Der Earl und sein verführerischer Engel (Historical) (German Edition)
Schüssel zu geben. Mit jedem aufgeschlagenen Ei wuchs ihr Unbehagen.
Zwar benahm Stephen sich so, als wäre zwischen ihnen alles in Ordnung, aber ihre Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt. Sie aßen gemeinsam und unterhielten sich – meist über so belanglose Dinge wie das Wetter. Dabei interessierte sie nichts mehr als die Antwort auf die Frage, ob er sie jemals wieder küssen würde.
Inzwischen glaubte sie ihm, dass er nicht bei seiner Geliebten gewesen war. In all den Wochen seit seiner Rückkehr hatte er keine Zeit mit einer anderen Frau verbracht, wie sie beschämt eingestehen musste. Wenn sie ehrlich war, konnte sie ihn auch nicht für den Tod ihres Bruders verantwortlich machen, schließlich hatte er nicht unentwegt bei Daniel sein können. Und wenn sie nicht wollte, dass ihre Ehe scheiterte, musste sie ihren Zorn loslassen, auch wenn sie möglicherweise nie erfahren würde, was in jener Nacht vorgefallen war.
Die Küchentür ging auf, und der Earl trat ein, die dunklen Haare zurückgekämmt, die Wangen säuberlich rasiert. Er stützte sich mit einer Hand an der Wand ab und sah ihr zu. „Ich habe mir schon gedacht, dass ich Sie hier finden würde.“
„Was möchten Sie?“, fragte sie angespannt.
Er ließ sie nicht aus den Augen, und auf einmal wurde ihr bewusst, wie warm es in der Küche war. Ihr brach der Schweiß aus. Er betrachtete sie wie ein Stück Schokolade, das er am liebsten verschlungen hätte. „Brauche ich eine Rechtfertigung, um meine Frau zu sehen?“
Emily schlug ein weiteres Ei in die Schüssel und zerdrückte, ohne es zu wollen, die Schale in ihren zittrigen Händen. „N…nein.“
Was war los mit ihr? Eigentlich hatte sie gar nicht vorgehabt, noch ein Ei in den Teig zu geben. Um von ihrer Verwirrung abzulenken, konzentrierte sie sich darauf, es unterzurühren.
„Zehn Eier?“ Stephen hob eine Braue, als er die Schalen zählte. „Dann müssen wir uns wohl nächstens einen Hühnerstall zulegen.“
„Es soll ein Rührteig werden“, erwiderte Emily. „Und … und ich habe auch noch ein paar Erdbeeren hier.“
„Ich freue mich darauf, sie zu probieren“, erwiderte er so verführerisch, dass kein Zweifel daran aufkommen konnte, was zu probieren ihm eigentlich vorschwebte.
Verbissen rührte Emily ihren Teig.
Stephen fuhr mit dem Finger in die Schüssel und steckte ihn in den Mund, um ihn abzulecken. Unwillkürlich wurde Emily an seinen sinnlichen Kuss erinnert. Sie stellte sich vor, wie er mit seinen Lippen ihre berührte und sie mit seinen Küssen verführte, sich ihm hinzugeben. Sie musste kurz die Augen schließen, um ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihre Arbeit richten zu können.
Abermals tauchte er den Finger in die süße Masse und hielt ihn ihr hin. „Wollen Sie auch mal kosten?“
Bei der Vorstellung, seinen Finger abzulecken, wurden ihre Wangen heiß. „Nein, vielen Dank.“ Sie rührte den Teig, als hinge ihr Leben davon ab.
„Zu schade.“ Wieder steckte er den Finger in den Mund.
Oh, er wusste ganz genau, dass er sie in Verlegenheit brachte! Sie wandte ihm den Rücken zu, aber er stellte sich hinter sie, sodass sie zwischen ihm und dem Tisch gefangen war. Dann umfasste er sie an der Taille und zog sie an seine Brust. Emily nahm seinen männlichen Duft nach Seife und Kiefernnadeln wahr. Mit den Fingerspitzen berührte er sie dicht unterhalb ihrer Brüste, und sie schnappte nach Luft.
„Ich gebe morgen Abend einen Ball in Rothburne House.“
Seine körperliche Nähe verwirrte sie völlig. Obwohl sie seine Worte gar nicht richtig zur Kenntnis nahm, brachte sie ein Nicken zustande. „In Ordnung.“
„Es ist nicht notwendig, dass Sie daran teilnehmen. Sie können auch gerne hierbleiben.“
Er ließ sie los, und sie konzentrierte sich wieder auf den Teig.
„Oh.“
Es war also nicht notwendig? Sie wusste nicht, was sie davon zu halten hatte. Dieser Ball bedeutete eine zweite Chance für sie, nachdem sie die erste Einladung ausgeschlagen hatte. Warum wollte er sie dann nicht dabeihaben? Vielleicht, damit niemand von ihrer Ehe erfuhr. Aber nein, das konnte nicht sein. Immerhin lebte sie schon seit mehr als vierzehn Tagen hier, mehr als ausreichend Zeit, um ganz London wissen zu lassen, dass sie seine Gattin war.
Wollte Whitmore immer noch, dass sie verheiratet blieben? Seine Absichten waren ihr nicht durchschaubar. Er hatte ihr Blumen und Kleider geschenkt – die zu tragen sie sich weigerte. Vielleicht hatte er ihr die Geschenke nicht gemacht, um
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