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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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der rechten Hand in der Hosentasche nach dem Schlüssel tastete. Sein Herz war eine amoklaufende Fabrikmaschine. Hinter ihm brüllte das Ding, das aus dem Mauerwerk der Villa kroch, und obwohl es keine Worte herausbrachte, wußte Jake, was es sagte; es sagte ihm, er solle stehenbleiben, es wäre vergeblich, einfach wegzulaufen, sagte ihm, daß es kein Entkommen gab. Jetzt schien das ganze Haus am Leben zu sein; das Splittern von Holz und Bersten von Balken erfüllten die Luft.
    Jake schloß die Hand um den Schlüssel. Als er ihn herauszog, verfing sich einer der Zähne in der Tasche. Jakes schweißnasse Finger rutschten ab. Der Schlüssel fiel auf den Boden, prallte einmal ab, fiel in einen Spalt zwischen zwei verzogenen Brettern und verschwand.
     
     

30
     
    »Er hat Schwierigkeiten!« hörte Susannah Eddie rufen, aber seine Stimme klang fern. Sie hatte selbst genügend Probleme… aber sie fand, daß sie sich dennoch ganz gut schlug.
    Ich werd’ den Eiszapfen schmelzen. Süßer, hatte sie dem Dämon gesagt. Und wenn er wech is’, was machstn dann?
    Sie hatte ihn nicht gerade geschmolzen, aber sie hatte ihn verändert. Das Ding in ihr bereitete ihr ganz bestimmt keine Lust, aber wenigstens hatten die schrecklichen Schmerzen nachgelassen, und es war nicht mehr kalt. Es war gefangen und konnte sich nicht befreien. Und sie hielt es nicht nur mit ihrem Körper fest. Roland hatte gesagt, Sex wäre seine Schwäche und seine Waffe, und Roland hatte wie üblich recht gehabt. Es hatte sie genommen, aber sie hatte auch es genommen, und jetzt war es, als hätten sie beide einen Finger in einer dieser teuflischen chinesischen Schlingen, in die man sich durch Ziehen nur noch fester verstrickt.
    Sie klammerte sich an diesen Gedanken, als hinge ihr Leben davon ab; das mußte sie, weil alle anderen bewußten Gedanken aus ihr gewichen waren. Sie mußte dieses schluchzende, ängstliche, teuflische Ding in der Schlinge seiner eigenen hilflosen Lust festhalten. Es wand sich und zuckte und bohrte sich in sie hinein, schrie danach, befreit zu werden, und benützte ihren Körper gleichzeitig mit einem lüsternen, hilflosen Fieber, aber sie gab es nicht frei.
    Und was passiert, wenn ich es schließlich freigebe? fragte sie sich verzweifelt. Was wird es tun, um es mir heimzuzahlen?
    Sie wußte es nicht.
     
     

31
     
    Es regnete in Strömen, und es sah aus, als würde der Kreis in den Steinen sich in ein Meer aus Schlamm verwandeln. »Halt etwas über die Tür!« schrie Eddie. »Laß nicht zu, daß der Regen sie fortspült!«
    Roland riskierte einen Blick auf Susannah und stellte fest, daß diese immer noch mit dem Dämon rang. Sie hatte die Augen halb geschlossen und den Mund zu einer verbissenen Grimasse verzerrt. Er konnte den Dämon weder sehen noch hören, spürte aber seine wütenden, ängstlichen Bewegungen.
    Eddie wandte ihm das tropfnasse Gesicht zu. »Hast du nicht gehört?« brüllte er. »Halt etwas über die verdammte Tür, aber SCHNELL!«
    Roland riß eines ihrer Felle aus dem Rucksack und nahm eine Ecke in jede Hand. Dann streckte er die Arme aus, beugte sich über Eddie und bildete ein behelfsmäßiges Zelt. Die Spitze von Eddies selbstgemachtem Zeichenstift war schlammverklebt. Er wischte ihn am Ärmel ab und hinterließ dabei eine Schliere in der Farbe von Bitterschokolade, dann schloß er wieder die Faust um den Ast und beugte sich über seine Zeichnung. Sie war nicht so groß wie die Tür auf Jakes Seite – nur etwa drei Viertel so groß –, aber sie würde groß genug sein, daß Jake durchkommen konnte… wenn die Schlüssel funktionierten.
    Wenn er überhaupt einen Schlüssel besitzt , hast du das nicht gemeint? fragte er sich. Wenn er ihn nun fallen gelassen hat… oder wenn das Haus ihn dazu gebracht hat, ihn fallen zu lassen?
    Er malte ein Rechteck unter den Kreis, der den Türknopf darstellte, zögerte und zeichnete dann den vertrauten Umriß eines Schlüssellochs hinein.
     

     
    Er zögerte erneut. Da war noch etwas, aber was? Es fiel ihm schwer zu denken, weil ein Wirbelsturm durch seinen Kopf toste, ein Wirbelsturm, in dem wahllose Gedanken wirbelten statt abgedeckter Dächer und Scheunen und Hühnerhäuser.
    »Komm schon, Süßah!« schrie Susannah hinter ihm. »Machste schlapp? Wassn los mit dir? Ich hab’ gedacht, du wärstn heißblütiger Hengst, Junge!«
    Junge. Das war es.
    Mit der Spitze des Astes schrieb er aufmerksam DER JUNGE ins obere Feld der Tür. In dem Augenblick, als er das E

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