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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Torwächter seine Hose verloren hatte, und zog den Hemdenzipfel über die Unterwäsche. Von ihrem Kleid war auch nicht mehr viel übrig, was das anbetraf.
    »Susannah Dean«, sagte sie. »Deinen Namen kenne ich bereits.«
    »Susannah«, sagte Jake nachdenklich. »Deinem Vater gehört nicht zufällig eine Eisenbahngesellschaft, oder?«
    Sie sah ihn einen Moment verblüfft an, dann warf sie den Kopf zurück und lachte. »Aber nein, Süßer! Er war ein Zahnarzt, der ein paar Kleinigkeiten erfunden hat und damit reich geworden ist. Wie kommst du denn auf so was?«
    Jake antwortete nicht. Er richtete seine Aufmerksamkeit auf Eddie. Die Angst war bereits aus seinem Gesicht gewichen, und seine Augen hatten den kalten, berechnenden Blick angenommen, an den Roland sich noch so gut vom Rasthaus erinnerte.
    »Hi, Jake«, sagte Eddie. »Schön, dich zu sehen, Mann.«
    »Hi«, sagte Jake. »Ich habe dich heute schon einmal gesehen, aber da warst du viel jünger.«
    »Ich war vor zehn Minuten noch viel jünger. Alles in Ordnung mit dir?«
    »Ja«, sagte Jake. »Ein paar Kratzer, das ist alles.« Er sah sich um. »Ihr habt den Zug noch nicht gefunden.« Das war keine Frage.
    Eddie und Susannah wechselten einen verwirrten Blick, aber Roland schüttelte nur den Kopf. »Kein Zug.«
    »Sind deine Stimmen fort?«
    Roland nickte. »Vollkommen fort. Und deine?«
    »Auch fort. Ich bin wieder heil. Und du auch.«
    Sie sahen einander im selben Augenblick mit demselben Impuls an. Als Roland Jake in die Arme nahm, brach die unnatürliche Selbstbeherrschung des Jungen, und er fing an zu weinen – es war das erschöpfte, erleichterte Weinen eines Kindes, das lange verirrt war, viel gelitten hat und endlich wieder in Sicherheit ist. Als Roland ihm die Arme um die Taille schlang, legte Jake seine um den Hals des Revolvermanns und drückte sie zusammen wie Stahlklammern.
    »Ich werde dich nie wieder allein lassen«, sagte Roland, der nun selbst zu weinen anfing. »Ich schwöre dir beim Namen aller meiner Väter: Ich werde dich nie wieder allein lassen.«
    Doch sein Herz, der stumme, wachsame, lebenslängliche Gefangene des Ka, hörte die Worte dieses Versprechens nicht nur verzagend, sondern zweifelnd.

 
     
Zweites Buch
                 
     
    LUD
    Gehäuf zerbrochner Bilder

IV.
Dorf und Ka-tet
     
1
     
    Vier Tage nachdem Eddie ihn ohne sein ursprüngliches Paar Hosen und die Turnschuhe, aber noch im Besitz des Ranzens und seines Lebens durch das Tor zwischen den Welten gezogen hatte, erwachte Jake, weil ihm etwas Warmes und Nasses über das Gesicht strich.
    Wäre ihm das an einem der drei vorangegangenen Tage passiert, hätte er seine Gefährten zweifellos mit seinen Schreien aufgeweckt, denn er war fiebrig gewesen, und Träume von dem Mörtelmann hatten seinen Schlaf gequält. In diesen Träumen rutschte seine Hose nicht, der Torwächter behielt ihn fest in der Hand und stopfte ihn in das unaussprechliche Maul, wo die Zähne zuschnappten wie die Balken, die ein Burgtor hüteten. Jake erwachte schlotternd und hilflos stöhnend aus diesen Träumen.
    Der Spinnenbiß in seinem Nacken hatte das Fieber verursacht. Als Roland ihn am zweiten Tag untersucht und festgestellt hatte, daß die Infektion schlimmer geworden war, hatte er sich kurz mit Eddie unterhalten und Jake dann eine rosa Tablette gegeben. »Du solltest mindestens eine Woche jeden Tag vier davon nehmen«, sagte er.
    Jake hatte ihn zweifelnd angesehen. »Was ist das?«
    »Cheflet«, sagte Roland, dann sah er Eddie erbost an. »Sag du es ihm. Ich kann es immer noch nicht aussprechen.«
    »Keflex. Du kannst unbesorgt sein, Jake, es stammt aus einer von der Regierung genehmigten Drogerie aus dem guten alten New York. Roland hat ein paar geschluckt, und der ist gesund wie ein Pferd. Sieht auch ein bißchen wie eines aus, wie du selbst sehen kannst.«
    Jake war erstaunt: »Wie habt ihr Medizin aus New York holen können?«
    »Das ist eine lange Geschichte«, sagte der Revolvermann. »Zu gegebener Zeit wirst du sie ganz hören, aber vorläufig solltest du dich damit begnügen, einfach die Tablette zu nehmen.«
    Jake gehorchte. Die Wirkung war schnell und lindernd. Die häßliche rote Schwellung um den Biß herum verblaßte binnen vierundzwanzig Stunden, und inzwischen war auch das Fieber zurückgegangen.
    Das warme Ding stupste ihn wieder an. Jake richtete sich mit einem Ruck auf und öffnete die Augen.
    Das Geschöpf, welches ihm das Gesicht geleckt hatte, war ein Billy-Bumbler,

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