinn ist ziemlich ähnlich.«
    »Was hat es für dich und deine Freunde bedeutet?« fragte Eddie.
    »Das war von Ort zu Ort und Situation zu Situation verschieden. Es konnte einen Schuttplatz bedeuten. Es konnte ein Hurenhaus sein oder ein Haus, wo Männer zum Spielen oder Teufelsgras kauen hingingen. Aber die gebräuchlichste Verwendung, die ich kenne, ist auch die einfachste.«
    Er sah sie beide an. »Die Drawers sind Orte der Einsamkeit«, sagte er. »Die Drawers sind – das wüste Land.«
     
     

15
     
    Diesmal warf Susannah mehr Holz ins Feuer. Im Süden leuchtete die Alte Mutter strahlend und ohne zu flimmern. Sie wußte aus der Schule, was das bedeutete: Es war ein Planet, kein Stern. Venus? fragte sie sich. Oder ist das Sonnensystem, zu dem diese Welt gehört, so anders wie alles andere auch?
    Wieder überkam sie dieses Gefühl des Unwirklichen – das Gefühl, daß alles ein Traum sein mußte.
    »Weiter«, sagte sie. »Was ist passiert, nachdem die Stimme dich vor den Drawers und dem kleinen Jungen gewarnt hat?«
    »Ich griff mit der Hand in das Loch, aus dem der Sand gerieselt war, wie man mir beigebracht hatte, sollte mir je so etwas widerfahren. Ich habe einen Kieferknochen herausgezogen… aber nicht den hier. Der Kieferknochen, den ich aus der Mauer des Rasthauses gezogen habe, war viel größer; von einem der Großen Alten, daran habe ich fast keine Zweifel mehr.«
    »Was ist damit passiert?« fragte Susannah leise.
    »Eines Nachts habe ich ihn dem Jungen gegeben«, sagte Roland. Das Feuer malte orangefarbene Leuchten und Schatten auf seine Wangen. »Als Schutz – als eine Art Talisman. Später war ich der Meinung, er habe seinen Zweck erfüllt, und warf ihn weg.«
    »Und wessen Kieferknochen hast du da, Roland?« fragte Eddie.
    Roland hielt ihn hoch, betrachtete ihn lang und nachdenklich und ließ ihn wieder sinken. »Später, als Jake… als er gestorben war… habe ich den Mann eingeholt, den ich verfolgt hatte.«
    »Walter«, sagte Susannah.
    »Ja. Wir haben ein Palaver abgehalten, er und ich… ein langes Palaver. Ich bin eingeschlafen, und als ich erwachte, war Walter tot. Mindestens hundert Jahre tot, wahrscheinlich länger. Nichts war von ihm übrig, außer Knochen, was durchaus angemessen war, denn wir befanden uns an einer Stätte der Knochen.«
    »Ja, das scheint echt ein langes Palaver gewesen zu sein«, bemerkte Eddie trocken.
    Susannah runzelte gelinde die Stirn darüber, aber Roland nickte nur. »Lang und lang«, sagte er und sah ins Feuer.
    »Du bist am Morgen aufgewacht und hast am selben Abend das Westliche Meer erreicht«, sagte Eddie. »Dem Abend, an dem die Monsterhummer gekommen sind, richtig?«
    Roland nickte wieder. »Ja. Aber bevor ich den Ort verließ, wo Walter und ich uns unterhalten haben… oder geträumt… oder was auch immer wir gemacht haben… habe ich das vom Schädel seines Skeletts mitgenommen.« Er hob den Knochen hoch, und das orangefarbene Licht spiegelte sich wider auf den Zähnen.
    Walters Kieferknochen, dachte Eddie und verspürte ein Schaudern in sich. Der Kieferknochen des Mannes in Schwarz. Denk das nächstemal daran, Eddie-Boy, wenn du wieder glaubst, daß Roland vielleicht nur einer von den netten Jungs ist. Er trägt ihn die ganze Zeit mit sich herum wie eine Art… eine Art Kannibalentrophäe. Herrgott.
    »Ich weiß noch, was ich gedacht habe, als ich ihn mitgenommen habe«, sagte Roland. »Ich erinnere mich sehr gut daran; es ist die einzige Erinnerung an diese Zeit, die mich nicht trügt. Ich habe gedacht: ›Es hat Pech gebracht, daß ich weggeworfen habe, was ich gefunden habe, als ich den Jungen fand. Dies ist der Ersatz.‹ Und dann hörte ich Walters Lachen – sein gemeines, wieherndes Lachen. Und ich hörte seine Stimme.«
    »Was hat er

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