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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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aber das wußte Jake nicht; er hatte zuvor noch nie einen gesehen. Dieser war magerer als die, die Rolands Gruppe früher gesehen hatte, das schwarz-grau gestreifte Fell war matt und verfilzt. An einer Flanke war ein Klumpen altes, getrocknetes Blut zu sehen. Die schwarzen Augen mit den goldenen Ringen sahen Jake ängstlich an; sein Schwanz zuckte hoffnungsvoll hin und her. Jake entspannte sich. Er vermutete, daß es Ausnahmen von der Regel gab, schätzte aber, daß etwas, das mit dem Schwanz wedelte – oder es wenigstens versuchte –, nicht allzu gefährlich sein konnte.
    Das erste Licht dämmerte gerade, es war wahrscheinlich gegen halb sechs Uhr morgens. Genauer konnte Jake es nicht bestimmen, weil seine digitale Seiko nicht mehr funktionierte… oder besser gesagt, auf eine außerordentlich exzentrische Weise funktionierte. Als er sie nach dem Übergang zum erstenmal angesehen hatte, hatte die Seiko behauptet, es wäre 98:71:65, eine Zeit, die, soweit Jake wußte, nicht existierte. Genaueres Hinsehen machte ihm deutlich, daß die Uhr jetzt rückwärts lief. Hätte sie das auf eine kontinuierliche Weise getan, hätte sie wohl immer noch einen gewissen Nutzen gehabt, aber das tat sie eben nicht. Eine Zeitlang wechselten die Ziffern mit der richtigen Geschwindigkeit (Jake wies das nach, indem er zwischen jeder Zahl das Wort ›Mississippi‹ sagte), und dann stoppte die Anzeige zehn oder zwanzig Sekunden völlig – bis er dachte, die Uhr hätte endgültig den Geist aufgegeben –, oder die Ziffern sausten nacheinander wie ein Flimmern vorbei.
    Er hatte dieses seltsame Verhalten gegenüber Roland erwähnt und ihm die Uhr gezeigt und gedacht, es würde ihn in Erstaunen versetzen, aber Roland hatte sie lediglich einen oder zwei Augenblicke eingehend betrachtet und dann wegwerfend genickt und gesagt, es wäre eine interessante Uhr, aber als Faustregel galt, daß kein Zeitmeßgerät heutzutage besonders gut funktionierte. Die Seiko war also nutzlos, aber dennoch wollte Jake sie nicht wegwerfen… wahrscheinlich, überlegte er, weil sie ein Stück aus seinem alten Leben war, und davon waren nicht mehr viele übrig.
    Gerade jetzt behauptete die Seiko, daß es zweiundsechzig Minuten nach vierzig am Mittwoch, Donnerstag und Samstag im Dezember und März war.
    Der Morgen war extrem neblig; in einer Entfernung von fünfzig oder sechzig Schritten verschwand die Welt einfach. Wenn dieser Tag wie die anderen war, würde die Sonne in einer oder zwei Stunden als schwache weiße Scheibe herauskommen, und gegen halb zehn würde der Tag heiß und klar sein. Jake sah sich um und erblickte seine Weggefährten (er wagte nicht, sie Freunde zu nennen, jedenfalls noch nicht), die unter ihren Felldecken schliefen – Roland ganz in der Nähe, Eddie und Susannah ein größerer Buckel auf der anderen Seite des erloschenen Lagerfeuers.
    Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf das Tier, das ihn geweckt hatte. Es sah wie eine Mischung aus Waschbär und Waldmurmeltier aus, der man zu guter Letzt noch einen Schuß Dackel zugefügt hatte.
    »Wie geht es dir, Boy?« fragte er leise.
    »Oy!« antwortete der Billy-Bumbler sofort, sah ihn aber weiter ängstlich an. Seine Stimme klang tief und heiser, fast wie ein Bellen, die Stimme eines englischen Footballspielers, der eine schlimme Halsentzündung hatte.
    Jake zuckte überrascht zurück. Der Billy-Bumbler, den die schnelle Bewegung erschreckte, wich noch einmal einige Schritte zurück, schien fliehen zu wollen, blieb dann aber doch standhaft. Der Schwanz zuckte hektischer denn je, die schwarzgoldenen Augen musterten Jake nervös. Seine Schnurrhaare zitterten.
    »Der hier kann sich an Menschen erinnern«, bemerkte eine Stimme an Jakes Schulter. Er drehte sich um und sah Roland, der hinter ihm kauerte, die Unterarme auf den Oberschenkeln liegen und die langen Hände zwischen den Knien baumeln hatte. Er betrachtete das Tier mit wesentlich mehr Aufmerksamkeit, als er Jakes Uhr hatte zuteil werden lassen.
    »Was ist das?« fragte Jake leise. Er wollte das Tier nicht verscheuchen; er war bezaubert. »Seine Augen sind wunderschön!«
    »Billy-Bumbler«, sagte Roland.
    »Umher!« stieß das Geschöpf aus und wich weiter zurück.
    »Es spricht!«
    »Eigentlich nicht. Bumbler wiederholen nur, was sie hören – oder gehört haben. Ich habe es seit Jahren nicht mehr erlebt, wie einer das macht. Der Bursche hier sieht fast verhungert aus. Ist wahrscheinlich zum Plündern gekommen.«
    »Er hat mir das

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