Der dunkle Turm - Gesamtausgabe
sie fast immer Botschaften von… nun, von anderen Ebenen des Turms.« Er sah Eddie durchtrieben an. »Und nicht alle Botschaften werden von Freunden geschickt.«
»Etwas oder jemand spielt mit meinem Kopf herum? Willst du das damit sagen?«
»Ich halte es für möglich. Aber dennoch musst du mich im Auge behalten. Ich werde damit fertig, im Auge behalten zu werden, wie du wohl weißt.«
»Ich traue dir«, sagte Eddie, und allein die Verlegenheit, mit der er das sagte, verlieh seinen Worten Glaubwürdigkeit. Roland sah gerührt drein, beinahe erschüttert, und Eddie fragte sich, wie er diesen Mann je für einen Roboter ohne Gefühle hatte halten können. Roland fehlte es vielleicht ein bisschen an Phantasie, aber Gefühle hatte er durchaus.
»Eine Sache an deinem Traum stimmt mich außerordentlich bedenklich, Eddie.«
»Die Planierraupe?«
»Die Maschine, ja. Die Gefahr für die Rose.«
»Jake hat die Rose gesehen, Roland. Sie war unversehrt.«
Roland nickte. »In seinem Wann, dem Wann jenes speziellen Tages, gedieh die Rose prächtig. Aber das bedeutet nicht, dass es immer so sein wird. Wenn das Schild der Baufirma von Kommendem gesprochen hat… wenn die Planierraupe kommt…«
»Es gibt andere als diese Welten«, sagte Eddie. »Weißt du nicht mehr?«
»Manches könnte nur in einer existieren. An einem Wo, in einem Wann.« Roland legte sich hin und sah zu den Sternen hinauf. »Wir müssen diese Rose beschützen«, sagte er. »Wir müssen sie um jeden Preis beschützen.«
»Du glaubst, dass sie auch eine Tür ist, nicht wahr? Eine, die zum Dunklen Turm führt.«
Der Revolvermann sah ihn mit Augen an, in denen sich das Sternenlicht spiegelte. »Ich glaube, sie könnte der Turm sein«, sagte er. »Und wenn sie zerstört wird…«
Ihm fielen die Augen zu. Er sagte nichts mehr.
Eddie lag noch lange wach.
11
Der neue Tag dämmerte klar und strahlend und kalt heran. Im hellen Tageslicht war das Ding, das Eddie am Abend zuvor erblickt hatte, deutlicher zu sehen… aber er konnte immer noch nicht sagen, was es war. Wieder ein Rätsel, und allmählich hatte er sie gründlich satt.
Er betrachtete es mit zusammengekniffenen Augen, die er vor der Sonne abschirmte, während Susannah auf einer Seite und Jake auf der anderen stand. Roland war hinten beim Lagerfeuer und packte alles ein, was er als ihre Gunna bezeichnete, ein Wort, das ihre sämtlichen irdischen Habseligkeiten zu beinhalten schien. Das Ding vor ihnen bereitete ihm allem Anschein nach kein Kopfzerbrechen; offenbar wusste er tatsächlich nicht, was es war.
Wie weit entfernt? Dreißig Meilen? Fünfzig? Die Antwort schien davon abzuhängen, wie weit man in diesem flachen Land sehen konnte, und darauf hatte Eddie keine Antwort. In einem war er sich jedoch ziemlich sicher, nämlich dass Jake in mindestens zweifacher Hinsicht Recht gehabt hatte – es handelte sich um eine Art von Gebäude, und es erstreckte sich über alle vier Spuren des Highways. Es musste so sein; wie sonst hätten sie es sonst sehen können? Es hätte in der Schwachstelle verschwinden müssen… oder nicht?
Vielleicht steht es in einer dieser freien Stellen – »Löcher in den Wolken« hat Suze dazu gesagt. Vielleicht ist die Schwachstelle auch zu Ende, bevor wir so weit kommen. Vielleicht ist es auch eine gottverdammte Halluzination. Vorläufig kannst du es jedenfalls vergessen. Bis wir dort sind, müssen wir noch eine ganze Weile highwaysurfen.
Aber das Gebäude ließ ihn nicht los. Es sah aus wie ein ätherisches blau-goldenes Gebilde aus Tausendundeiner Nacht… nur hatte Eddie das Gefühl, als wären das Blau vom Himmel und das Gold von der gerade aufgegangenen Sonne gestohlen worden.
»Roland, komm mal kurz her!«
Zuerst dachte er, der Revolvermann würde nicht kommen, doch dann zurrte Roland eine Wildlederschnur um Susannahs Bündel, stand auf, stemmte die Hände ins Kreuz, streckte sich und kam schließlich zu ihnen.
»Götter, man könnte annehmen, in dieser Bande hat niemand außer mir einen Sinn für Hausarbeit«, sagte Roland.
»Wir helfen mit«, sagte Eddie. »Tun wir doch immer, oder nicht? Aber sieh dir zuerst das Ding dort an.«
Roland gehorchte, aber nur mit einem kurzen Blick, als wollte er es nicht einmal zur Kenntnis nehmen.
»Das ist Glas, oder nicht?«, sagte Eddie.
Roland sah noch einmal kurz hin. »Mir dünkt«, sagte er, ein Ausdruck, der Schätze ja, Partner zu bedeuten schien.
»Wir haben eine Menge Gebäude aus Glas, wo ich
Weitere Kostenlose Bücher