Der Eden Effekt
abhängig. Was für einen großartigen Deal Mark mit ECSITE ausgehandelt hatte, bewies Chambers’ Entscheidung klar und deutlich.
»Ms French kann unterrichten, was sie will, Bill«, sagte der Präsident in ruhigem Ton. »Ich persönlich bin bereit, mich darauf einzulassen. Wenn wir zusätzliche Seminare im Bereich anthropologischer prognostischer Modelle anbieten können, warum nicht? Angesichts der Kürzungen der Forschungsgelder werde ich alles tun, damit wir konkurrenzfähig bleiben.«
Anika warf Mark einen beeindruckten Blick zu. Verdammt! Da hast du einen wirklich großen Coup gelandet. Sie fressen dir praktisch aus der Hand. Wie viel Geld war sein Deal wert? Vermutlich mindestens ein paar Hunderttausend und zahlreiche zusätzliche Vergünstigungen.
Chambers wandte sich wieder Anika zu. »Ms French? Sind Sie interessiert?«
Sie zögerte, denn sie hatte keine Lust, sich von Mark Schott für seine Projekte benutzen zu lassen. Außerdem hatte sie ein komisches Gefühl im Bauch. Doch sprachen die Fakten eine klare Sprache. Die Chancen, irgendwo anders einen Job zu finden, lagen unter zehn Prozent. Und selbst wenn sie einen Job finden würde, läge das Gehalt, das sie bei einer anderen Institution bekäme, unterhalb der Armutsgrenze.
Diesen Fakten konnte sie sich nicht verschließen. Sei nicht albern! Mein Gott, Mark geht nach Europa. Das ist ein toller Job! Er ist sicher, und ich bekomme zusätzlich zehntausend Dollar und brauche nicht einmal umzuziehen.
»Ich nehme das Angebot gerne an.«
Chambers warf ihr einen selbstgefälligen Blick zu und trommelte mit den Fingern auf den Tisch. »Ich lasse Ihnen die Verträge zukommen.« Er schaute sich um. »Gibt es sonst noch etwas? Nein? Dann lasse ich Sie jetzt allein, und Sie können die Einzelheiten mit Ms French besprechen, Mark.«
Als Anika hinter Mark den Raum verließ und noch immer zu begreifen versuchte, was soeben passiert war, sagte Laslo in gedämpftem Ton: »Sie waren schon immer ein aalglatter Typ, Mark. Warum habe ich in Ihrer Nähe immer das Gefühl, ich würde mit einem Gebrauchtwagenhändler sprechen?«
Mark warf ihm einen Seitenblick zu. »Woher soll ich das wissen? Aber bei Ihrem Gehalt sollten Sie wirklich mal darüber nachdenken, sich einen Neuwagen zu kaufen. Dann haben Sie auch bessere Garantiebedingungen.«
Anika schloss die Tür hinter sich und folgte Mark in sein Büro. Sie war nicht verwundert, dass die Hälfte seiner Bücher bereits in Kartons verpackt war.
Wie immer setzte sie sich auf den Stuhl neben seinem Schreibtisch. »Laslo hat recht. Was steckt wirklich dahinter?«
Mark setzte sich hin, zupfte an seinen Manschetten und lächelte. »Wo bleibt dein Vertrauen, nach allem, was wir beide gemeinsam erlebt haben?«
»Soll ich dir nach allem, was ich mit dir erlebt habe, jemals wieder vertrauen? Mark, auf dem Weg zu deinem Büro hab ich mal ein bisschen gerechnet. Es geht hier um wahnsinnig viel Geld. Sonst würde die Universität nicht nach deiner Pfeife tanzen.«
Er grinste triumphierend. »Du kannst nicht abstreiten, dass ich gut für mich sorge, Dr. French. Und wenn man bedenkt, wie viele Anthropologen mit abgeschlossenem Studium in diesem Land einen Job suchen, hast du wirklich Glück gehabt. Du hast eine tolle Stelle als Dozentin und bekommst ein ordentliches Gehalt. Und in Chambers’ Büro habe ich nicht erwähnt, dass es noch zusätzliche Vergünstigungen gibt.«
»Was denn für Vergünstigungen?«
»Reisen. Gelegentlich nach Europa und überallhin sonst auf der Welt, wenn du glaubst, für deine Forschungen Daten sammeln zu müssen. Und wenn du gute Leistungen bringst, besteht die Chance, in die Privatwirtschaft zu wechseln. Da würdest du bedeutend mehr verdienen.«
Anika fröstelte. »Auf der Grundlage meines Modells, richtig? Mark, wir waren uns einig, dass wir niemals versuchen würden ...«
»Nein!«, unterbrach er sie und hob eine Hand. Er wirkte plötzlich ziemlich angespannt. »Hör mir zu. ECSITE ist daran interessiert, seine Gelder dort zu investieren, wo das Unternehmen beim Aufbau von Entwicklungsländern den größten Einfluss nehmen kann. Ich helfe ihnen nur, die besten Standorte für ihre Investitionen auszuwählen. Ich untersuche die Sozialstrukturen, die Gebräuche der Einheimischen und die Verteilsysteme. Können Bildungseinrichtungen problemlos in die Stammesgesellschaft integriert werden? Eine Einschätzung der religiösen Flexibilität ... diese Dinge. Ja, es stimmt, die Untersuchungen basieren
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