Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
Krippe zu betreten, Mum, so isses. Denn Blaine schläft, und wer seine Ruhe stört, muß einen hohen Preis bezahlen.«
    »Ach, komm schon, Schönheit«, fauchte Eddie. »Du könntest den Kaffee nicht erreichen, wenn du dir den Kopf den Arsch raufschieben würdest.«
    »Ich weiß nicht, was das bedeutet«, sagte sie voll verwirrter und gekränkter Würde.
    »Es bedeutet, ihr könnt uns zur Krippe bringen und den Zorn von Blaine riskieren, oder ihr könnt hier stehenbleiben und den Zorn von Eddie auf euch nehmen. Wißt ihr, es muß kein netter, sauberer Kopfschuß sein. Ich kann euch Stück für Stück ausknipsen, und momentan fühle ich mich so gemein, daß ich dazu imstande wäre. Ich habe einen beschissenen Tag in eurer Stadt hinter mir – die Musik ist zum Kotzen, alle leiden fürchterlich an Blutarmut im Gehirn, und der erste Typ, den wir gesehen haben, hat eine Granate nach uns geworfen und unseren Freund entführt. Also, was meint ihr?«
    »Warum wollt ihr überhaupt zu Blaine?« fragte einer der anderen. »Er wandert nicht mehr von seinem Bett in der Krippe – seit Jahren nicht mehr. Er hat sogar aufgehört, mit seinen vielen Zungen zu sprechen und zu lachen.«
    Mit seinen vielen Zungen zu sprechen und zu lachen? dachte Eddie. Er sah Susannah an. Diese erwiderte den Blick achselzuckend.
    »Ardis war der letzte, der zu Blaine gegangen ist«, sagte die blutverschmierte Frau.
    Jeeves nickte ernst. »Ardis war immer ein Narr, wenn er getrunken hatte. Blaine hat ihm eine Frage gestellt. Das hab’ ich gehört, aber ich habe sie nicht verstanden – ich glaube, etwas über die Mutter von Raben –, und als Ardis nicht antworten konnte, hat Blaine ihn mit blauem Feuer niedergemetzelt.«
    »Elektrizität?« fragte Eddie.
    Jeeves und die blutbespritzte Frau nickten beide. »Ay«, sagte die Frau. »So wurde es in alten Zeiten genannt, so isses.«
    »Ihr müßt nicht mit uns reingehen«, sagte Susannah plötzlich. »Bringt uns nur in Sichtweite des Bahnhofs. Den Rest des Wegs gehen wir allein.«
    Die Frau sah sie mißtrauisch an, dann zog Jeeves ihr den Kopf dicht an seinen Mund und flüsterte ihr eine Weile ins Ohr. Die anderen Pubes standen in einer unregelmäßigen Reihe hinter ihnen und stellten die benommenen Mienen von Menschen zur Schau, die gerade einen besonders schlimmen Luftangriff überlebt haben.
    Schließlich drehte sich die Frau um. »Ay«, sagte sie. »Wir bringen euch in die Nähe der Krippe, und dann heißt es Abschied nehmen.«
    »Meine Worte«, sagte Eddie. »Du und Jeeves. Ihr anderen, verzieht euch.« Er sah sie nacheinander an. »Aber vergeßt eins nicht – ein Speer aus dem Hinterhalt, ein Pfeil, ein Pflasterstein, und die beiden hier sterben.« Diese Drohung hörte sich so kläglich und sinnlos an, daß Eddie sich wünschte, er hätte sie gar nicht erst ausgesprochen. Wie konnte ihnen etwas an diesen beiden oder allen anderen Mitgliedern ihres Klans liegen, wenn sie tagtäglich zwei oder drei in die Pfanne hauten? Nun, dachte er, als er die anderen ohne einen Blick zurück davonstapfen sah, jetzt war es zu spät, sich deswegen Gedanken zu machen.
    »Kommt schon«, sagte die Frau. »Ich will euch wieder vom Hals haben.«
    »Das beruht auf Gegenseitigkeit«, antwortete Eddie.
    Aber bevor sie und Jeeves sie wegführten, machte die Frau etwas, bei dem Eddie seine bösen Gedanken ein wenig bedauerte: Sie kniete nieder, strich dem Mann im Kilt das Haar zurück und hauchte einen Kuß auf seine schmutzige Stirn. »Lebwohl, Winston«, sagte sie. »Warte auf mich, wo die Bäume grün und das Wasser sauber sind. Ich komme zu dir, ay, so sicher wie die Dämmerung die Schatten nach Westen laufen läßt.«
    »Ich wollte ihn nicht töten«, sagte Susannah. »Das sollst du wissen. Aber ich selbst wollte noch weniger sterben.«
    »Ay.« Das Gesicht, das sich zu Susannah umdrehte, war streng und ohne Tränen. »Aber wenn ihr vorhabt, Blaines Krippe zu betreten, werdet ihr sowieso sterben. Und die Chancen stehen gut, daß ihr beim Sterben den alten Winston bedauern werdet. Er ist grausam, der Blaine. Der grausamste aller Dämonen an diesem grausamen, grausamen Ort.«
    »Komm mit, Maud«, sagte Jeeves und half ihr hoch.
    »Ay. Schaffen wir sie uns vom Hals.« Sie betrachtete Susannah und Eddie wieder, und ihre Augen waren streng, aber irgendwie verwirrt. »Gott verfluche meine Augen, daß sie eurer überhaupt jemals gewahr wurden. Und Gott verfluche auch eure Waffen, denn sie sind stets Quell all unserer Probleme

Weitere Kostenlose Bücher