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Der Durst der Toten

Der Durst der Toten

Titel: Der Durst der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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sehen kann?«
    »Nein, das wollte ich nicht sagen«, antwortete Kafka. »Ich fürchte nur, daß Ihr Vater Ihnen die Mutter nicht wird ersetzen können.«
    »Hören Sie endlich auf mit diesen Spielchen, Doktor!« Darren erhob sich, stützte die Hände auf die Schreibtischkante, beugte sich vor - und sog den Pfeifenqualm tief in seine Lungen, als er zu ausführlichem Protest ansetzen wollte. Hustend und um Atem ringend preßte er dann hervor: »Was ist mit meinem Vater los?«
    Kafka erhob sich aus dem Nebel.
    »Das sollten Sie sich vielleicht besser selbst ansehen .«
    *
    Sie verließen Dr. Kafkas Büro durch eine zweite Tür, die Darren Se-cada zuvor im Schatten der vollgestopften Bücherregale nicht einmal aufgefallen war. Und erst dahinter lag die eigentliche Anstalt.
    Die Bereiche des Gebäudes, die Darren bis dahin gesehen hatte, hatten lediglich fassadenhafte Funktion. Aller Düsternis und Unheimlichkeit zum Trotz waren sie doch nur gewöhnliche Teile eines solch großen Hauses gewesen.
    Hinter dieser Tür allerdings war nichts mehr gewöhnlich. Zu beiden Seiten des Gangs lagen stahlverstärkte Türen ohne erkennbare Schlösser. Darren nahm an, daß sie elektronisch verriegelt wurden. Auf Augenhöhe waren winzige Gucklöcher darin eingelassen, durch die er sich unablässig beobachtet, angestarrt fühlte, während er hinter Dr. Kafka auf das Metallschott am Ende des Korridors zuging.
    Die Anstaltsleiterin schien seine Gedanken zu lesen.
    »Keine Sorge«, sagte sie, »diese Zellen sind allesamt unbesetzt.«
    Er sah wie zufällig nach links und rechts und fragte unbehaglich: »Ach ja? Sind Sie sicher?«
    »Ziemlich sicher.« Darren konnte ihr knappes Lächeln fast spüren.
    Dr. Kafka öffnete das Schott am Gangende mittels einer Magnetkarte und eines Codes, den sie in eine Zahlentastatur daneben eingab. Dahinter führten verwinkelte Betonstufen nach oben und unten.
    Ihr Weg führte sie hinab. Weit hinab. Obwohl sie keine Fenster passierten, wußte Darren, daß sie sich schon unter dem Bodenniveau befinden mußten.
    In regelmäßigen Abständen führten Sicherheitstüren vom Treppenhaus ab. Darren glaubte hinter den metallenen Toren etwas zu hören - ein Wimmern manchmal, dann einen erstickten Schrei, und einmal sogar ein Kinderlied, gesungen von zittriger Stimme.
    Aber niemand begegnete ihnen.
    Weiter unten wichen die Betonwände Mauern aus Bruchsteinen, und auch die Treppe bestand hier nur noch aus grob behauenem Stein. Von den Absätzen führten keine Metalltüren mehr ab, sondern wuchtige Tore aus altem Holz, die mit Metall beschlagen und stabilisiert waren.
    Unversehens fühlte Darren sich in eine mittelalterliche Burg versetzt, wie sie in Europa zu finden waren. Der Eindruck verstärkte sich noch, als Dr. Kafka ihn schließlich durch das letzte dieser Tore führte.
    Ein niedriger, muffig riechender Korridor nahm sie auf, in das diffuse Licht einiger nackter Glühbirnen getaucht. Und entlang des Gangs sah Darren grobgezimmerte, aber nichtsdestotrotz sichtlich massive Türen, die zweifelsohne in etwas wie Kerkerzellen führten.
    Unmittelbar neben dem Tor zur Treppe lag eine Art Wachzimmer. Darin saß ein bulliger Kerl in weißer Kleidung, die Füße auf dem Tisch, die Nase in einem Magazin, die Hand im Hosenbund. Als er Dr. Kafkas ansichtig wurde, kippte er fast vom Stuhl. Es war offensichtlich, daß hier unten nicht mit außerplanmäßigen Visiten gerechnet werden mußte.
    Dr. Kafka betrat den schmalen Raum, und Darren folgte ihr. Rechts der Tür sah er einen gittergesicherten Schrank und darin eine Anzahl von Schußwaffen - sowie einige Dinge, die er hier noch weniger vorzufinden erwartet hätte und die in gewisser Hinsicht noch effektiver sein mochten als die Gewehre und Pistolen.
    Darren versuchte nicht daran zu denken, daß er hier, an diesem furchtbarsten aller Orte, seinem Vater gegenübertreten sollte .
    Dr. Kafka überging die laxe Dienstauffassung des Pflegers und stellte Darren vor.
    Die Züge des hünenhaften Kerls entgleisten und erstarrten dann einen Moment lang zu einer Grimasse, die ihn seiner Statur zum Trotz fast lächerlich wirken ließ.
    »Das ist der Sohn von -?«
    Darren wollte gar nicht wissen, welches Wort der andere für sich behalten hatte.
    Dr. Kafka nickte. »Kommen Sie mit. Mister Secada möchte seinen Vater sehen.«
    »Das glaub' ich nich'«, stammelte der Riese.
    »Glauben Sie es ruhig.« Darren war es leid. So sehr er den Augenblick der Begegnung auch fürchtete, dieses endlose

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