Der Eden Effekt
akkurat widerspiegelt? In diesem Zusammenhang sprechen wir vom Konfidenzniveau, und das kann mathematisch bestimmt werden. Wir können aber noch mehr tun. Wir können durch eine Stichprobenerhebung etwas über die Menschen erfahren. Wir formulieren eine Hypothese. Zum Beispiel: Haben Frauen den Pueblo gebaut, den wir gerade ausgegraben haben? Wenn wir die Größe der auf dem Mörtel hinterlassenen Handabdrücke messen, können wir diese mit Messungen von Händen weiblicher Skelette vergleichen, die wir in dieser Grabungsstätte ausgegraben haben. Wir stellen fest, dass die meisten Abdrücke der Größe der Frauenhände entsprechen.«
»Aber wir sind niemals ganz sicher.«
»Richtig, Dr. Cole. Wurden vielleicht kleinere Männer aus anderen Dörfern geholt, um den Pueblo zu bauen? Wir wissen es nicht. Statistiken können uns aber zeigen, dass ein Vergleich zwischen den Abdrücken und den Händen der weiblichen Skelette nahelegt, dass diese Frauen wahrscheinlich den Pueblo gebaut haben.«
Dusty schaute von dem Bericht auf, in dem er las, und runzelte die Stirn. »Aber in dem Schott-Artikel geht es um viel mehr als um den Bau eines Pueblos.«
»Sie haben mich gebeten, es vereinfacht darzustellen«, entgegnete Zoah. »Das, was ich mache, und das, was Schott hier macht, bringt uns einen Quantensprung weiter in das Reich prognostischer Statistiken. Denken Sie nur an meine Arbeit über die Hohokam. Ich arbeite mit den Daten, die wir über die Kultur gesammelt haben, die im Phoenix-Becken hier in Arizona gelebt hat. Das beinhaltet archäologisches Material, Daten zur Umwelt, dem Klima, der Erde, der Wasserversorgung, der gesamten bebauten Fläche, der Instandhaltung der Kanäle, der Transportwege, der Lagerung, der zur Verfügung stehenden Ressourcen, der geschätzten Bevölkerungszahl basierend auf der Größe der Häuser und der Größe der Dörfer und eine Unmenge anderer Variablen. Anhand dieser Daten versuche ich genau darzustellen, wie die Hohokam-Kultur funktioniert hat. Basierend auf den Variablen, die ich ausgewählt habe, kann ich dabei berechnen, wie hoch die Chancen sind, dass mein Modell richtig ist.«
»Aber Sie sind niemals hundertprozentig sicher.« Maureen schmerzten bereits die Füße vom langen Stehen.
»Niemals.« Zoah seufzte. »Mit jeder neuen Ausgrabung werden Daten produziert, die das Modell modifizieren. Ich kann nur ein klareres Bild und eine höhere Wahrscheinlichkeit erreichen, sodass ich verstehen kann, wie die Hohokam tatsächlich gelebt haben und wie ihre Kultur funktioniert hat.«
»Und was halten Sie von Schotts Arbeit?«, fragte Dusty. »Was ist sein Ziel?«
Zoah grinste die beiden an und zeigte dabei seine gelben Zähne. »Ah, ein raffinierter Mann. Schott nimmt die archäologischen Modelle wie zum Beispiel meins und wendet sie auf die moderne Gesellschaft an.«
»Aber wie moderne Gesellschaften funktionieren, das wissen wir. In dieser Zeit leben wir doch, nicht wahr?«
Zoah winkte ab. »Was ist das wahre Ziel der Archäologie? Was stellt sie uns zur Verfügung, was wir für das Studium unserer gegenwärtigen Welt nicht verwenden können?«
»Zeit«, sagte Maureen leise. »Die Archäologie gibt uns die Möglichkeit, menschliche Kultursysteme im Verlauf der Zeit zu studieren.«
»Ja, genau«, pflichtete Zoah ihr bei. »Mein besonderes Interesse an den Hohokam gilt der Frage, warum diese Kultur letztendlich untergegangen ist. Denken Sie mal darüber nach. Fünfhundert Jahre lang blühte die Hohokam-Kultur in einer der unwirtlichsten Wüsten der Erde. Und dann 1380 nach Christi Geburt ging sie unter. Migration von Norden und dazu eine Naturkatastrophe machten es ihr unmöglich, weiter Nahrung zu produzieren. Innerhalb einer Generation trocknete zuerst das riesige Kanalsystem aus, und anschließend vertrockneten die einst grünen Felder. Zurück blieben von Sonne und Wind ausgedörrte Böden, und die großen Städte wurden verlassen.«
»Genauso wie bei den Anasazi im Gebiet des Chaco Canyon«, meinte Dusty.
Zoah nahm die Brille ab und putzte sie an seinem Hemd. »Und wie bei den Cahokia, den Flachland-Maya, der Harappa-Kultur, den Minoern, den Hethitern und anderen. Unsere Modelle haben uns gezeigt, dass die meisten großen Kulturen, Nationen, Staaten – wie auch immer man sie nennen will – demselben Muster folgen.«
Zoah zeigte auf den Artikel. »Schotts Arbeit ist darum so brillant, weil er alles nimmt, was wir erfahren haben, und das Modell auf die moderne Welt
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