Der Earl und sein verführerischer Engel (Historical) (German Edition)
reichte er sie Emily. „Die Kinder sind auf Nigels Landsitz. Er schreibt, ich soll allein kommen und die Aufzeichnungen mitbringen, wenn wir die beiden lebend wiedersehen wollen.“
Emily las die Nachricht ebenfalls. „Wenn du das tust, wird er dich umbringen“, wisperte sie.
„Nigel kann noch nicht weit gekommen sein, Emily. Ich hole ihn ein, bevor den Kindern etwas passiert.“
Sie schüttelte den Kopf. „Nigel hat sie nicht. Schau.“
Sie wies auf zwei winzige Initialen am unteren Ende der Seite, die Stephen nicht aufgefallen waren: A. P.
„Anant.“ Emily sprach den Namen aus wie einen Fluch. „Er stand so lange bei uns in Diensten. Ich habe ihn für treu ergeben gehalten.“
Stephen hätte ihr gern versichert, dass alles gut werden würde, aber die Worte wollten ihm nicht über die Lippen. „Warte hier, bis ich wieder zurück bin.“
Er hob ihr Kinn, um sie zu küssen, doch sie drehte den Kopf fort, sodass seine Lippen nur ihre Wange streiften. „Du kannst mich nicht einfach zurücklassen. Ich bin für die Kinder verantwortlich.“
„ Wir sind für sie verantwortlich“, korrigierte er sie. „Und ich bringe diese Sache jetzt zu Ende.“
„Und was ist mit mir? Glaubst du, dass ich hier sitze und Däumchen drehe, während du fort bist? Das letzte Mal, als ich das tat, wurde Daniel umgebracht, und dich hat man schwer verletzt.“
Es machte ihn wütend, dass sie ihm nicht vertraute, doch er würde tun, was notwendig war, um seine Familie zu schützen. „Wenn ich wiederkomme, dann nur mit den Kindern.“
Er unternahm keinen weiteren Versuch, sie zu küssen, weil er ahnte, dass sie ihn wieder zurückweisen würde. Als er Nigels Haus verließ, schob er alle hinderlichen Gedanken beiseite, bis nur noch kalte Rachsucht in ihm übrig blieb.
Nigel Barrow hatte zum letzten Mal getötet. Und Stephen würde nicht eher ruhen, bis er vor den Augen seiner Frau Gnade fand.
23. KAPITEL
Selbst der stabilste gusseiserne Topf wird einen Riss davontragen, wenn man kaltes Wasser hineingießt, solange er noch glühend heiß ist. Dasselbe gilt für einen hartherzigen Mann. Ihn beschwichtigt man am besten mit sanften Worten.
– aus dem Kochbuch der Emily Barrow –
D er Marquess ist nicht zu sprechen, Mylady“, begrüßte Phillips sie hochnäsig. „Um diese frühe Zeit empfängt er noch keinen Besuch.“
Emily ließ sich nicht abwimmeln. „Ich muss ihn sehen. Die Angelegenheit ist von höchster Wichtigkeit.“
„Wie Sie wissen, hat Lord Rothburne Ihnen verboten, das Haus zu betreten.“
Emily begann zu begreifen, wie man auf den Gedanken kommen konnte, einen Menschen umzubringen. Sie kämpfte das Verlangen nieder, den Diener an seiner gestärkten Krawatte aufzuknüpfen.
„Ich bin nicht hier, um ihm einen Höflichkeitsbesuch abzustatten“, entgegnete sie bissig und versuchte, sich an Phillips vorbeizudrängen. „Es geht um seinen Sohn. Lord Whitmore wird sterben, wenn Sie mich nicht zu Seiner Lordschaft vorlassen.“
Der Butler wich keinen Zoll von der Stelle und schüttelte unbeeindruckt den Kopf. „Gehen Sie freiwillig, sonst rufe ich die Polizei.“
Er wollte eben die Tür schließen, als hinter ihm der Marquess auftauchte. „Sind Sie gekommen, um meiner Familie noch ein bisschen mehr Ärger zu machen?“, fragte er sarkastisch.
Emily ging über die ironische Bemerkung hinweg. „Stephen schwebt in großer Gefahr. Er hat sich auf die Suche nach meiner Nichte und meinem Neffen gemacht.“ Rasch erklärte sie die Lage und erwartete angespannt Lord Rothburnes Antwort.
„Da haben Sie sich ja ein schönes Lügenmärchen ausgedacht. Aber damit muss man bei Frauen wie Ihnen wohl rechnen, nehme ich an.“
Emily schloss die Augen. „Ich weiß, dass Sie und ich niemals Freunde sein werden, Sir. Aber das spielt keine Rolle. Stephen ist allein aufgebrochen, und ich lasse nicht zu, dass er stirbt.“ Sie maß den Marquess mit einem stählernen Blick. „Und wenn Sie nicht noch einen Sohn verlieren wollen, schlage ich vor, dass Sie mir helfen.“
Wortlos wandte Seine Lordschaft sich um und ging zurück ins Haus. Phillips schloss die Tür, und Emily sank erschöpft gegen die Wand. Sie hatte gehofft, Lord Rothburne überzeugen zu können, seinem Sohn zu helfen. Wie war sie bloß auf den närrischen Gedanken gekommen, dass er Frieden mit ihr schließen würde? Diesen Mann scherte nichts auf der Welt außer seiner verwünschten Pflicht.
Langsam wurde die Tür wieder geöffnet, und Emily sah sich
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