Der Eden Effekt
– angeblich das Gegenmittel für das Gift in dem Mangosaft, den sie auf den Bahamas getrunken hatte. »Sie sind mittlerweile einfach zu bekannt. Die Vereinigten Staaten werden nicht lockerlassen. Andererseits müssen sie sich an zivilisierte Regeln halten. Jedenfalls wird es ein langwieriger, mühseliger Prozess sein, Ihre Freilassung zu erreichen. Drohungen und diplomatischer Druck werden dabei ebenso eine Rolle spielen wie Verhandlungen.«
Es sei denn, Anika legte sich tüchtig ins Zeug und beugte sich ECSITEs Wünschen. Sobald sie im Besitz des fertigen Modells waren und es getestet hatten, brauchte ECSITE Anika French nicht mehr, deutete Stephanie an.
Sie können mich aber nicht einfach gehen lassen. Ich könnte das Modell ebenso wie Mark für andere reproduzieren. Wie werden sie mich beseitigen? Noch eine Infusion des Nervengiftes, dessen Wirkung erst spürbar wurde, kurz nachdem sie scheinbar gesund zurückgekehrt war? Vielleicht ein wenig Plutonium im Essen, das ihren Tod durch ein Krebsgeschwür garantieren würde? Oder ein Flugzeugabsturz auf dem Weg zurück nach Wyoming?
Sie hörte, dass die Haustür geöffnet wurde. »Hallo? Sind Sie fertig? Ich möchte Sie Ihrem Team vorstellen!«, rief Stephanie fröhlich.
Anika seufzte und lachte dann freudlos auf. Wenn sie Katz und Maus mit ihr spielen wollten, sollte sie besser zur Höchstform auflaufen.
Stephanie stieg die Treppe hinauf und betrat das Arbeitszimmer. Ihr verhaltenes Lächeln signalisierte, dass ihr Anikas Outfit gefiel. Anika hatte im Schlafzimmerschrank schicke Businesskleidung gefunden, die ihr von ECSITE zur Verfügung gestellt wurde.
Offenbar achtete ECSITE auf jedes kleine Detail. Eine Tatsache, die sie unbedingt im Blick behalten musste.
»Sicher«, erwiderte Anika mit einem aufgesetzten Lächeln. »Wenn meine Gefängniswärterin mich abholt, bin ich natürlich bereit.«
Stephanie, die so viel Sarkasmus nicht erwartet hatte, antwortete spitz: »Haben Sie Ihren Fluchtplan ausgearbeitet?«
»Bis ins kleinste Detail. Ich brauche nur noch einen Plan des Abwassersystems und hohe Gummistiefel.«
Stephanie musterte sie mit kalter Miene. »Nicht so eilig. Sie haben alle Zeit der Welt.«
Anika verschränkte die Arme. »Bevor ich irgendeine Entscheidung treffe, möchte ich Kasperski kennenlernen.«
Neben Stephanies Mundwinkeln bildeten sich Grübchen, als sie Anika lächelnd antwortete. »Sie haben Glück. Zufällig ist er heute hier.«
Großartig! Sobald ich ihn kennengelernt habe und verstehe, wie er arbeitet, werde ich jeden Augenblick darauf verwenden, wie ich euch alle zu Fall bringen kann, du Miststück!
Skip, der in der Tür zur Werkstatt stand, wischte sich mit einem Lappen das Öl von den Händen. Es war ein sonniger Spätnachmittag, und die Werkstatt hatte bereits geschlossen. Die beiden Mechaniker machten gerade Feierabend. Jürgen setzte seinen Motorradhelm auf, zog den Kinnriemen fest und streifte Handschuhe über. Lars stieg auf seine Triumph Thunderbird und drückte mit dem Daumen auf den Starter, worauf die große Maschine zu dröhnen begann. Er wartete noch, bis Jürgen auf der blauen Yamaha Ténéré saß und das Motorrad gestartet hatte. Gemeinsam fuhren sie dann die steile, gewundene Zufahrtsstraße hinunter.
Skip trat hinaus und starrte auf das riesige neue Schild auf dem Dach. Der Name des Geschäfts ALPEN MOTORRAD prangte in großen orangefarbenen Buchstaben über der Werkstatt. Diese wurden von einem geschlossenen Holzrahmen gestützt, der den Beobachtungsposten hervorragend verdeckte, den sie nach Einbruch der Dunkelheit beziehen würden.
Wie aufs Stichwort tauchte hinter den Häusern unten ein grüner Lieferwagen auf und fuhr mit heulendem Motor die Zufahrtsstraße hinauf.
Skip stopfte den Lappen in die Tasche seines Overalls und kehrte in die Werkstatt zurück, wo Helmut gerade Werkzeug wegräumte. Als Skip an seiner Werkbank vorbeikam, stellte Helmut den CD-Player an und drehte die Lautstärke auf. Das laute Hämmern eines Druckluft-Schlagschraubers hallte durch den Raum, und dann folgten andere Werkstattgeräusche.
Skip drehte sich gerade wieder zur Tür um, als der Lieferwagen vor der Tür hielt. Ein Mann in einem Blaumann stieg mit einem Klemmbrett in der Hand aus und öffnete die Hecktür. Er nahm eine Kiste heraus, betrat die Werkstatt und stellte die Kiste auf den Tisch.
»Sie sind spät dran.« Skip stemmte die Hände in die Hüften.
»Ich hatte einen Platten«, erwiderte der Fahrer.
»Das linke
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