Der Eden Effekt
Sie lächelte siegessicher. »So ein Schwachkopf!«
»Warum glauben Sie, dass mich jemand hier herausholen will?«
Stephanie fielen vor Erschöpfung fast die Augen zu. »Um es mit Ihren Worten auszudrücken: Es ist im höchsten Grade wahrscheinlich.« Sie lauschte in ihr Headset. »Vor Ihrer Tür stehen Wachposten. In diesem Augenblick wird um dieses Gebäude herum eine Absperrung errichtet. Bis jetzt ist noch niemand hier, also wird auch keiner mehr kommen.«
Anika verlor den Mut.
»Es ist wirklich zu schade«, fuhr Stephanie fort. »Ich hätte ihn gerne persönlich erledigt. Es würde uns jedenfalls brennend interessieren, wie er Sie hier herausholen wollte.«
»In einem Hubschrauber?«
Stephanie lächelte spöttisch. »Wir haben Methoden, um das zu verhindern. Kasperski hat das System schon im Irak getestet. Dabei werden mit speziellen Waffen Drähte abgeschossen. Entweder werden dadurch die Rotorblätter zerschnitten, oder das gesamte Getriebe wird herausgerissen. Wenn man die Drähte beseitigt, ehe sie jemand finden kann, bleibt die Absturzursache höchst mysteriös.«
Stephanie lauschte wieder in ihr Headset. »Ich muss gehen. Aber ich lasse Ihnen einen Wachposten hier. Bis die Sache geklärt ist, stehen Sie unter ständiger Bewachung.«
Während sie mühsam aufstand, baumelte die Pistole in ihrer rechten Hand. »Der Wachmann müsste jeden Augenblick hier sein.«
Mit diesen Worten ging Stephanie zur Treppe und stieg die Stufen hinunter.
Anika blickte ihr nach. Sofort darauf lief sie zum Kühlschrank und nahm eine Flasche Champagner heraus.
»Okay, Anika. Du bist umzingelt. Hilfe ist unterwegs. Wie willst du sie warnen?« Sobald der Wachmann die Treppe hinaufkam, hatte sie eine einzige Chance, um ihm die Flasche auf den Kopf zu schlagen. Wenn es ihr nicht gelang, ihn außer Gefecht zu setzen, würde er sie überwältigen und sofort zu Kasperskis Vergewaltigungstisch zerren.
Anikas Muskeln zitterten. Los, Anika! Du musst ihn töten. Du kannst das.
Als die Schiebetür zur Dachterrasse geöffnet wurde, wirbelte sie herum. Sie umklammerte den Hals der Flasche und holte Schwung.
Skip Murphy, der schwarz gekleidet war, grinste schief. »Dom Perignon? Ich wusste, dass Sie sich freuen, mich wiederzusehen, aber das ist wirklich übertrieben.« Er schob die Tür zu und durchquerte leise den Raum.
»Skip! Mein Gott, bin ich froh, Sie zu sehen!« Anika hörte, dass unten eine Tür geschlossen wurde. »Der Wachposten kommt.«
Skip dachte einen Moment nach und flüsterte dann: »Können Sie ihn kurz ablenken?«
Anika schluckte. »Hm, mir fällt schon was ein.«
»Gut.« Skip hockte sich hinter den großen Schreibtisch, als sie Schritte auf der Treppe hörten.
Anika bemühte sich, das Zittern ihrer Hände zu unterdrücken, und fragte sich, warum Skip den Mann nicht einfach überwältigte, wenn dieser sich in dem Büro umsah. In diesem Augenblick betrat ein Mann um die dreißig in einem dunkelblauen Anzug mit einer Maschinenpistole über der Schulter vorsichtig den Raum.
Anika drückte die Flasche Champagner an ihre Brust. Ihn ablenken? Wie konnte sie seine Aufmerksamkeit am besten auf sich ziehen?
»Ah, Sie sind also mein neuer Gefängniswärter?«, fragte sie misstrauisch.
Der Mann warf einen argwöhnischen Blick in den Raum und sprach auf Deutsch in das Mikro an seiner Kehle. Darauf wandte er sich Anika zu und lächelte verhalten. »Dieser Job wird mir gefallen«, sagte er mit einem englischen Akzent.
Als Anika das Interesse in seinen Augen sah, hatte sie eine Idee. »Hören Sie, ich bin müde. Ich hab einen harten Tag hinter mir. Ich möchte duschen, ein Glas Champagner trinken und ins Bett gehen.«
Der Wachmann zuckte mit den Schultern. »Ich darf Sie nicht aus den Augen lassen.«
»Auch nicht, wenn ich dusche?«, fragte Anika erstaunt.
»Nein, auch dann nicht.«
»Ich hoffe, Sie erröten nicht«, erwiderte Anika mürrisch, als sie an ihm vorbei ins Schlafzimmer lief. »Ich bin nämlich völlig verschwitzt und dreckig.«
Aus den Augenwinkeln sah sie, wie sich seine schmalen Lippen zu einem breiten Grinsen verzogen und seine Augen erwartungsvoll funkelten.
Er folgte ihr ins Schlafzimmer, und genau das hatte sie gehofft.
Anika knöpfte sich die Bluse auf und warf sie aufs Bett. Auf dem Weg ins Bad zog sie den Reißverschluss ihrer Hose herunter. Nachdem sie die Dusche eingestellt hatte, streifte sie die Hose langsam über die Hüften. Der Wachmann stand im Türrahmen und grinste
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