Der Eden Effekt
anzüglich.
»Glauben Sie ja nicht, dass das eine Einladung ist«, sagte Anika fröhlich. »Sie lassen sich doch sicher nicht von Ihrer Arbeit ablenken ...«
Im nächsten Moment näherte sich Skip blitzschnell von hinten, schlang den Arm um die Kehle des Mannes und riss ihn rücklings zu Boden. Anika trat einen Schritt vor und starrte ungläubig auf den bewusstlosen Mann, während Skip Murphy ihn leise auf den Boden legte.
»Wie haben Sie das denn gemacht?«, fragte sie.
»Gelernt ist gelernt, aber so genau wollen Sie es sicher nicht wissen.« Skip überprüfte den Puls des Mannes und nahm ihm schnell das Headset und das kleine Mikro ab. »Er ist größer als ich, aber in der Dunkelheit wird es kaum auffallen.« Skip hob den Blick. »Ziehen Sie sich an! Es ist zwar ein schöner Anblick, aber wir haben viel zu tun.«
»Warum haben Sie ihn nicht gleich auf der Treppe überwältigt?«
»Ich musste warten, bis er sich gemeldet hat, damit ich seinen Codenamen erfahre.«
Anika zog sich die Hose wieder über die Hüften, während Skip seine Jacke und das Hemd auszog. »Wie geht es weiter?« Sie lief an ihm vorbei und holte die Bluse, die auf dem Bett lag.
»Ich ziehe seine Sachen an und bringe Sie hier raus.«
»Skip, hier gibt es alle Sicherheitsvorkehrungen, die man sich vorstellen kann. Sie können sogar Hubschrauber vom Himmel holen.«
»Ja, ich weiß.« Skip zog dem muskulösen Wachmann das Hemd aus, und es interessierte ihn nicht, dass der Kopf des Mannes dabei unsanft auf den Boden schlug.
Anika knöpfte ihre Bluse zu. »Es gibt Wachhunde. Außerdem wurden Sie bereits gesichtet, als Sie mit dem Fallschirm landeten. Wir haben nicht viel Zeit.«
Skip zog das Hemd des Wachmanns an. »Das war nicht mein Fallschirm, Anika. Hier ist noch jemand. Ich hab den Fallschirm auch gesehen. Es war nur eine Person – schwarz gekleidet und schlank. Nach der Landung war sie blitzschnell verschwunden.« Skip runzelte die Stirn. »Sie müssen etwas anderes anziehen. Es sollte warm und dunkel sein. Nehmen Sie einen Mantel und Ihre Handtasche mit und was Sie sonst noch unbedingt brauchen. Es sollte aber nicht zu viel sein.«
Anika riss den Schrank auf und zog eine schwarze Hose, eine dunkelgraue Bluse und ein schwarzes Sweatshirt heraus. »Wie sind Sie hierhergekommen? Können wir auf demselben Weg fliehen?«
»Ich bin mit einem Gleitschirm auf dem Dach gelandet. Nein, zwei Leute trägt der Schirm nicht. Ich hab eine andere Idee, wie wir hier herauskommen.« Er grinste und schaute auf die Uhr. »Haben Sie mal Homer gelesen. Die Ilias? «
Anika zog sich schnell um. »Sie meinen, Sie sind Achilles, und Kasperski ist Hektor? Sie wollen ihn zu einem Zweikampf herausfordern?«
»Wen meinen Sie? Ich dachte eher an das Pferd.«
»Klassische Literatur ist wohl nicht Ihre Stärke, was?«
»Nein.« Skip knöpfte das Hemd des Wachmanns zu, das sich über seiner breiten Brust spannte. Das kleine Mikro befestigte er am Kragen und steckte sich das Headset ins Ohr. »Großartig, ich bin drin.«
Während sich Skip einen Gürtel mit Werkzeug um die Hüfte schlang, warf er einen Blick auf Anika, die sich gerade das schwarze Sweatshirt über den Kopf streifte und ihre dicke rote Mähne darunter hervorzog. »Ich will nicht lügen. Es wird schon ein wenig unheimlich werden. Wir müssen höllisch aufpassen. Sind Sie bereit?« Skip hängte sich die Maschinenpistole über die Schulter.
Anika schluckte. »Ich bin die Tochter von Red French.«
»Ich habe nichts anderes erwartet.« Skip grinste. »Kommen Sie.«
Er führte sie ins Büro und schaltete das Licht aus. An der Schiebetür zog er ein kleines Funkgerät aus einer Tasche an seinem Gürtel.
Vorsichtig öffnete er die Schiebetür. »Es geht los.« Als er das Funkgerät wieder in die Gürteltasche steckte, hörte Anika ein Zischen und dann ein leises Plopp. Sie schluckte. Dieses Geräusch hatte sie schon einmal gehört. Genau so hörte es sich an, wenn ein Hochgeschwindigkeitsgeschoss in Fleisch eindrang. In ihrer Jugend ging es dabei immer um einen Hirsch oder eine Antilope.
Hier gab es keine Hirsche.
»Kommen Sie«, sagte Skip und trat auf die Dachterrasse. »Ich habe Knoten in das Seil gemacht. Können Sie klettern?«
Anika nickte und ergriff das Seil. Von ungeheurer Angst erfüllt begann sie aufs Dach zu klettern, während Skip das Seil von unten stabilisierte.
Skip hielt den Atem an, als Anika zu klettern begann. Schwierig wurde es an der Stelle, wo das Seil über den Rand des
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