Der Eden Effekt
mit Holzschindeln gedeckten Daches hing. Doch Anika schaffte auch diese Hürde. Anschließend stieg Skip, so schnell er konnte, hinauf. Anika wartete bereits auf ihn. Oben angekommen blieb Skip kurz stehen und zog dann das Seil hoch.
»Und wenn sie uns sehen?«, fragte Anika. »Auf dem ganzen Gelände sind Kameras installiert.«
»Ich hoffe, sie haben Personalmangel.«
»Haben sie. Lebensmittelvergiftung. Die Hälfte der Mitarbeiter ist krank.«
»Ja. Helmut hat die letzte Lieferung mit einem Bakterium infiziert. Dr. Cole wird begeistert sein, wenn sie erfährt, dass es funktioniert hat.« Mit dem aufgerollten Seil über der Schulter lief Skip über das Dach. »Wo waren Sie? Ich musste fünfzehn Minuten warten, bis Stephanie Sie in Ihre Wohnung gebracht hat.«
»Mist, das hätte ich fast vergessen! Sie haben mich gezwungen, einen Plan zu erstellen, wie sie New York lahmlegen können.«
»Haben Sie mal an ein anderes Hobby gedacht? Kronkorken sammeln ist gar nicht so schlecht und vollkommen ungefährlich.«
»Wir müssen sie aufhalten.«
»Eins nach dem anderen.«
»Ich meine es ernst!«
»Ich auch, Anika.« Als Skip das Ende des Daches erreichte und Schüsse in der Ferne hörte, grinste er.
»Was ist das für ein Aufruhr?«, fragte Anika und lauschte in die Dunkelheit.
»Ich habe gestern Nacht eine Art Lebensversicherung abgeschlossen. Das ist die Prämie, für die ich bezahlt habe. Nicht schlecht für eine neue Versicherungspolice.« Skip lauschte, als laute Befehle in sein Headset gebrüllt wurden. Er legte eine Hand auf Anikas Schulter. »Halten Sie sich einfach an dem Seil fest! Ich lasse Sie auf den Boden runter.«
Anika brach der Schweiß aus. Skip wickelte das Seil rasch um ihren Po und ihre Oberschenkel und sicherte sie auf diese Weise. Dann legte er ihre Hände auf die Knoten. »Halten Sie sich fest!«
Anika nickte ein wenig zu schnell. Skip sah, dass sie völlig verkrampft war. »Ich lasse Sie nicht fallen.«
»Ich weiß.« Anika glitt über den Rand. Skip schlang sich das Seil um die Hüften, mobilisierte seine gesamten Kräfte und ließ Anika langsam hinunter.
Verdammt! Sie ist schwerer, als sie aussieht.
Skips Muskeln zitterten. Bevor die Spannung des Seils nachgab, hatte er sich die Hände an ihm aufgescheuert. Durch das Headset hörte er den Aufruhr, als seine »Lebensversicherung« weiterhin wild um sich schoss.
Skip befestigte das Seil, schwang sich die MP5 über die Schulter und kletterte dann selbst über den Rand. Ich hätte die andere Ausrüstung mitnehmen müssen.
Dabei hatte er sowieso schon viel zu viel eingepackt.
Als seine Füße den Boden berührten, wartete Anika im Schatten einer Mauer auf ihn. Skip umklammerte das Ende des Seils und zog fest daran, sodass es sich löste, durch die Dunkelheit flog und mit einem dumpfen Knall auf den Boden schlug.
»Kommen Sie«, sagte Skip und nahm Anikas Hand. »Lassen Sie uns gehen. Ganz normal, wie zwei Menschen, die einen Abendspaziergang machen.«
»Und wohin?«, fragte Anika, als sie mit Skip auf die Bäume zusteuerte.
Er griff in eine Tasche seiner Tarnhose und zog einen Schlüssel heraus. »Ich hoffe auf eine – wenn auch etwas ungemütliche – Fahrt hier heraus.«
Sie näherten sich einer Baumgruppe. Als plötzlich ein Mann aus der Dunkelheit hervortrat, zuckte Skip zusammen. »Bleiben Sie ganz ruhig! Überlassen Sie mir das Reden!«
Er hörte, dass Anika schluckte.
Der Mann starrte sie in dem düsteren Licht an, reckte sich und fragte auf Deutsch: »Was hat das zu bedeuten? Warum ist Dr. French hier draußen?«
»Sie wird aus Sicherheitsgründen verlegt.« Vorsichtig streckte Skip einen Arm nach hinten, schlang eine Hand um den Griff der Maschinenpistole und legte den Daumen auf den Sicherungshebel.
»Auf wessen Befehl?«, fragte der Mann, der eine schwarze Halbautomatik in der Hand hielt, nun ebenfalls auf Englisch.
»Ein Mann ist tot«, entgegnete Skip. »Jemand beschießt das Gelände. Ich habe Befehl, Dr. French in das Herrschaftshaus zu bringen.«
»Das glaube ich kaum, Mr Murphy.« Der Mann richtete die Pistole auf Anika. »Lassen Sie die Maschinenpistole fallen! Wenn ich das Klicken des Sicherungshebels höre, ist Dr. French tot.«
Skip ließ den Griff los und hob die Hand. »Okay, Gunter.«
Anika zitterte wie ein Reh im Scheinwerferlicht. Sie hörte wieder einen Schuss in der Ferne. Ein lauter Wortschwall drang aus dem Headset.
»War das Ihre Idee?«, fragte Gunter und hob auffordernd das Kinn. »Dieser
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