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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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der Revolvermann nichts, sondern sah nur mit in den Revolvergurt gehakten Daumen den Mittelstreifen entlang. Schließlich sagte er: »Wenn wir näher dran sind, werden wir es deutlicher sehen.«
    »Ach, komm schon!«, sagte Eddie. »Ich meine, du dicke Scheiße! Weißt du, was das ist, oder nicht?«
    »Wenn wir näher dran sind, werden wir es deutlicher sehen«, wiederholte der Revolvermann… was natürlich überhaupt keine Antwort war. Er schlenderte quer über die nach Osten verlaufenden Fahrspuren zurück, um nach seinem Lagerfeuer zu sehen, und seine Absätze klackten dabei auf dem Asphalt. Susannah sah Jake und Eddie an. Sie zuckte die Achseln. Die anderen ebenfalls… und Jake brach in glockenhelles Gelächter aus. Normalerweise, dachte Susannah, benahm sich der Bengel mehr wie ein Achtzehnjähriger als wie ein Junge von elf Jahren, aber bei diesem Lachen hörte er sich an wie ein Neunjähriger, der gerade einmal auf die zehn zuging, aber das beunruhigte sie nicht im Geringsten.
    Sie schaute zu Oy hinunter, der sie ernst ansah und die Schultern rollte, so als wollte er ebenfalls mit den Achseln zucken.
     
     

8
     
    Sie aßen die in Blätter gewickelten Köstlichkeiten, die Eddie Revolvermann-Burritos nannte, rückten näher ans Feuer heran und legten auch mehr Holz nach, als es dunkler wurde. Irgendwo im Süden schrie ein Vogel – wahrscheinlich der einsamste Laut, den er in seinem ganzen Leben gehört hatte, überlegte Eddie. Niemand redete viel, und ihm wurde bewusst, dass das um diese Tageszeit eigentlich ja meistens der Fall war. Als wäre die Zeit, wenn die Erde den Tag mit der Nacht vertauschte, etwas Besonderes, eine Zeit, die sie irgendwie von dem mächtigen Bund befreite, den Roland Ka-Tet nannte.
    Jake fütterte Oy kleine Stückchen Dörrfleisch aus seinem letzten Burrito; Susannah saß auf ihrem Schlafsack, hatte die Beine unter ihrem Wildlederrock verschränkt und schaute verträumt ins Feuer; Roland hatte sich auf die Ellbogen gestützt und sah zum Himmel, wo die Wolken allmählich die Sterne freigaben. Eddie, der ebenfalls aufschaute, sah, dass der Alte Stern und die Alte Mutter verschwunden waren; der Polarstern und der Große Wagen waren an ihre Stelle getreten. Die hiesige mochte vielleicht nicht ganz seine Welt sein – Automobile von Takuro, die Kansas City Monarchs und eine Imbisskette namens Boing Boing Burgers deuteten alle darauf hin –, aber Eddie machte die Ähnlichkeit dennoch nervös. Möglicherweise, dachte er, ist es die Welt gleich nebenan.
    Als der Vogel in der Ferne wieder rief, rappelte Eddie sich auf und sah Roland an. »Du wolltest uns etwas erzählen«, sagte er. »Eine aufregende Geschichte aus deiner Jugend, glaube ich. Susan – das war ihr Name, oder nicht?«
    Der Revolvermann sah noch einen Moment zum Himmel – nun war es Roland, der sich unter fremden Sternbildern zurechtfinden musste, überlegte Eddie –, und dann richtete er seinen Blick auf seine Freunde. Er sah auf seltsame Weise so aus, als müsste er sich rechtfertigen und würde sich dabei in seiner Haut nicht ganz wohl fühlen. »Würdet ihr annehmen, ich wolle Zeit schinden«, sagte er, »wenn ich euch um noch einen Tag bäte, um über diese Dinge nachzudenken? Oder vielleicht will ich in Wirklichkeit auch nur eine Nacht, um von ihnen träumen zu können. Es sind alte Dinge… möglicherweise tote Dinge, aber ich…« Er hob die Hände zu einer Art zerstreuter Geste. »Manche Dinge finden keine Ruhe, nicht einmal, wenn sie tot sind. Ihre Gebeine schreien aus der Erde.«
    »Es gibt Geister«, sagte Jake, und Eddie sah in seinen Augen einen Schatten des Grauens, das der Junge in jenem Haus in Dutch Hill verspürt haben musste. Des Schreckens, den er empfunden haben musste, als der Türsteher aus der Wand gekommen war, um ihn zu packen. »Manchmal gibt es Geister, und manchmal kommen sie wieder.«
    »Ja«, sagte Roland. »Manchmal gibt es sie, und manchmal kommen sie wieder.«
    »Vielleicht ist es besser, nicht darüber nachzugrübeln«, sagte Susannah. »Manchmal ist es besser, wenn man einfach nur das Pferd besteigt und losreitet – besonders wenn man weiß, dass es eine Sache ist, die einem nicht leicht fallen wird.«
    Roland dachte gründlich darüber nach, dann sah er ihr in die Augen. »Morgen Abend am Lagerfeuer werde ich euch von Susan erzählen«, sagte er. »Das verspreche ich euch beim Namen meines Vaters.«
    »Müssen wir das Ganze überhaupt hören?«, fragte Eddie unvermittelt. Es erstaunte

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