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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Fahrersitz saß, mit höhnisch verzerrtem, halb verfaultem Gesicht über dem Steuerpult, der Mann, der Jake auf der Brücke über den Send gekidnappt hatte – ihr alter Freund Gasher, der »Schlitzer«. Auf dem nach hinten geschobenen Helm standen in Schwarz die Worte L A M ERK F OUNDRY . Darüber war ein einziges offenes Auge gemalt worden.
    Gasher ließ die Schaufel sinken. Sie fraß sich diagonal über den Platz, zertrümmerte Backsteine, pulverisierte Bier- und Limonadeflaschen zu funkelndem Staub und schlug Funken auf den Steinen. Unmittelbar in der Bahn der Schaufel nickte die Rose mit ihrem anmutigen Kopf.
    »Mal sehn, ob ihr jetzt noch welche von euern dummen Fragen stellt!«, schrie diese unliebsame Erscheinung. »Fragt so viel ihr wollt, meine lieben Freundchen, warum auch nicht? Euer alter Freund Gasher ist ganz verrückt auf Rätsel! Aber nur dass ihr’s kapiert, was ihr auch fragt, ich werd das fiese Ding überfahren, platt walzen, aye, das werd ich! Und dann noch mal drüber! Stumpf und Stiel, meine lieben Freundchen! Aye, Stumpf und Stiel!«
    Susannah kreischte auf, als die scharlachrote Schaufel der Planierraupe sich der Rose näherte, und Eddie griff nach dem Zaun. Er würde sich hinüberschwingen, sich auf die Rose werfen, sie beschützen…
    … aber es war zu spät. Und er wusste es.
    Er sah zu dem kichernden Ding auf der Planierraupe und stellte fest, dass Gasher nicht mehr da war. Nun war der Mann am Steuer jener Lokführer Bob aus Charlie Tschuff-Tschuff.
    »Aufhören!«, schrie Eddie. »Um Himmels willen, aufhören!«
    »Ich kann nicht, Eddie. Die Welt hat sich weiterbewegt, und ich kann nicht anhalten. Ich muss mich mit ihr bewegen.«
    Und als der Schatten der Planierraupe über die Rose fiel, als die Schaufel einen der Pfosten zerbrach, die das Schild hielten (Eddie sah, dass aus dem D EMNÄCHST ein J ETZT geworden war), stellte er fest, dass der Mann am Steuer auch nicht mehr Lokführer Bob war.
    Es war Roland.
     
     

10
     
    Eddie richtete sich auf der Standspur des Highway auf und atmete keuchend sichtbare Wölkchen aus, während sein Schweiß auf der heißen Haut bereits abkühlte. Er war sich sicher, dass er geschrien hatte, er musste geschrien haben, aber Susannah schlief immer noch tief und fest an seiner Seite, nur ihr Kopf ragte aus dem gemeinsamen Bettzeug heraus; links neben ihm schnarchte Jake leise und hatte einen Arm, der nicht unter der Decke lag, um Oy geschlungen. Der Bumbler schlief ebenfalls.
    Roland dagegen nicht. Roland saß ruhig auf der anderen Seite des Lagerfeuers, reinigte seine Waffen im Sternenlicht und sah Eddie an.
    »Albträume.« Keine Frage.
    »Yeah.«
    »Ein Besuch von deinem Bruder?«
    Eddie schüttelte den Kopf.
    »Dann der Turm? Das Rosenfeld und der Turm?« Rolands Gesicht blieb gleichgültig, aber Eddie konnte die unterschwellige Begierde hören, die Rolands Stimme stets annahm, wenn es um den Dunklen Turm ging. Eddie hatte den Revolvermann einmal einen Turm-Junkie genannt, und Roland hatte es nicht bestritten.
    »Diesmal nicht.«
    »Was dann?«
    Eddie erschauerte. »Kalt.«
    »Ja. Du solltest deinen Göttern danken, dass es wenigstens nicht regnet. Herbstregen ist ein Übel, dem man nach Möglichkeit aus dem Weg gehen sollte. Wovon handelte dein Traum?«
    Eddie zögerte immer noch. »Du würdest uns nie verraten, Roland, oder?«
    »Das kann kein Mensch mit Sicherheit sagen, Eddie, und ich habe schon mehr als einmal den Verräter gespielt. Zu meiner Schande. Aber… ich glaube, die Zeiten sind vorbei. Wir sind ein Ka-Tet. Wenn ich einen von euch verrate – möglicherweise sogar selbst auch nur Jakes pelzigen Freund –, verrate ich mich selbst. Warum fragst du?«
    »Und du würdest niemals unsere Suche verraten.«
    »Mich von dem Turm abwenden? Nein, Eddie. Das nicht, niemals. Erzähl mir deinen Traum.«
    Eddie gehorchte und ließ dabei auch nichts aus. Als er fertig war, betrachtete Roland stirnrunzelnd seine Waffen. Sie schienen sich wie von selbst wieder zusammengesetzt zu haben, während Eddie geredet hatte.
    »Was hat das zu bedeuten, dass ich dich am Ende die Planierraupe habe fahren sehen? Dass ich dir immer noch nicht traue? Dass ich unbewusst…«
    »Ist das Ologie der Psyche? Die Kabbala, von der ich dich und Susannah sprechen gehört habe?«
    »Ja, könnte man wohl sagen.«
    »Das ist alles Mist«, sagte Roland wegwerfend. »Schlammlöcher des Geistes. Träume bedeuten entweder nichts oder alles – und wenn sie alles bedeuten, dann sind

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