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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Euch abnehmen. Es sind neunzehn.«
    Er nickte. »Ich stehe in Eurer Schuld. Aber wir müssen auch feststellen – sofern möglich –, wie viel Öl diese neunzehn Pumpen fördern.«
    »Funktionieren in Neu-Kanaan noch so viele ölbetriebene Maschinen, dass derlei von Bedeutung wäre? Und verfügt Ihr über die Alchimie, um den Rohstoff umzuwandeln, den Eure Maschinen brauchen?«
    »In diesem Fall spricht man eher von Raffinerie, nicht von Alchimie – vermute ich jedenfalls –, und ich glaube, eine funktioniert noch. Doch nein, wir haben nicht so viele Maschinen, obschon es noch einige funktionierende Leuchtröhren im Großen Saal von Gilead gibt.«
    »Man stelle sich vor!«, sagte sie entzückt. Sie hatte Bilder von Leuchtröhren und elektrischen Flambeaus gesehen, aber nie die Leuchten selbst. Die letzten in Hambry (in diesem Teil der Welt hatte man sie »Funkenlichter« genannt, aber sie war sich sicher, dass es sich um dieselben handelte) waren vor zwei Generationen ausgebrannt.
    »Ihr habt gesagt, Euer Vater war bis zu seinem Tod Verwalter der Pferde des Bürgermeisters«, sagte Will Dearborn. »War sein Name Patrick Delgado? So lautete er doch, oder nicht?«
    Sie schaute, zutiefst erschrocken und unvermittelt in die Wirklichkeit zurückgeholt, zu ihm hinunter. »Woher wisst Ihr das?«
    »Sein Name steht auf unserer Besuchsliste. Wir sollen Rinder, Schafe, Schweine, Ochsen… und Pferde zählen. Von allem Nutzvieh sind Pferde das Wichtigste. Patrick Delgado sollten wir aus diesem Grund aufsuchen. Es tut mir Leid, hören zu müssen, dass er die Lichtung am Ende des Pfades erreicht hat, Susan. Werdet Ihr mein Beileid akzeptieren?«
    »Aye, mit Dank.«
    »War es ein Unfall?«
    »Aye.« Sie hoffte, ihre Stimme sagte, was sie sagen sollte, nämlich: Lass dieses Thema ruhen, und frag nicht weiter.
    »Ich will ehrlich zu Euch sein«, sagte er, und da glaubte sie zum ersten Mal, einen falschen Unterton zu hören. Vielleicht bildete sie es sich aber auch nur ein. Gewiss wusste sie wenig von der Welt (Tante Cord erinnerte sie fast täglich daran), aber sie hatte eine gewisse Ahnung davon, dass Leute, die ihre Rede mit Ich will ehrlich zu Euch sein anfingen, einem wahrscheinlich, ohne eine Miene zu verziehen, sagen würden, dass Regen nach oben fiel, Geld auf Bäumen wuchs und die Kinder vom Großen Federix gebracht wurden.
    »Aye, Will Dearborn«, sagte sie mit einem nur unmerklich trockenen Ton. »Man sagt, Ehrlichkeit sei das Klügste, so sagt man.«
    Er sah sie leicht zweifelnd an, doch dann erstrahlte sein Lächeln wieder. Dieses Lächeln war gefährlich, fand sie; ein Treibsand-Lächeln, wenn sie je eines zu Gesicht bekommen hatte. Man trat leicht hinein, kam aber nicht so leicht wieder heraus.
    »Der Bund hat heutzutage nicht mehr allzu viele Mitglieder. Das ist einer der Gründe, weshalb Farson sein Spiel so lange treiben konnte; darum ist seine Begierde so sehr gewachsen. Er hat es weit gebracht, seit er als Verwüster und Postkutschenräuber in Garlan und Desoy angefangen hat, und er wird es noch weiter bringen, wenn der Bund nicht wiederbelebt wird. Vielleicht sogar bis nach Mejis.«
    Sie konnte sich nicht vorstellen, was der Gute Mann mit ihrer verschlafenen Stadt in der Baronie anfangen wollte, die am nächsten beim Reinen Meer lag, aber sie schwieg.
    »Wie dem auch sei, in Wahrheit hat uns eigentlich nicht der Bund geschickt«, sagte er. »Nicht den ganzen weiten Weg, um Kühe und Ölbohrtürme und Hektar bestelltes Land zu zählen.«
    Er hielt inne, sah auf die Straße (so als suchte er nach weiteren Steinen, die seinen Stiefeln in die Quere kommen könnten) und streichelte Rushers Nase mit geistesabwesender Zärtlichkeit. Sie glaubte, dass er verlegen war, vielleicht sogar beschämt. »Unsere Väter haben uns geschickt.«
    »Eure…« Dann verstand sie. Böse Jungs, das waren sie, auf eine Mission geschickt, die nicht ganz einer Verbannung gleichkam. Sie dachte, die wahre Aufgabe der Jungen in Hambry könnte sein, ihren guten Ruf wiederherzustellen. Nun, dachte sie, das erklärt immerhin das Treibsand-Lächeln, was? Hüte dich vor diesem Jungen, Susan, er ist einer von denen, die Brücken niederbrennen und Postwagen umstoßen und dann ohne einen Blick zurück fröhlich ihres Weges ziehen. Nicht aus Bosheit, sondern aus schlichter knabenhafter Achtlosigkeit.
    Dabei musste sie wieder an das alte Lied denken, das sie gesungen und das er gepfiffen hatte.
    »Unsere Väter, ja.«
    Susan Delgado hatte zu ihrer

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