Der Eden Effekt
einige Statistikbücher, die mindestens vier Kaffeetassen unter sich begruben. Der Papierkorb war randvoll mit zerknülltem Papier, das größtenteils mit Statistikformeln bedruckt war. An der Wand hingen lange Computerausdrucke, von denen sich an ein paar Ecken die Klebestreifen gelöst hatten. Uralte Computer bildeten eine Art »Kunstwerk« in einer Ecke des Raumes – ein archäologisches Schichtenmodell. Maureen reckte den Hals und glaubte ganz unten einen Apple II und einen Xerox 820 zu erkennen.
»Ich behalte sie«, sagte Zoah nüchtern, als er ihr Interesse bemerkte. »Vielleicht muss ich noch mal ein altes Programm installieren, das ich vor Jahren entwickelt habe.«
Dusty verkniff sich ein Lächeln.
Auch auf den beiden Besucherstühlen und dem Schreibtisch, auf dem ein eingeschalteter Monitor stand, stapelten sich Unterlagen.
»Finden Sie hier überhaupt noch etwas wieder?«, fragte Dusty verwundert.
Zoah kicherte, und seine Augen bewegten sich hinter der Brille hin und her. »Wie alles im Leben ist es eine Frage der statistischen Wahrscheinlichkeit.«
Maureen reichte Zoah den Schott-Artikel. »Hier ist der Text, der uns interessiert. Es wäre nett, wenn Sie ihn sich mal ansehen würden.«
Zoah warf einen Blick auf den Titel. »Hm! Mark Schott. Nie was von ihm gehört. Und er veröffentlicht im Journal of Strategic Assessment? «
»Kennen Sie die Zeitschrift?«
»Sehr fachspezifisch«, murmelte Zoah. »Sie haben mehrere Artikel von mir angenommen. Größtenteils kritische Besprechungen. Politikwissenschaftler, Generäle im Ruhestand und ihresgleichen verstehen die Rolle der Kultur nicht. Sie glauben, dass Länder wie Angola die gleiche Politik, Wirtschaft und Sozialstruktur haben wie wir. Für manche Theoretiker ist Kultur das, was die Oper ihnen bietet.«
Zoah blätterte zu der ersten Statistik, und seine Lippen bewegten sich, als er sich die Daten anschaute. »Hm! Cleverer Gebrauch von Tau, nicht wahr? Und es ist eine neuartige Anwendung der Korrelationskoeffizienten.«
Zoah setzte sich auf seinen Stuhl. Er nahm einen Taschenrechner von Texas Instruments in die Hand und tippte geschickt Zahlen ein, während sein Blick zwischen dem Artikel und dem Display hin- und herwanderte.
Dusty schaute auf die grafische Darstellung einer Pueblo-Siedlung an der Wand.
Zoah blätterte wieder in dem Artikel und tippte Zahlen ein. Maureen wartete ungeduldig.
»Dr. Zoah?«, sagte sie schließlich. Dusty nahm von einem der Stapel einen Bericht, lehnte sich gegen die Tür und vertiefte sich in den Text.
Zoah schien alles um sich herum vergessen zu haben.
»Dr. Zoah«, sagte Maureen etwas lauter.
»Hm!« Er zuckte zusammen und schaute sie durch die dicken Brillengläser erstaunt an. »Ja? Verzeihung.«
»Wie ist Ihr erster Eindruck?«
»Faszinierend. Wo sind die restlichen Daten?«
Maureen beugte sich zu ihm hinunter. »Wie bitte?«
Zoah tippte mit dem Finger auf den Artikel. »Ein großes Potenzial. Aber nicht mehr als Hinweise auf den gesamten Anwendungsbereich des endgültigen Modells. Ich würde liebend gern den Rest der Daten sehen. Es fehlen zahlreiche Variablen.«
»Ach ja?«, fragte Dusty.
Zoah schaute ihn nachdenklich an. »Dieser Mark Schott ist ein cleverer Bursche. Er hat die besten Arbeiten aus diesem Forschungsbereich genommen – ich sehe sogar einige von mir, von Chuck Redman, Gunderson und David Hurst Thomas – und sich die Rosinen aus diesen Statistiken herausgepickt. Ich weiß nicht, woher diese eindrucksvollen Statistiken stammen, aber sie sind unglaublich elegant. Dann hat er eine Synthese gebildet, sie alle einander angepasst und sie in ein nahtloses Ganzes eingefügt. Aber die konkreten Zahlen fehlen.«
»Fred, wir sind Feldarchäologen und keine mathematisch bewanderten Sozialtheoretiker. Geben Sie uns bitte eine einfache Erklärung.«
Zoah warf ihr einen irritierten Blick zu. »Mit Statistiken werden Wahrscheinlichkeiten gemessen: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine gegebene Annahme richtig sein könnte? Nicht mehr und nicht weniger. Mit Statistiken kann man nichts beweisen .«
Maureen nickte. »Man kann nur eine mathematische Einschätzung von Wahrscheinlichkeiten vornehmen.«
»Richtig. Es ist zum Beispiel unmöglich, alle Daten einer archäologischen Grabungsstätte oder gar einer lebenden Gesellschaft zu sammeln. Stattdessen verschafft man sich eine Stichprobe, einen prozentualen Anteil des Ganzen. Aber wie hoch sind die Chancen, dass unsere Stichprobe das Ganze
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