Der Eden Effekt
Heckenschütze?«
»Tut mir leid.« Skip zuckte mit den Schultern. »Ich wollte die Wachposten ablenken.«
»Es wurden bereits Suchteams in die Berge geschickt, um Ihren Freund da oben zu jagen. Und wir kennen die Berge besser als er.« Gunter grinste hämisch.
»Hoffentlich haben Sie den Leuten geraten, ein Lunchpaket einzupacken. Sie werden es brauchen.«
»Drehen Sie sich um! Dann auf die Knie! Alle beide!«
»Denken Sie noch mal darüber nach«, erwiderte Skip in lockerem Ton. »Wenn Sie uns helfen, hier rauszukommen, wäre Ihnen eine hübsche Rente sicher. Ich finde, dieses Haus auf den Bahamas ist ein herrlicher Ort, um den Ruhestand zu genießen.«
»Vergessen Sie es!«
»Gunter«, sagte Anika in schmeichelndem Ton. »Das wollen Sie doch sicher gar nicht.«
»Und warum nicht?«
»Kasperski ist erledigt. Leute, die viel cleverer sind als er, haben ihn ruiniert. Selbst die Nordkoreaner glauben jetzt, dass ein falsches Spiel mit ihnen gespielt wurde.«
Gunter zuckte mit den Schultern. »Drehen Sie sich um, und knien Sie sich hin!«
Skips Herz hämmerte gegen seine Brust. Verdammt! Das war’s. Seine einzige Chance war es, den Griff der Maschinenpistole zu fassen zu bekommen, den Sicherungshebel herunterzudrücken und zu schießen. Gleichzeitig musste er nach links ausweichen, um das Schussfeuer von Anika abzulenken. War Gunter ein guter Schütze?
Skip musste ihn ausschalten, bevor er Anika erschoss.
In diesem Augenblick sah er den schwarzen Schatten, der zwischen den Bäumen hervortrat. Die Gestalt, die sich in geduckter Haltung auf sie zubewegte, schien zu schweben und mit der Nacht zu verschmelzen.
»Gunter!«, rief Skip. »Sie könnten ein Vermögen machen.«
»Geld ist nicht alles. Aber die Erinnerung an eine mitternächtliche Hinrichtung bleibt einem Mann für immer im Gedächtnis«, erwiderte Gunter in ernstem Ton. Er hob die Pistole, als die Gestalt mit der schwarzen Maske über dem Gesicht ihre Schritte verlangsamte, sich streckte und einen Arm um seine Kehle schlang. Als Gunter nach hinten gerissen wurde, bäumte er sich auf.
Skip sprang auf Gunter zu und schlug ihm mit der Maschinenpistole die Waffe aus der Hand. Dann trat er einen Schritt zurück und legte die Pistole an.
Gunter schlug mit Armen und Beinen um sich, als er auf dem Boden landete. Skip wusste sofort, was die blitzschnelle Handbewegung bedeutete, als ein Messer geschickt geschwungen und anschließend an Gunters Kleidung abgewischt wurde. Mit geschmeidigen Bewegungen richtete ihr Retter in der Not sich auf und steckte das Messer zurück in die Scheide am Gürtel.
»Danke für die Ablenkung«, sagte eine Frauenstimme. »Ich bin Ihnen was schuldig.« Die Frau warf einen Blick auf den Leichnam. »Mit Gunter hatte ich noch eine persönliche Rechnung offen.«
»Wegen Fetzer? Dem Typen, der in Laramie auf den Bahnschienen gefunden wurde?«, fragte Skip.
Sie nickte. »Und dann Italien.«
»Was jetzt, Li?« Skip stellte sich schützend vor Anika, die wie erstarrt war. »Dr. French gehört mir.«
Li schien die MP5 zu ignorieren, die auf ihre Mitte gerichtet war. »Wissen Sie, wie Sie hier herauskommen?«
»Ja, aber nur zu zweit. Und Sie?«
»Ich kann auch niemandem eine Mitfahrgelegenheit anbieten.«
»Wie lautet der Deal? Dr. French?«
»Wir haben kein Interesse mehr an ihr. Dr. Schott hat uns alles gegeben, was wir brauchen.«
»Dann sind wir hier fertig?«
»Ich hab andere Sorgen.« Sie nickte und verlagerte das Gewicht so auf ihre langen Beine, dass sie Skip sofort einen Tritt verpassen konnte, falls er sich bewegte. »Wir sehen uns draußen, Murphy.«
Mi Chan Li rannte auf die dunklen Bäume zu.
»Sie hat ihn getötet, ohne mit der Wimper zu zucken.«
»Sie brechen mir doch jetzt nicht zusammen?«
»Nein«, erwiderte Anika mit bebender Stimme.
Gemeinsam liefen sie auf die Bäume zu, duckten sich unter den niedrigen Ästen hindurch und traten auf der anderen Seite wieder ins Freie. Ja, da stand er, wie Skip es gehofft hatte. Der silberne Lack glänzte im Licht.
27. KAPITEL
MICHAIL KASPERSKI LIEF auf und ab wie ein Löwe im Käfig. Sein vor Wut gerötetes Gesicht bildete einen starken Kontrast zu seinem dichten weißen Haar. Wie eine Portion Erdbeeren mit Schlagsahne, dachte Stephanie unwillkürlich. An mehreren Monitoren saßen Sicherheitsleute. Sie überprüften die Filme der Überwachungskameras und dirigierten die Wachleute auf dem Gelände und die Suchteams, die den Heckenschützen auf dem Berghang
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