Der Eden Effekt
ihn nicht unterschätzen.«
»Da ist noch etwas.«
GG nahm eine zweite Akte aus der Kiste. »Gunter arbeitet nicht immer allein. Er hat eine Kollegin, und gemeinsam sind die beiden unschlagbar.«
Skip nahm die Akte entgegen und schlug die Seite mit dem Foto auf. Mit gerunzelter Stirn betrachtete er das Bild einer attraktiven Blondine und stieß einen Pfiff aus.
»Stephanie Huntz«, sagte GG leise. »In einem anderen Leben hätte sie Supermodel werden können. In diesem ist sie Kasperskis andere rechte Hand, und von den ganzen Psychopathen, die für ihn tätig sind, mag er sie besonders gern. Sie hat den Zoll auf den Bahamas gemeinsam mit Gunter passiert. Die süße Stephanie mag das schnelle, luxuriöse Leben, und dazu gehören Autos, Flugzeuge und Männer. Sie hat eine Fluglizenz und eine Ausbildung zur Pharmazeutin. Ihre bevorzugte Vorgehensweise besteht darin, ihr Opfer zu betören, alles von ihm zu erfahren, was sie wissen will, und es dann – je nach Befehl – entweder zu töten oder am ausgestreckten Arm verhungern zu lassen.«
»Was für eine reizende Person!«
Gerber zuckte mit den Schultern. »Sie spricht mehrere Sprachen und wurde ausgebildet, um Geheimdienstinformationen zu sammeln. Sie beherrscht asiatische Kampfsportarten, außerdem ist ihr der Gebrauch von Waffen und Sprengstoffen sowie verschiedener Gifte und Betäubungsmittel vertraut. Waffen oder Gift, ihr scheint beides zu gefallen. Sie war mit Mark unterwegs, als die Chinesen ihn entführt haben. Laut unseren Informationen sollen sie und Gunter beide in den Anschlag in Italien verwickelt gewesen sein.«
»Keinen Sinn für Humor, hm?«
»Scheint nicht so.«
»Was von Schott gehört?«
»Nicht nur wir sind auf der Suche nach ihm, sondern ganz Europa. Doch es gibt nicht die geringste Spur. Er ist wie vom Erdboden verschwunden. Auch über den Verbleib seiner Frau und seiner beiden Söhne gibt es nichts Neues.«
Skip nickte, als Helmut sich zu ihnen gesellte. Er reinigte seine Hände mit einer speziellen Handwaschpaste und warf einen Blick auf das Foto. »Ah, Stephanie«, sagte er.
»Du kennst sie?«, fragte Skip.
»Sie hat sich mal mit einem meiner Kunden verabredet. Er war in der Waffenentwicklung tätig ... computergesteuerte Zielsysteme für die neuesten NATO-Panzer. Absolute Präzisionsinstrumente. Ich war mehrmals als Personenschützer für die beiden tätig.«
»Und wie ging es aus?«
»Schlecht«, erwiderte Helmut mit unbewegter Miene. »Der Mann starb bei einem Skiunfall. Sein Leichnam wurde im nächsten Frühjahr gefunden. Eine Lawine, hieß es.«
»Wenn ich ihr begegne, stelle ich mich am besten erst mal vor.«
»Ganz schlechte Idee, Skip.« Helmut kniff die Augen zusammen.
»Warum?«
»Wenn du tot bist, muss ich Anika French allein da herausholen.«
22. KAPITEL
ANIKA HATTE DAMIT gerechnet, zu dem großen herrschaftlichen Haus in der Nähe ihrer Wohnung geführt zu werden. Stattdessen wurde sie zu einem Bürogebäude gebracht, das in den Berg hineingebaut worden war. Von außen sah es mit seinem breiten Dach und dem Holzgiebel wie ein zweistöckiges Landhaus aus. Doch die Innenausstattung hätte mit den modernsten Gebäuden in der Innenstadt von Denver konkurrieren können. Fast alles bestand aus Glas. An den schallgedämpften Decken hingen Leuchtstoffröhren, die die gefliesten Böden, die schlichten Holztüren und die Aluminiumrahmen beleuchteten.
Am Ende eines Ganges benutzte Stephanie eine Magnetkarte und gab einen Code ein, worauf sich eine Aufzugtür öffnete. Sie trat ein und ließ sich zum zweiten Stock fahren.
Dort betrat Anika einen Gang mit weiß getäfelten Wänden und Türen aus massivem Holz.
Stephanie führte sie zu der dritten Tür, zog wieder ihre Karte hervor und gab einen Code ein. Sie warf Anika einen Blick zu und sagte: »Hier wird alles überwacht. Der Sicherheitsdienst weiß, wer in welchem Raum ist. Alle Zugänge werden vom Zentralcomputer überprüft. Jeder, der sich irgendwo unerlaubt aufhält, wird sofort gemeldet.«
»Da haben Sie sich ja eine herrliche Wellnessoase eingerichtet.«
»Uns gefällt’s.« Stephanie öffnete die Tür und führte Anika in einen Raum voller Schreibtische und Computerarbeitsplätze, in dem hektische Aktivität herrschte. Männer in weißen Hemden und mit Krawatte beugten sich über Tastaturen und schauten auf die Monitore vor ihnen. Die meisten trugen Headsets. An allen Wänden hingen Monitore, über die vor allem Zahlenreihen rollten. Anika erinnerte
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