Der Earl und sein verführerischer Engel (Historical) (German Edition)
ihr seine Wertschätzung zu zeigen, sondern nur, um mit Freddie Reynolds Schritt zu halten.
Wäre sie eine bessere Ehefrau, würde sie an dem Ball teilnehmen, sich ihren Ängsten stellen und um ihre Ehe kämpfen. Doch sie hatte nicht die geringste Ahnung, wie sie sich benehmen sollte – es war also unmöglich. Außerdem schien er sie gar nicht dabeihaben zu wollen. Und wenn sie ihn trotzdem begleitete?
Es blieb ihr nur ein Tag Zeit. Nicht genug, um sich auf eine solche Veranstaltung vorzubereiten, dachte sie, während sie den Teig in gefettete Backformen gab. Als sie nach einer Dose mit kandierten Mandeln griff, um die Törtchen zu verzieren, stibitzte Stephen eine, und ohne nachzudenken legte sie die Hand auf seine, um ihn davon abzuhalten.
Amüsiert sah er sie an. „Darf ich etwa keine naschen? Wollen Sie sie alle für sich?“
Verwirrt von seiner Neckerei, vergaß sie zu protestieren, als er ihr eine Mandel in den Mund schob. Die Geste erregte sie ungemein, und am liebsten hätte ihn an sich gezogen und geküsst. Aber nein, das konnte sie nicht tun.
Sie wischte sich die Hände an ihrer Schürze ab und versuchte, damit ihre Unsicherheit zu überspielen. Was für ein törichter Gedanke, an dem Ball teilnehmen zu wollen. Der Earl hatte schließlich keine Ahnung, wie grausam der ton sein konnte. Man würde sie prüfen und für unwürdig befinden.
„Ich sehe Sie dann zum Dinner.“ Er nahm eine Handvoll Mandeln und ging. Ein weiteres Dinner mit einem weiteren belanglosen Gespräch und ein weiteres Mal ein leeres Bett.
Emily schloss die Augen. Es wurde Zeit, dass sie etwas wagte, für das, was sie wirklich wollte.
9. KAPITEL
Man gebe den Saft einer Orange mit einem Esslöffel Zitronensaft in eine Tasse und fülle mit kaltem Wasser auf. Dann seihe man das Gemisch durch ein Tuch und erhitze es. Zum Andicken einen Esslöffel Stärke mit etwas Wasser anrühren und rasch einrühren, wenn die Flüssigkeit kocht. Vom Feuer ziehen, die geriebene Schale einer halben Orange zugeben und die Masse für weitere zehn Minuten im Wasserbad köcheln lassen …
– Füllung für einen Orangenkuchen aus dem Kochbuch der Emily Barrow –
Jemand folgte ihm. Obwohl ihm der Verdacht angesichts der belebten Straße mit all den Mietdroschken und Kutschen lächerlich erschien, vermochte Stephen sich nicht davon zu befreien.
Es war kühl und nebelig an diesem Frühlingsabend. Im flackernden Schein der Gaslaternen wurden die Umrisse einer entgegenkommenden Kutsche sichtbar.
Stephen wies den Kutscher an, am Grosvenor Square vorbei Richtung Hyde Park zu fahren. Der umgängliche Fahrer war einer der jüngeren Diener von Rothburne House, die man Stephen zur Verfügung gestellt hatte, und für etwa eine halbe Meile verlief ihre Fahrt schweigend. Niemand schien ihnen zu folgen, und nach einer Weile musste Stephen sich eingestehen, dass er sich wohl geirrt hatte. Als sie in der Nähe des Serpentine waren, hielt die Kutsche an.
„Bringen Sie mich nach Rothburne House“, rief er dem Kutscher zu.
Doch anstatt seiner Anordnung nachzukommen, riss der Mann plötzlich den Kutschenschlag auf. Als Stephen den Revolver in der Hand des Dieners aufblitzen sah, warf er sich geistesgegenwärtig zur Seite. Die Kugel schlug ein, wo er Bruchteile von Sekunden vorher gesessen hatte.
Verdammt . Es war der pure Überlebenswille, der ihm die Kraft gab, seinem Angreifer in den Arm zu fallen und die Mündung der Waffe von sich fortzudrücken. Doch sein Widersacher hatte den Finger am Abzug; bereit, jederzeit erneut zu feuern.
Stephen stieß dem Mann brutal seinen Kopf gegen die Nase und nutzte den kurzen Moment, da sein Gegner ins Straucheln geriet, um ihm die Pistole zu entwinden. Als der Kutscher sich auf ihn stürzen wollte, schoss er. Ein Blutfleck breitete sich auf dem Hemd des Angreifers aus, und er fiel aus der offenen Tür auf den Kiesweg.
Nachdem er sich vergewissert hatte, dass der Mann tot war, kam Stephen langsam zur Ruhe. Allerdings glaubte er nicht, den Angreifer vor sich zu haben, der im Februar versucht hatte, ihn umzubringen. Vermutlich war der Kerl hier lediglich ein gedungener Mörder.
Stephen war zu sorglos und vertrauensselig gewesen, und das hätte ihn beinahe das Leben gekostet. Er zog ein Taschentuch hervor, um sich das Blut von den Händen zu wischen.
Offensichtlich hatte er sein Ziel erreicht, und sein Widersacher wusste, dass er wieder in London war – und setzte alles daran, ihn zu töten.
Suchend ließ Emily ihren Blick
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