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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Thorin war ein Mann, der brüllend lachte, wenn eine Schauspielertruppe ein Stück aufführte, bei dem Köpfe aneinander gestoßen wurden, zum Schein zugeschlagen und mit faulen Früchten geworfen wurde, der aber nur verwirrt dreinschaute, wenn eine Geschichte pathetisch oder tragisch war. Er ließ die Knöchel knacken, klopfte jedem auf den Rücken, rülpste bei Tisch und war ein Mann, der die Angewohnheit hatte, bei jedem zweiten Wort seinen Kanzler anzusehen, als wollte er sich vergewissern, dass er Rimer nicht in irgendeiner Form vor den Kopf gestoßen hatte.
    Das alles hatte Susan häufig bemerkt; ihr Vater war jahrelang verantwortlich für die Pferde der Baronie gewesen und hatte häufig geschäftlich in Seafront zu tun gehabt. Seine heiß geliebte Tochter hatte er dabei viele Male mitgenommen. Oh, sie hatte eine Menge von Hart Thorin im Lauf der Jahre zu Gesicht bekommen, und er auch von ihr. Vielleicht zu viel! Im Augenblick schien das wichtigste Faktum an ihm zu sein, dass er fast fünfzig Jahre älter als das Mädchen war, das möglicherweise seinen Sohn austragen sollte. Sie hatte die Vereinbarung leichten Herzens geschlossen – Nein, nicht leichten Herzens, damit war sie ungerecht gegen sich selbst… aber es hatte ihr auch nicht den Schlaf geraubt, so viel war richtig. Als sie sich sämtliche Argumente von Tante Cord angehört hatte, hatte sie gedacht: Na ja, es ist wirklich eine Kleinigkeit, wenn man dafür den Pachtvertrag umgewandelt bekommt; endlich unser eigenes kleines Stück der Schräge zu besitzen, nicht nur das Lehen… Dokumente zu besitzen, eines in unserem Haus und eines in Rimers Unterlagen, in denen geschrieben steht, dass es uns gehört. Aye, und wieder Pferde zu besitzen. Nur drei, das ist wahr, aber das sind drei mehr, als wir jetzt haben. Und was ist dafür zu tun? Ihm ein- oder zweimal beizuwohnen, um ein Kind auszutragen, etwas, was Millionen Frauen vor mir getan haben, ohne Schaden zu nehmen. Schließlich werde ich nicht gebeten, mit einem Mutanten oder Leprakranken die Partnerschaft einzugehen, sondern nur mit einem alten Mann, dessen Knöchel knacken, ’s ist nicht für ewig, und, wie Tante Cord sagt, ich könnte immer noch heiraten, wenn die Zeit und das Ka es verfügen; ich wäre nicht die erste Frau, die als Mutter ins Bett ihres Mannes kommt. Und macht es mich zur Hure, das zu tun? Das Gesetz sagt Nein, doch darauf kommt es nicht an; einzig das Gesetz meines Herzens zählt, und mein Herz sagt, wenn ich das Land bekommen kann, das meinem Da’ gehörte, und drei Pferde obendrein, die darauf grasen, indem ich eine bin, dann will ich eben eine Hure sein.
    Da war noch etwas: Tante Cord hatte – ziemlich ruchlos, wie Susan nun einsah – ihre kindliche Unschuld ausgenutzt. Von dem Baby hatte Tante Cord in den höchsten Tönen gesungen, dem niedlichen kleinen Baby, das sie bekommen würde. Tante Cord hatte gewusst, dass Susan, die die Puppen ihrer Kindheit noch nicht lange weggeräumt hatte, der Gedanke gefallen würde, ein eigenes Baby zu haben, eine kleine lebende Puppe, die sie anziehen und füttern und mit der sie in der Nachmittagshitze ein Schläfchen halten konnte.
    Freilich hatte Cordelia dabei außer Acht gelassen (vielleicht ist sie so arglos, dass sie nicht einmal daran gedacht hat, dachte Susan, glaubte es aber selbst nicht so recht), was das Hexenweib ihr an diesem Abend so gnadenlos deutlich gemacht hatte: Thorin wollte mehr als nur ein Kind.
    Er will Titten und Arsch, die nicht unter seinen Händen nachgeben, und eine Dose, die auch noch packt, was er reinzustoßen hat.
    Wenn sie nur an diese Worte dachte, pochte ihr Gesicht, während sie in der Dunkelheit nach Monduntergang in Richtung Stadt ging (und diesmal lief sie nicht unbekümmert dahin und sang auch nicht). Sie hatte bei ihrer Zustimmung verschwommen daran gedacht, wie sich das Zuchtvieh paarte – man erlaubte ihnen, es zu treiben, »bis der Same anschlug«, dann trennte man sie wieder. Aber nun wusste sie, dass Thorin ihr möglicherweise immer wieder beiwohnen wollen würde, und das Gesetz, das seit zweihundert Jahren mit eiserner Härte galt, sagte ausdrücklich, dass er ihr so lange beiwohnen konnte, bis sie, die bereits ihre persönliche Ehrbarkeit bewiesen hatte, ihre Ehrbarkeit darüber hinaus mit einem Kind unter Beweis stellte, einem Kind, das unversehrt sein musste… nicht etwa eine mutierte Missgeburt. Susan hatte diskret Erkundigungen eingezogen und wusste, dass dieser zweite Beweis für

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