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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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gewöhnlich im vierten Monat der Schwangerschaft angetreten werden musste… etwa zu dem Zeitpunkt, wenn man es ihr ansehen würde, auch wenn sie die Kleider anhatte. Es würde Rhea obliegen, dieses Urteil zu treffen… und Rhea konnte sie nicht ausstehen.
    Jetzt, wo es zu spät war – wo sie die vom Kanzler förmlich aufgesetzte Übereinkunft akzeptiert hatte, wo jene verschrobene Schlampe ihre Ehrbarkeit bestätigt hatte –, reute sie die Abmachung. Sie dachte hauptsächlich daran, wie Thorin ohne Hosen aussehen würde, mit seinen weißen und dünnen Beinen, wie die Beine eines Storchs, und wie sie, wenn sie beisammen lagen, seine langen Knochen knacken hören würde: Knie und Rücken und Ellbogen und Hals.
    Und Knöchel. Vergiss seine Knöchel nicht.
    Aye. Die großen Knöchel eines alten Mannes, aus denen Haare wuchsen. Susan kicherte bei dem Gedanken, so komisch war es, aber gleichzeitig lief ihr eine warme Träne unbemerkt aus einem Augenwinkel und die Wange hinab. Sie wischte sie weg, ohne es zu bemerken, ebenso wenig wie das Klipp-klapp von Hufen, die im Staub des Weges langsam näher kamen. Mit den Gedanken war sie immer noch weit entfernt und beschäftigte sich mit dem seltsamen Ding, das sie durch das Schlafzimmerfenster der alten Frau gesehen hatte – das sanfte, aber irgendwie unangenehme Licht, das aus der rosa Kugel drang, die hypnotisierte Art und Weise, wie die Hexe sie angesehen hatte…
    Als Susan das Pferd schließlich hörte, war ihr erster erschrockener Gedanke, dass sie sich in dem Wäldchen, das sie gerade passierte, verstecken musste. Die Chance, dass um diese Zeit ein rechtschaffener Reisender auf der Straße unterwegs war, kam ihr nicht sonderlich groß vor, besonders jetzt, wo so schlechte Zeiten in Mittwelt herrschten – aber dafür war es zu spät.
    Also in den Straßengraben, und flach auf den Boden gedrückt. Da der Mond untergegangen war, bestand zumindest die Möglichkeit, dass der Reisende vorüberreiten würde, ohne…
    Aber bevor sie den Gedanken auch nur zu Ende spinnen konnte, hatte der Reiter, der sich hinter ihr angeschlichen hatte, während sie ihren langen und wehmütigen Gedanken nachhing, sie grüßend angesprochen. »Einen guten Abend, Lady, und mögen Eure Tage auf Erden lang sein.«
    Sie drehte sich um und dachte: Und wenn es nun einer der Männer ist, die neuerdings ständig im Haus des Bürgermeisters oder im Traveller’s Rest herumhängen? Nicht der Älteste von denen, so zittrig ist seine Stimme nicht, aber möglicherweise einer der anderen…Es könnte derjenige sein, den sie Depape nennen…
    »Einen guten Abend«, hörte sie sich zu dem Männerumriss auf dem großen Pferd sagen. »Mögen Eure ebenfalls lang sein.«
    Ihre Stimme bebte nicht, jedenfalls konnte sie es nicht heraushören. Sie glaubte nicht, dass es Depape war, auch nicht derjenige namens Reynolds. Sie konnte nur eines mit Sicherheit über den Mann sagen, nämlich dass er einen Hut mit flacher Krempe trug, die sie stets mit den Männern in den Inneren Baronien in Verbindung gebracht hatte, als Reisen zwischen Ost und West noch verbreiteter gewesen waren als heute. Damals, bevor John Farson – der Gute Mann – kam und das Blutvergießen begann.
    Als der Fremde an ihre Seite ritt, sah sie sich ein wenig nach, dass sie ihn nicht gehört hatte – sie konnte keine Gürtelschnalle oder Glocke an seiner Ausrüstung sehen, und alles war festgezurrt, damit es nicht flatterte oder klatschte. Es sah fast aus wie das Zaumzeug eines Gesetzlosen oder Verwüsters (sie hatte eine Ahnung, als könnten Jonas mit der zittrigen Stimme und seine beiden Freunde in anderen Zeiten und an anderen Orten beides gewesen sein) oder sogar eines Revolvermanns. Aber dieser Mann trug keine Waffen, es sei denn, sie wären verborgen gewesen. Ein Bogen am Knauf seines Sattels und eine Art Lanze in einer Scheide, das war alles. Und es hatte auch nie, überlegte sie sich, einen so jungen Revolvermann gegeben.
    Er schnalzte dem Pferd seitlich aus dem Mund etwas zu, wie ihr Da’ es immer getan hatte (und wie sie es selbstverständlich auch tat), und es blieb augenblicklich stehen. Als er ein Bein hoch und mit unbewusster Anmut über den Sattel schwang, sagte Susan: »Nay, nay, Fremder, macht Euch keine Umstände, sondern geht Eurer Wege!«
    Falls er den erschrockenen Ton ihrer Stimme hörte, schenkte er ihm keine Beachtung. Er ließ sich vom Pferd rutschen, ohne den festgezurrten Steigbügel zu benutzen, und landete unmittelbar vor

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