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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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sicher beide schon bemerkt habt. Und manches wußte ich, das sich in der Zwischenzeit verändert hat.«
    »Weil die Welt sich weitergedreht hat?«
    »Ja.« Roland sah ihn an. »Das ist keine Redensart. Die Welt dreht sich wirklich weiter, und das passiert immer schneller. Gleichzeitig läuft alles ab… alles nutzt sich ab… fällt auseinander…« Er kickte gegen den Kadaver des mechanischen Kästchens, um das zu unterstreichen.
    Eddie dachte an das ungelenke Diagramm der Portale, das Roland auf den Boden gemalt hatte. »Ist dies der Rand der Welt?« fragte er fast schüchtern. »Ich meine, es sieht nicht anders aus als sonstwo.« Er lachte ein wenig. »Wenn es hier einen Abgrund gibt, sehe ich ihn nicht.«
    Roland schüttelte den Kopf. »So ein Rand ist das nicht. Es ist der Ort, wo ein Balken anfängt. Jedenfalls hat man mir das beigebracht.«
    »Balken?« fragte Susannah. »Was für ein Balken?«
    »Die Großen Alten haben die Welt nicht geschaffen, aber sie haben sie neu geschaffen. Einige Geschichtenerzähler behaupten, die Balken haben sie gerettet; andere sagen, sie sind der Keim der Zerstörung der Welt. Die Großen Alten haben die Balken geschaffen. Sie sind irgendwie geartete Linien… Linien, die binden … und halten… «
    »Sprichst du von Magnetismus?« fragte Susannah vorsichtig.
    Sein ganzes Gesicht leuchtete auf und verwandelte die schroffen Furchen und Ebenen in etwas Neues und Erstaunliches, und einen Moment konnte sich Eddie vorstellen, wie Roland aussehen würde, sollte er seinen Turm tatsächlich erreichen.
    »Ja! Nicht nur Magnetismus, aber das gehört auch dazu… und Schwerkraft… und das angemessene Zusammenwirken von Raum, Größe und Dimension. Die Balken sind die Kräfte, die das alles zusammenbinden.«
    »Willkommen zum Physikunterricht im Irrenhaus«, sagte Eddie mit gedämpfter Stimme.
    Susannah achtete nicht darauf. »Und der Dunkle Turm? Ist er eine Art Generator? Eine zentrale Energiequelle für die Balken?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Aber du weißt, daß dies Punkt A ist«, sagte Eddie. »Wenn wir lange genug auf einer geraden Linie gehen würden, müßten wir zu einem weiteren Portal – nenn es Punkt C – am gegenüberliegenden Rand der Welt gelangen. Aber vorher kämen wir zu Punkt B. Dem Mittelpunkt. Dem Dunklen Turm.«
    Der Revolvermann nickte.
    »Wie lange ist die Reise? Weißt du das?«
    »Nein. Aber ich weiß, es ist sehr weit, und die Entfernung nimmt mit jedem Tag zu, der vergeht.«
    Eddie hatte sich gebückt, um das wandelnde Kästchen zu untersuchen; jetzt richtete er sich auf und sah Roland an. »Das kann nicht sein.« Er hörte sich an wie ein Mann, der einem kleinen Kind zu erklären versucht, daß es eigentlich keinen schwarzen Mann gibt, der in seinem Schrank lauert, das kann gar nicht sein, weil es den schwarzen Mann nämlich überhaupt nicht gibt. »Welten wachsen nicht, Roland.«
    »Nicht? Als ich ein Junge war, Eddie, existierten Karten. An eine spezielle kann ich mich erinnern. Sie trug den Titel ›Die Großen Königreiche der Westlichen Erde‹. Sie zeigte mein Heimatland, das Gilead genannt wurde. Sie zeigte die Unteren Baronien, die in dem Jahr, nachdem ich meine Revolver erhalten hatte, von Aufständen und Bürgerkrieg überrannt wurden, und die Berge, die Wüste, das Gebirge und das Westliche Meer – tausend Meilen oder mehr –, aber ich habe über zwanzig Jahre gebraucht, um diese Entfernung zu durchqueren.«
    »Das ist unmöglich«, sagte Susannah hastig und ängstlich. »Selbst wenn du die ganze Strecke zu Fuß gegangen wärst, könnte es keine zwanzig Jahre gedauert haben.«
    »Nun, man muß natürlich die Pausen mitrechnen, um Ansichtskarten zu schreiben und Bier zu trinken«, sagte Eddie, aber beide achteten nicht auf ihn.
    »Ich bin nicht zu Fuß gegangen, sondern habe fast die ganze Strecke zu Pferde zurückgelegt«, sagte Roland. »Aber ich wurde ab und zu – sagen wir, aufgehalten? –, war jedoch den überwiegenden Teil unterwegs. Entfernte mich von John Farson, der die Revolution anführte, welche die Welt stürzte, in der ich aufgewachsen war, und der meinen Kopf auf einem Holzpfahl in seinem Burghof sehen wollte. Ich schätze, er hatte guten Grund, das zu wollen, denn ich und meine Gefährten waren für den Tod vieler seiner Anhänger verantwortlich – und weil ich etwas gestohlen habe, das ihm sehr teuer war.«
    »Was denn, Roland?« fragte Eddie neugierig.
    Roland schüttelte den Kopf. »Das ist eine Geschichte für einen

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