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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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bestand eigentlich aus zwei Türen. Die Anlage erinnerte Jake daran, wie Luftschleusen in den intelligenteren Science-fiction-Filmen aussahen. Schlitzer machte beide zu, drehte sich zu Ticktack um und deutete mit dem Daumen nach oben. Der Ticktackmann nickte und griff träge über sich, wo er einen Knopf in einem Möbelstück drückte, das wie ein Rednerpult aussah. In der Wand fing eine Pumpe surrend an zu arbeiten, die Neonröhren wurden deutlich dunkler. Das leise Zischen von Luft war zu hören, dann drehte sich das Ventilrad der Innentür. Jake vermutete, daß außen das gleiche passierte. Dies war eine Art Luftschutzbunker, daran konnte kein Zweifel bestehen. Als das Summen aufhörte, leuchteten die Neonröhren wieder in alter Helligkeit.
    »So«, sagte der Ticktackmann freundlich. Er betrachtete Jake von oben bis unten. Jake hatte das deutliche und unangenehme Gefühl, als würde er begutachtet und katalogisiert. »Jetzt sind wir wohlbehalten und sicher. Gemütlich wie die Maden im Speck. Richtig, Hoots?«
    »Jar!« antwortete ein großer, schlaksiger Mann im dunklen Anzug sofort. Sein Gesicht war von einem Ausschlag verunziert, den er exzessiv kratzte.
    »Ich hab’n gebracht«, sagte Schlitzer. »Ich hab’ gesagt, du könntste dich auf mich verlassen, oder nich?«
    »So ist es«, sagte Ticktack. »Gut. Ich hatte meine Zweifel, ob dir am Ende das Paßwort noch einfallen würde, aber…«
    Die dunkelhaarige Frau stieß wieder ein schrilles Lachen aus. Der Ticktackmann drehte sich halb in ihre Richtung, das träge Lächeln umspielte seine Mundwinkel, und bevor Jake begreifen konnte, was geschah – was schon geschehen war –, taumelte sie rückwärts, riß verblüfft und gequält die Augen auf und tastete nach einem seltsamen Tumor mitten auf der Brust, der vor einem Augenblick noch nicht da gewesen war.
    Jake wurde klar, daß der Ticktackmann im Herumdrehen eine Bewegung gemacht hatte – so schnell, daß sie kaum mehr als ein Flackern gewesen war. Das Messer steckte nicht mehr im Halfter des Ticktackmannes, sondern in der Brust der dunkelhaarigen Frau auf der anderen Seite des Zimmers. Ticktack hatte mit einer unheimlichen Schnelligkeit geworfen, und Jake war nicht sicher, ob selbst Roland schneller ziehen konnte. Es war wie ein böser Zaubertrick gewesen.
    Die anderen sahen stumm zu, wie die Frau auf Ticktack zustolperte, keuchend würgte und die Hände um den Griff des Messers gelegt hatte. Sie stieß mit der Hüfte gegen eine Stehlampe, und der Mann, der Hoots genannt wurde, sprang hinzu und fing die Lampe auf, bevor sie umfallen konnte. Ticktack selbst bewegte sich nicht; er saß nur mit dem Bein über der Armlehne seines Throns da und beobachtete die Frau mit seinem trägen Lächeln.
    Ihr Fuß verfing sich unter einem Teppich, und sie kippte nach vorne. Der Ticktackmann bewegte sich erneut mit dieser unheimlichen Geschwindigkeit, zog den Fuß zurück, der über der Stuhllehne gebaumelt hatte, und ließ ihn wie einen Kolben vorwärts schnellen. Er grub ihn der schwarzhaarigen Frau in den Magen, und diese taumelte rückwärts. Blut quoll aus ihrem Mund und spritzte über die Möbel. Sie prallte gegen die Wand, rutschte daran herunter und blieb mit auf das Brustbein gesunkenem Kinn sitzen. Jake fand, sie sah wie ein Bilderbuchmexikaner aus, der an einer Lehmwand Siesta hielt. Es fiel ihm schwer zu glauben, daß sie derartig schnell vom Leben zum Tod befördert worden war. Neonröhren verwandelten ihr Haar in ein Nest, das halb rot und halb blau war. Ihre glasigen Augen sahen den Ticktackmann voll ewigen Staunens an.
    »Ich hab’ ihr das mit dem Lachen gesagt«, meinte Ticktack. Sein Blick fiel auf die andere Frau, eine vierschrötige Rothaarige, die wie eine Lastwagenfahrerin aussah. »Oder etwa nicht, Tilly?«
    »Ay«, sagte Tilly sofort. Angst und Aufregung glänzten in ihren Augen, und sie leckte sich wie besessen die Lippen. »Das hast du, viele, viele Male. Darauf würde ich Uhr und Patent wetten.«
    »Das würdest du, wenn du deinen fetten Arsch weit genug raufgreifen könntest, sie zu finden«, sagte Ticktack. »Bring mir mein Messer, Brandon, und vergiß nicht, den Gestank von der Schlampe abzuwischen, bevor du’s mir in die Hand drückst.«
    Ein kurzer Mann mit krummen Beinen beeilte sich, zu tun, wie ihm geheißen worden war. Zuerst wollte sich das Messer nicht lösen; es schien im Brustbein der unglücklichen dunkelhaarigen Frau zu stecken. Brandon warf dem Ticktackmann einen entsetzten Blick

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