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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Dunkelheit und den Schatten und den finsteren Umrissen der Ölbohrtürme verführen lassen, das zu glauben. Nicht Ka, nur eine zufällige Begegnung mit einem netten jungen Mann auf der einsamen Straße zurück in die Stadt.
    »Ich habe mich angemessen bedeckt«, sagte sie mit einer trockenen Stimme, die sich nicht sehr nach ihrer eigenen anhörte. »Ihr dürft Euch wieder umdrehen, wenn Ihr mögt, Mr. Dearborn.«
    Er drehte sich um und sah sie an. Einen Augenblick lang sagte er nichts, aber sie erkannte an dem Ausdruck in seinen Augen nur zu gut, dass er sie ebenfalls anmutig fand. Und obwohl sie das beunruhigte – vielleicht auch wegen des Liedes, das er gepfiffen hatte –, freute es sie auch. Dann sagte er: »Ihr seht gut da oben aus. Ihr sitzt gut.«
    »Und nicht mehr lange, dann werde ich eigene Pferde besitzen, auf denen ich sitzen kann«, sagte sie. Jetzt werden die Fragen kommen, dachte sie.
    Aber er nickte nur, als hätte er das alles bereits gewusst, und ging wieder auf die Stadt zu. Sie fühlte sich etwas enttäuscht, ohne recht zu wissen, warum, schnalzte mit der Zunge zu Rusher und drückte ihm die Knie in die Seiten. Er setzte sich in Bewegung und zog mit seinem Herrn gleich, der Rushers Nüstern freundschaftlich streichelte.
    »Wie nennt man jenen Ort?«, fragte er und zeigte auf die Bohrtürme.
    »Das Ölfeld? Citgo.«
    »Pumpen einige der Türme noch?«
    »Aye, und man kann sie nicht abschalten. Nicht, dass allerdings noch jemand wüsste, wie das überhaupt ginge.«
    »Oh«, sagte er, und das war alles – nur oh. Aber er wich einen Moment von Rushers Seite, als sie den überwachsenen Weg erreichten, der zum Citgo-Ölfeld hineinführte, und ging zu dem alten leer stehenden Wachhaus. In ihrer Kindheit hatte ein Schild hier gehangen, auf dem ZUTRITT NUR FÜR PERSONAL stand, aber das war in diesem oder jenem Orkan weggerissen worden. Will Dearborn sah sich um, dann schlenderte er in seiner neuen Kleidung gleichmütig zu seinem Pferd zurück, und seine Stiefel wirbelten den Sommerstaub auf.
    Sie gingen auf die Stadt zu, ein junger Mann mit flachkrempigem Hut zu Fuß, eine junge Frau zu Pferde, die einen Poncho über Schoß und Beine gelegt hatte. Das Licht der Sterne strahlte auf sie herab, wie es seit Anbeginn der Zeit auf junge Männer und Frauen hinabgeschienen hatte, und einmal schaute sie auf und sah eine Sternschnuppe am Himmel verglühen – eine kurze und gleißende orangerote Bahn am Himmelszelt. Susan wollte sich etwas wünschen, doch dann wurde ihr mit einem Gefühl, das an Panik grenzte, bewusst, dass sie keine Ahnung hatte, was sie sich wünschen sollte. Nicht die geringste.
     
     

4
     
    Sie verharrte im Schweigen, bis sie eine Meile oder so von der Stadt entfernt waren, dann stellte sie die Frage, die ihr durch den Kopf gegangen war. Sie hatte vorgehabt, ihre zu stellen, wenn er mit seinen angefangen hatte, und es verdross sie, dass sie diejenige war, die das Schweigen brach, aber am Ende siegte ihre Neugier.
    »Woher kommt Ihr, Mr. Dearborn, und was führt Euch in unser kleines Eckchen von Mittwelt… wenn Ihr keinen Anstoß an der Frage nehmt?«
    »Keineswegs«, sagte er und sah lächelnd zu ihr auf. »Ich bin froh, dass wir miteinander reden, und hatte nur nach einem Anlass dazu gesucht. Gespräche sind nicht meine starke Seite.« Was dann, Will Dearborn?, fragte sie sich. Aye, das fragte sie sich sehr, als sie sich nämlich auf dem Sattel zurechtgesetzt hatte, da hatte sie die Hand auf die zusammengerollte Decke hinter sich gestützt… und etwas gespürt, das in dieser Decke versteckt war. Etwas, was sich wie eine Waffe anfühlte. Natürlich musste es keine sein, aber sie erinnerte sich auch, wie er unwillkürlich an den Gürtel gegriffen hatte, als sie vor Überraschung aufgeschrien hatte.
    »Ich komme aus der Innerwelt. Ich nehme aber an, das hattet Ihr schon von selbst vermutet. Wir haben unsere eigene Art zu reden.«
    »Aye. Aus welcher Baronie stammt Ihr, wenn ich fragen darf?«
    »Neu-Kanaan.«
    Daraufhin verspürte sie einen Anflug echter Aufregung. Neu-Kanaan! Zentrum des Bundes! Das bedeutete natürlich nicht mehr so viel wie früher, aber dennoch…
    »Nicht Gilead?«, fragte sie und registrierte missfällig die Andeutung mädchenhafter Aufregung in ihrer Stimme. Womöglich mehr als nur eine Andeutung.
    »Nein«, sagte er mit einem Lachen. »Nichts so Grandioses wie Gilead. Nur Hemphill, ein Dorf etwa vierzig Räder westlich von dort. Kleiner als Hambry, dünkt

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