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Der Durst der Toten

Der Durst der Toten

Titel: Der Durst der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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das massive Tor völlig lautlos und wie von Geisterhand bewegt vor ihm auf und gab den Blick frei auf eine weitläufige, parkähnliche Gartenanlage mit altem Baumbestand und sorgsam gestutzten Hecken. Das Gelände stieg zur Mitte hin zu einem kleinen Hügel an, und darauf - - die Anstalt.
    Das trutzige Gebäude thronte förmlich auf dem Hügel, hockte dort wie ein fettes, monströses Etwas, und seine Schatten schienen auf unheimliche Weise länger, als es natürlich gewesen wäre. Darren kam es vor, als ströme etwas Dunkles, Giftiges von der Anstalt aus, das von den Farben ringsum verzehrt würde.
    Das Gebäude war groß, und durch seine erhabene Lage wirkte es noch gewaltiger, zugleich aber auch bedrückend, ganz so, als könne es jeden Moment von der Hügelkuppe herabstürzen und alles unter sich zermalmen. Der Architekt mußte dereinst ein Faible für Türme und Erker besessen haben, und die Mauern des Hauses waren so finster, als seien sie nachträglich noch mit Ruß oder Kohle geschwärzt worden. Die Fenster waren samt und sonders mit fingerdicken Eisenstäben vergittert, aber Darren konnte förmlich spüren, daß es sich dabei beileibe nicht um die einzigen Sicherheitsmaßnah-men handelte.
    Beunruhigt äugte er in die Runde.
    Der Weg zur Anstalt hinauf wurde von mannshohen Zäunen begrenzt, und Darren war fast davon überzeugt, daß der so idyllisch aussehende Park mit Minen und ähnlichem gespickt war.
    Welch ein Ort, dachte er. Hier möchte ich nicht mal begraben sein.
    Als er den ansteigenden Kiesweg zur Anstalt hinaufging, hielt Darren sich unbewußt in der Mitte zwischen den Seitenbegrenzungen. Mochte gut sein, daß sie unter Strom standen.
    Aus irgendeinem Grunde schien Darren hier buchstäblich alles möglich.
    Er trat in die Schatten der Anstalt, lange bevor er das Portal aus eisenbeschlagenem dunklen Holz erreichte. Als er dann davorstand, wiederholte sich das gespenstische Schauspiel von vorhin - auch dieses Tor öffnete sich wie von selbst, nur geschah es hier nicht lautlos. Die Angeln kreischten schier nach Öl, und das Geräusch hallte im Dunkel jenseits der Schwelle wider, als schrie dort ein kollektiv wahnsinnig gewordener Knabenchor.
    Wer weiß ...? Der Gedanke kroch wie Rauhreif hinter Darrens Stirn vorüber.
    »Sir?« Die Stimme kam von irgendwo aus der Dunkelheit hinter dem Portal.
    »Äh . ja?« erwiderte Darren.
    »Kommen Sie herein.«
    Ein einziger Schritt ließ die Finsternis auf der anderen Seite der Schwelle zu schattenhafter Helligkeit werden.
    Darren fand sich in einer beinahe kathedralenhaften Eingangshalle wieder. Der Fußboden bestand aus schwarzem Marmor, die Wände mochten zwar tatsächlich hell sein, wirkten aber, weil kaum Licht in die Halle fiel, wie aus dunklem Nebel. Vage erkannte Darren eine Reihe von Türen, die nach allen Seiten abgingen, und weit über sich zwei rundum führende Galerien, die über erstaunlich schmale Trep-pen zu erreichen waren.
    In der Mitte der Halle befand sich ein kreisförmiger Empfangstresen. Daß er nach oben hin zusätzlich verglast war, sah Darren erst, als er fast schon mit der Nase gegen die Scheibe stieß.
    Dahinter saß - eine Krähe?
    Die ältere Lady wies zumindest auf den ersten Blick eine geradezu frappierende Ähnlichkeit mit einem solchen Vogel auf. Ihr Gesicht war schmal, die Nase spitz, das Kinn fliehend, und die Augen klebten wie schwarze Knöpfe hinter der Brille. Ihre Stimme hatte drunten am Tor nicht nur wegen des Lautsprechers krächzend geklungen.
    »Was führt Sie zu uns, Sir?« fragte sie.
    Fröstelnd hob Darren die Schultern. »Wie ich schon sagte . Ich möchte Mister Secada sprechen.«
    »Sie möchten ihn sprechen?«
    »Ähm . wenn ich ungelegen komme, dann . ich meine, ich kann warten«, beeilte sich Darren zu sagen. Er tat längst mehr, als die Wahrheit nur zu ahnen; aber er - oder zumindest sein Unterbewußtsein - weigerte sich hartnäckig, sie zu akzeptieren oder gar in konkrete Worte zu fassen.
    »Ich glaube nicht, daß Sie das können«, krächzte die hagere Frau, und Darren wußte, daß ihre Antwort nichts damit zu tun hatte, daß sie meinte, er hätte zu wenig Zeit.
    »In welchem Verhältnis stehen Sie zu . Mister Secada?« Das Wörtchen Mister schien ihr Schwierigkeiten zu bereiten.
    Mein Gott, schoß es Darren durch den Kopf, wer oder was ist mein Vater? Der Lehrer von Hannibal Lector?
    Er riß sich zusammen und versuchte so unbeteiligt wie nur möglich zu klingen. »Ich bin Mister Secadas Sohn.« Er betonte den

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