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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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seinem Haar und wurde nicht nach vorne gezogen, sondern nach oben.
     
     

42
     
    Sie kamen wie Babys bei der Geburt heraus, in einer feuchten Atmosphäre und bei nachlassendem Hagel. Eddie war die Hebamme, wie der Revolvermann es ihm gesagt hatte. Er lag flach auf Brust und Bauch, hatte die Hände durch die Tür geschoben und hielt Büschel von Rolands Haar gepackt.
    »Suze! Hilf mir!«
    Sie wand sich zu ihm, streckte die Hände durch und packte Roland unter dem Kinn. Er kam ihr mit zurückgeneigtem Kopf und vor Schmerzen und Anstrengung verzerrten Lippen entgegen.
    Eddie spürte etwas reißen, eine seiner Hände schnellte aus dem Loch und hielt eine Strähne vom graumelierten Haar des Revolvermannes. »Er rutscht ab!«
    »Dieser Dreckskerl… haut nicht … ab!« Susannah griff zu und zog heftig, als wollte sie dem Revolvermann das Genick brechen.
    Zwei kleine Hände kamen aus der Tür in der Mitte des Kreises und umklammerten eine der Kanten. Als Jakes Gewicht von ihm genommen war, konnte Roland einen Ellbogen aufstützen und kam einen Moment später ganz durch. Währenddessen ergriff Eddie Jakes Handgelenke und zog ihn hoch.
    Jake drehte sich auf den Rücken und blieb keuchend liegen.
    Eddie drehte sich zu Susannah um, nahm sie in die Arme und drückte ihr Küsse auf Stirn, Wangen und Hals. Er lachte und weinte gleichzeitig. Sie klammerte sich schwer atmend an ihn… aber ein schwaches, zufriedenes Lächeln umspielte ihre Lippen, und sie streichelte mit einer Hand langsam und beschwichtigend Eddies nasses Haar.
    Unter ihnen ertönte ein Hexenkessel schwarzer Geräusche: Kreischen, Grunzen, Poltern, Klirren.
    Roland schleppte sich mit gesenktem Kopf von dem Loch fort. Das Haar stand ihm wirr vom Kopf ab. Blut floß ihm an den Wangen herunter. »Mach sie zu!« keuchte er zu Eddie. »Mach sie zu, bei deinem Vater!«
    Eddie setzte die Tür in Bewegung, die gewaltigen, unsichtbaren Scharniere erledigten den Rest. Die Tür fiel mit einem hallenden, tonlosen Poltern zu und schnitt sämtliche Geräusche von unten ab. Vor Eddies Augen wurden ihre Kanten an den Rändern wieder zu verschmierten Strichen in der Erde. Der Türknauf sank in sich zusammen und wurde wieder zu einem Kreis, den Eddie gemalt hatte. Wo das Schlüsselloch gewesen war, befand sich nur noch eine unförmige Mulde, aus der ein Stück Holz ragte wie ein Schwert aus einem gespaltenen Stein.
    Susannah robbte zu Jake und zog ihn behutsam in eine sitzende Haltung. »Alles in Ordnung, Süßer?«
    Er sah sie benommen an. »Ja, ich glaube schon. Wo ist er? Der Revolvermann. Ich muß ihn etwas fragen.«
    »Ich bin hier, Jake«, sagte Roland. Er stand auf, ging wie ein Betrunkener zu Jake und kauerte sich neben ihm nieder. Er berührte die glatte Wange des Jungen fast ungläubig.
    »Wirst du mich diesmal wieder fallen lassen?«
    »Nein«, sagte Roland. »Diesmal nicht, nie wieder.« Aber in der tiefsten Dunkelheit seines Herzens dachte er an den Turm und verzagte.
     
     

43
     
    Der Hagel wurde zu heftigem, peitschendem Regen, aber Eddie konnte im Norden blaue Streifen zwischen den brausenden Wolken sehen. Der Sturm würde bald vorbei sein, aber bis dahin würden sie durchnäßt werden.
    Er stellte fest, daß ihm das einerlei war. Er konnte sich nicht erinnern, wann er jemals so zufrieden mit sich gewesen war, so völlig erschöpft. Dieses verrückte Abenteuer war noch nicht zu Ende – er vermutete sogar, daß es gerade erst angefangen hatte –, aber heute hatten sie einen entscheidenden Sieg davongetragen.
    »Suze?« Er strich ihr das Haar aus dem Gesicht und sah ihr in die dunklen Augen. »Alles in Ordnung? Hat er dir weh getan?«
    »Ein bißchen weh, aber es geht mir gut. Ich glaube, das Flittchen Detta ist immer noch die unbesiegte Championesse der Raststätten, Dämon hin oder her.«
    »Was soll das bedeuten?«
    Sie grinste spitzbübisch. »Nicht viel, nicht mehr… Gott sei Dank. Was ist mit dir, Eddie? Alles klar?«
    Eddie horchte nach Henrys Stimme und konnte sie nicht hören. Er hatte so eine Ahnung, als könnte Henrys Stimme endgültig verstummt sein.
    »Mir geht es mehr als gut«, sagte er und nahm sie lachend wieder in die Arme. Über ihre Schulter hinweg konnte er die Überreste der Tür sehen: nur ein paar verwaschene Linien und Winkel. Bald würde der Regen auch sie weggespült haben.
     
     

44
     
    »Wie heißt du?« fragte Jake die Frau, deren Beine oberhalb der Knie aufhörten. Er wurde sich plötzlich bewußt, daß er beim Kampf mit dem

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