Der Earl und sein verführerischer Engel (Historical) (German Edition)
und kletterte in sein Bett. „Ich kann dich immer noch nicht leiden.“
„Ich dich auch nicht. Schlaf jetzt.“
„Bist du mein Onkel? Das will ich nämlich nicht.“
Zwar hatte Stephen sich bislang noch keine Gedanken über diese Frage gemacht, aber er schätzte, dass er das war. „Leider ist es so. Zu meinem großen Bedauern.“
„Aber wenn du stirbst, nicht mehr?“, fragte Royce hoffnungsvoll.
„Hast du vor, mich um die Ecke zu bringen?“
Royce dachte einen Moment nach, bevor er antwortete. „Wenn ich älter bin.“
„Sehr beruhigend. Heute Nacht schlafe ich bestimmt besser. Denk daran, mir beizeiten mitzuteilen, wann du mich zu ermorden planst, in Ordnung?“
Royce lächelte, als er die Augen schloss.
Kopfschüttelnd verließ Stephen das Zimmer. Im Flur konnte er Victorias Geschrei vernehmen, das laut genug war, um Glas zum Bersten zu bringen. Er ignorierte es und ging in sein eigenes Schlafgemach. Wie angeordnet, hatte Farnsworth dafür gesorgt, dass sein Gepäck in das Zimmer gebracht worden war, doch die Habseligkeiten seiner Frau waren nirgendwo zu sehen.
Warum musste Emily derart eigensinnig sein? Er ging in ihr Zimmer, wo ihr abgenutzter Reisekoffer am Fußende des Bettes stand. Rasch überprüfte er den Inhalt und sah, dass sie lediglich die schwarzen Kleider und die lavendelfarbene Abendrobe mitgenommen hatte, aber weder die neue Ausstattung noch den Schmuck, den er ihr geschenkt hatte. Es schien beinahe so, als wolle sie nicht zu ihm gehören.
In der vergangenen Nacht hatte sie seinetwegen geweint. Noch völlig gefangen vom Liebesspiel mit ihr, hatten ihn ihre Tränen gänzlich unvorbereitet getroffen. Anscheinend verletzte es sie, dass er sich weder an ihre Hochzeit noch an ihre erste gemeinsame Nacht erinnern konnte. Zu allem Überfluss hatte er sich am Abend des Balls geweigert, sie der Öffentlichkeit als seine rechtmäßige Ehefrau zu präsentieren.
Zurück in seinem eigenen Schlafzimmer tauschte Stephen die Reisekleidung gegen einen seidenen Morgenmantel, ließ sich ein Glas Sherry bringen und setzte sich entspannt in seinen Sessel. Dem Geschrei nach zu urteilen, schien Victoria sich nicht beruhigen zu wollen.
Er legte die Füße hoch und fragte sich, wie er Emilys Gunst gewinnen konnte. Eigentlich hatte er erwartet, dass die neuen Kleider und der Schmuck sie ihm gewogen stimmen würden, aber sie hatte sie einfach in London gelassen. Ihm wurde klar, dass er so gut wie nichts über sie wusste. Lediglich das Buch mit den Kochrezepten hatte ein Lächeln auf ihr Gesicht zu zaubern vermocht.
Die Zeit verging, doch Emily kam nicht. Zwischendurch verebbte das Babygeschrei, um nach einigen Minuten wieder anzuschwellen. Stephen hatte zwar keine Ahnung, was vor sich ging, aber wenn es bedeutete, dass er sich der Angelegenheit annehmen musste, dann würde er das umgehend tun.
Victoria brüllte wie am Spieß, das kleine Gesichtchen hochrot. Alle Versuche, sie auf dem Arm zu wiegen, ließen sie nur noch lauter brüllen, und Emily fragte sich verzweifelt, was mit dem Kind nicht stimmte. Nie war sie sich so hilflos vorgekommen wie im Augenblick.
Nachdem sie unzählige Male mit dem Kind auf dem Arm auf und ab gegangen war, nickte Victoria langsam ein. Auf Zehenspitzen schlich Emily zu der Wiege, die Stephen angeschafft hatte, und hoffte inständig, dass das Baby nun endlich schlief.
Doch sobald sie Victoria hinlegte, begann das Geschrei von Neuem. Tränen der Verzweiflung rannen über Emilys Wangen, als sie das Baby wieder hochhob und zu beruhigen versuchte. Wie hatte sie nur jemals glauben können, die Erziehung der Kinder zu bewältigen? Eine gute Mutter sein zu können, wenn sie noch nicht einmal in der Lage war, ein Baby zum Schlafen zu bringen?
Die Tür ging auf, und Stephen trat ein. „Was ist los? Warum weint sie ununterbrochen?“
„Ich weiß es nicht. Sie ist gefüttert worden. Vielleicht liegt es an dem ungewohnten Zimmer, und sie hat einfach nur Angst.“
„Sei nicht albern. Das Kind ist noch gar nicht alt genug für so einen Unsinn. Leg sie einfach ins Bett, und wenn sie eine Weile geschrien hat, wird sie schon aufhören.“
„Dieses Mal nicht“, protestierte Emily. „Ich habe es schon versucht.“
„Dann gib sie Anna.“ Stephen sah das Baby an, als könne ein strenger Blick es zum Schweigen bringen. „Sie muss schlafen.“
„Denkst du etwa, das wüsste ich nicht?“, fragte Emily erschöpft. „Anna hat es auch nicht geschafft, sie zu beruhigen.“
Stephen
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